Langer Anlauf

So - jetzt ist er also da und will es zur Sommersaison 2022 noch einmal wissen. Jahrzehntelang war der SL die große Ikone im Hause Mercedes, doch dann führte seit den späten 2000er Jahren er nur noch ein Schattendasein. Mit der neuen Generation - endlich wieder mit Stoffdach - soll alles anders werden; dank echter AMG-Gene.
Man kann trefflich darüber streiten, ob ein Mercedes SL obligatorisch ins sportliche AMG-Lager gehört, doch genau hier ist er zukünftig zu Hause. Und daran lassen weder seine Optik, noch das Fahrverhalten nennenswerte Zweifel. Gerade von vorne sieht man Dank des markanten Kühlergrills mit AMG-Vertikalstreben die Abstammung aus Affalterbach. Vielleicht etwas zu viel der Ähnlichkeit mit dem aktuellen AMG GT, aber dessen Gesicht kommt bekanntlich allemal an. Der Rest ist stimmig, außer man entscheidet sich für einen hellen Farbton beim Außenlack, denn dann gibt es am rundlich-bulligen Hinterteil einige Fugen, die wie der ausfahrbare Heckspoiler das sportliche Bild des klassischen Roadsters stören. Endlich hat der SL wieder ein Stoffdach und es hat ein Ende mit der nur mäßig eleganten Klappkonstruktion der vergangenen zwei Generationen. Dagegen hätte man sich die beiden Notsitze im winzigen Fond nach Porsche-911-Vorbild sparen können, denn hier sitzt ohnehin niemand und eine reine Ablagefläche für Reisetaschen wäre praktischer gewesen.
Allradantrieb und -lenkung serienmäßig
Doch der neue Mercedes SL ist nicht nur optisch ein AMG, auch seine Sportlichkeit ist auf einem völlig neuen Niveau angekommen. Mehr denn je ist der neue Mercedes SL ein Hightech-Geschoss, denn zum Marktstart gibt es nur aufgeladene Vierliter-V8, die die Bezeichnungen SL 55 und SL 63 tragen. Die meisten Kunden werden wohl schon aus Imagegründen zum stärkeren 63er-Bruder greifen, der statt der an sich allemal ausreichenden 350 kW / 476 PS / 700 Nm kräftig bollernde 430 kW / 585 PS / 800 Nm unter der langen Motorhaube leistet. Wie schon seine Vorgänger ist der Mercedes SL trotz der einstigen Namensbasis (SL - Super-Leicht) mit einem Leergewicht von 1.970 Kilogramm alles andere als ein Leichtgewicht, doch ein echter Sportler. Dafür sorgen nicht nur das in jedem Drehzahlbereich bullig wummernde V8-Triebwerk, sondern auch ein adaptives Fahrwerk, das trotz variabler Verstellung je nach angewähltem Fahrprogramm eher die AMG-Gene nach außen kehrt als die klassischen SL-Gene des sportlichen Cruisers bedient. Dafür, dass sich der SL dabei so dynamisch und sportlich fährt, sorgen unter anderem Allradlenkung und Allradantrieb - beides Dreingaben, die schon für die Vorgängergeneration im Gespräch waren, jedoch seinerzeit nicht umgesetzt wurden. Überzeugend arbeitet bei flotter Gangart die hydraulische Wankstabilisierung des SL 63, bei der aktive Hydraulikelemente die mechanischen Querstabilisatoren ersetzt und die Karosseriebewegungen souverän ausgleicht.
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- Veröffentlicht: 11. Januar 2022