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Blaskonzert

Porsche 911 GT3 RS (Foto: press-inform / Porsche)

Porsche stellt seine Triebwerke in den nächsten Jahren auf Turbotechnik um. Die Fans trauern - und schlagen auf dem Gebrauchtwagenmarkt kräftiger denn je zu.

Wenn Rennfahrerikone Walter Röhrl schon grollt, dann ist das kein gutes Zeichen. Porsche stellt seine Boxermotoren nach der 911er-Modellpflege in diesem Herbst schrittweise auf Turbotechnik um. Was bei Panamera, Cayenne und Macan bereits gilt, breitet sich dann auch beim Kernmodell Porsche 911 sowie später auch bei Cayman und Boxster aus. Die Bezeichnung Turbo am Heck des knackigen Stuttgarter Hinterteils steht dann nicht mehr für die Art der Motorisierung, sondern für die höchste Ausstattungsvariante. Die Fans bangen nicht zuletzt um den einzigartig sägenden Motorsound und die direkte Gasannahme. Die Zuffenhausener stecken seit über fünf Jahren gigantische Entwicklungssummen darin, diese Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen. Problematisch, weil auch Klappenauspuffe vor dem Aus stehen.

Wilder Gebrauchtwagenmarkt

Wer sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt derzeit für einen Porsche 911 jüngeren Baujahrs interessiert, dem laufen bei den ohnehin straffen 911er-Preisen gerade kalte Schauer über den Rücken. Besonders die vergangene Elfer-Variante des 997 erfreut sich - vor und nach der Modellpflege im Jahre 2009 - einer gigantischen Beliebtheit. Die Kaufpreise sind entsprechend. Denn der aktuelle Porsche 911 der Baureihe 991 ist vielen zu groß, der Radstand zu lang und das Heck erntet seit seiner Vorstellung nicht nur Applaus. Da kam die 997er-Generation, von 2004 bis 2012 auf dem Markt, gerade bei Porsche-Puristen besser an - egal ob Coupé, Cabrio oder der kaum relevante Targa. Die gigantische Nachfrage nach 997er-Modellen weitet sich zunehmend auch auf die guten 996er-Modelle aus. Gerade gepflegte Porsche 996 Carrera 4S sind neben dem 911 Turbo zu beliebten Sammlerobjekten geworden. Das breite Hinterteil des 4S-Allradlers mit der roten Reflektorspange ist bis heute die wohl sehenswerteste Rückansicht die ein Elfer in den vergangenen Jahrzehnten zu bieten hatte. 3,6 Liter Hubraum, 320 Sauger-PS (auf Wunsch auch 345 PS) und ein fahrdynamisch nicht immer beeindruckender Allradantrieb stehen bei Elfer-Fans hoch im Kurs. Zumindest dann, wenn der Wagen per Hand geschaltet wird. Die träge Automatik macht selbst schicke 996-4S-Versionen mit geringen Laufleistungen zum Ladenhüter.


Schon seit längerem steht fest, dass Porsche wegen immer strengerer Abgasvorschriften auf effizientere Triebwerke umstellen muss. Dabei gelten die Porsche-Sauger in ihrer Leistungsklasse als die sparsamsten Sportmotoren überhaupt. Doch es geht einmal mehr um die offiziellen Verbrauchszyklen und auf dem Prüfstand stellen sich kleinere Hubräume mit entsprechender Zwangsbeatmung gerade im Teillastbetrieb einfach sparsamer als Saugmotoren an. Porsche ist nicht der einzige, der seine leistungsstarken Saugmotoren sukzessive in Rente schicken muss. Ferrari implantierte seinem neuen 488 GTB ebenfalls einen brüllenden V8-Turbo und BMW schickte zunächst das grandiose V10-Triebwerk von M5 / M6 und dann den hoch drehenden V8-Sauger des M3 in Rente. Das doppelte Sechszylinder-Kraftpaket aus BMW M3 / M4 holt seine 431 PS mittlerweile aus drei Litern Hubraum mit Turbopower. Auch bei Audi und Mercedes stehen die Sauger längst auch bei den Sportversionen vor dem Aus. Während AMG seinen neuen GTS mit einem doppelt aufgeladenen Vierliter-Achtzylinder zu Höchstleistungen von bis zu 510 PS und mehr anstachelt, müssen längst auch Audi RS6 / RS7 ihre 560 PS mit Turbounterstützung erkämpfen. Nur beim neuen Audi R8 setzen die Ingolstädter nach wie vor auf Saugtechnik - mit bis zu 610 PS. Gleiches gilt bei Lamborghini.

Doch bei keinem anderen Sportwagen auf der Welt wird das Heulen und Zähneklappern der Anhänger wegen dem Ende der Saugmotoren ähnlich groß sein, wie beim Porsche 911. Weniger als drei Liter Hubraum reichen dem Boxermotor aus, um über 350 PS zu generieren. Die Fans schütteln derzeit noch den Kopf und decken sich je nach Budget mit den beliebtesten Saugergenerationen von 996, 997 und 991 ein. Besonders begehrt: der Porsche 911 Carrera GTS 2 / GTS 4 oder der Carrera 4S. Für die kommende Generation an Boxster und Cayman kommt es noch dicker. Sie werden zukünftig nicht nur mit sechs Boxerzylindern, sondern auch vier Brennkammern auskommen müssen. Wertvolle Erfahrungen macht hierzu seit zwei Jahren der WEC-Einsatz des Porsche 919 Hybrid, der seine hybriden Höchstleistungen auch nur aus vier Zylindern, zwei Litern Hubraum und Turboaufladung holt. Zumindest die imagelosen Vierzylinder sollten den Porsche 911 auch nach der Modellpflege auf der IAA im September 2015 erspart bleiben. Vielleicht können sich die Porsche-Fans langfristig sogar mit der Turbopower anfreunden, denn die Fahrleistungen werden neue Maßstäbe setzen. Schließlich hat das Doppelkupplungsgetriebe längst auch die Handschaltung in den Schatten gedrängt. Und: die Rennversionen wie 911 GT3 oder GT3 RS setzen weiterhin auf hoch drehende Saugmotoren. Bis sich die internationalen Reglements ändern. Dann dürfte auch hier Schluss sein.

Porsche 911 Turbo Cabrio (Foto: press-inform / Porsche)
Porsche 919 Hybrid Le Mans 2014 (Foto: press-inform / Porsche)
Porsche 911 GT3 RS (Foto: press-inform / Porsche)
(Foto: Porsche)
(Foto: press-inform / Porsche)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: press-inform / Porsche)
(Foto: Porsche)
(Foto: press-inform / Porsche)
(Foto: press-inform / Porsche)
(Foto: press-inform / Porsche)
(Foto: press-inform / Porsche)

 

Autor: Stefan Grundhoff  Stand: 11.03.2015
Fotos: press-inform / Porsche