Damit der Sportler auch über Stock und Stein funktioniert, sind nicht nur spezielle All-Terrain-Reifen nötig (eine Pirelli-Sonderentwicklung mit neun Millimeter tiefen Stollen, verstärkten Flanken und zwei Karkassenlagen unter den Laufflächen), sondern auch entsprechende Fahrsysteme. Denn neben Normal, Sport und Wet hat dieser Porsche noch Rallye sowie Off Road in petto. Während bei Rallye die Kraft hauptsächlich nach hinten geht, ist Off-Road für solche Stunts wie die Dünen Hatz gedacht und der Porsche 911 Dakar streckt die Beine um weitere drei Zentimeter. Bei den Fahrsystemen hilft dem Dakar-Elfer die Gnade der späten Geburt. Da er das letzte Auto vor der Modellpflege des Zuffenhausener Sportlers ist, sind die Dynamikspender auch dementsprechend ausgereift, was den Ingenieuren die Arbeit leichter gemacht hat. „Der Dakar hat alle Waffen an Bord“, sagt Thomas Krickelberg. Also unter anderem ein regelbares Sperrdifferential an der Hinterachse, die Hinterachslenkung, einen Allradantrieb und eine Wankstabilsierung, adaptive Dämpfer. Trotzdem war die Abstimmung nicht ganz einfach. „Wir haben alle Systeme auf links gedreht“, erklärt Fahrdynamiksysteme-Experte Holger Kleinknecht.
Quer ist mehr
Jedes Detail ist wichtig. Die Motorenlager stammen vom 911 GT3 und sind steifer als die im GTS. Der Motor samt Getriebe wiegt mehr als 300 Kilogramm und die Lager unterbinden das Auf- und Ab-Eigenleben der Einheit wirkungsvoller, wenn der Porsche mit Karacho über Stock und Stein brettert. „Damit kommt auch ein Touch GT3 ins Auto“; weiß Achim Lamparter, Gesamtprojektleiter 911 Dakar. Das merkt schon nach wenigen Kilometern auf Asphaltstraßen. Auch dieser Neunelfer fegt straff gefedert mit einer minimalen Lenkbewegung durch die Kurven. Mit 353 kW / 480 PS und einem maximalen Drehmoment von 570 Newtonmetern ist der Dakar-911er mehr als ausreichend motorisiert und gehört auch in der Dynamikabteilung zu den Alphatieren. Wer den Dynamik-Tango tanzen will, findet mit dem Stelzen-Neunelfer den geeigneten Tanzpartner. Der zudem noch leichtfüßig ist. Die CFK-Motorhaube aus dem 911 GT 3 mit den auffälligen Nüstern, leichte Scheiben, Sportschalensitze, die fehlende Rückbank und der feststehende aus Carbon-Verbundstoff helfen, das Gewicht der Gelände-Rakete auf 1.605 Kilogramm zu drücken. Das sind lediglich zehn Kilogramm mehr als der Porsche 911 Carrera 4 GTS mit dem gleichen Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe. Und das trotz des stabilen Überrollbügels und dem Unterbodenschutz am Fahrzeug. Denn ein Neunelfer muss auch auf der Rennstrecke sauschnell sein. Das steht in jedem Lastenheft. Der Porsche 911 Dakar braucht für eine Runde auf der Nordschleife des Nürburgrings knapp unter acht Minuten und ist damit genauso schnell wie der 911 GT3 (der Baureihe 996).
Wer die überfüllten Verkehrsadern meiden will und auf Feldwegen seine Rallye-Künste beweisen will, aktiviert das gleichnamige Fahrprogramm und freut sich über den heckbetonten Antrieb. Quer ist mehr, lautet dann die Devise. Dabei bleibt sich der Porsche auch auf diesem Untergrund treu. Unglaublich mit wie viel Karacho man auch auf losen Untergrund um die Ecken pfeffern kann. Allerdings wird der Beifahrer dabei so durchgeschüttelt, dass der sich oft einen zweiten Haltegriff wünscht.
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- Geschrieben von Wolfgang Gomoll
- Veröffentlicht: 01. Februar 2023