Bisher stand der Quantino nur auf Messen und gab statisch das Versprechen einer Elektromobilität bar jeder Reichweiten- und Nachfüllangst. Echte Beweise der Funktionstüchtigkeit blieben aus. Jetzt fährt das Auto und ist sogar ein echter Zweisitzer. "Auf dem Genfer Salon nahm die Flusszellen-Technik noch den ganzen Raum des Beifahrers ein. "Mittlerweile konnten das so verkleinern, dass es hinter die Sitze passt. Das ist ein großer Schritt für uns", sagt Nunzio und schwingt sich für die ersten Kilometer auf den freien Platz rechts. Schon im Stand surrt das hüfthohe Vehikel vor sich hin. Teile des Cockpits stammen von Serienmodellen, der Schlüssel von BMW "Aber mit einem NanoFlowCell Zeichen", lacht La Vecchia.
Ökologischer Sprit
Ein Druck auf den D-Knopf und der Quantino spannt seine Muskeln. Drauf aufs Gas und los geht der Ritt auf dem Pionier-Fahrzeug. Um es gleich vorneweg zu nehmen. Das NanoFlowCell-Auto fährt sich nicht anders, als andere E-Mobile. Angefangen von sofort vorhandenen Drehmoment bis hin zu der Tatsache, dass der Maschine bei höheren Tempo langsam die Luft ausgeht. Mit Karacho brennt der Prototyp auf die erste Kurvenkombination zu. Immerhin reichen die 80 kW / 109 PS für einen Sprint in weniger als fünf Sekunden von null auf 100 km/h und einer Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h. Die Lenkung leidet unter dem Tesla-Syndrom, ist indifferent und gibt so gut, wie keine Rückmeldung. Trotzdem: Rum ums Eck und schwupps, sofort kommt das Heck. Gottseidank ist das Vehikel gutmütig und lässt sich ohne große Kurbelei durch bloßes Gaswegnehmen wieder einfangen. Weiter geht es mit der E-Hatz über das kupierte Gelände des TCS-Testzentrums nahe Hinwil. "Das Auto gehört ihnen, Sie können bis heute Abend damit fahren. Wir haben mit Prototypen schon 14 Stunden geschafft", strahlt Nunzio. Der Quantino soll eine Reichweite von mehr als 1000 Kilometern haben.
In den nächsten Runden wird der Tiefflug in dem quietschgelben Vehikel immer vertauter. Fahrdynamik können andere besser. Ohne Frage. Aber die NanoFlowCell-Truppe wird nicht müde zu erwähnen, dass sie kein Automobilbauer sind und der Autodidakt Nunzio sich das Wissen über die Zell-Chemie im Selbststudium beigebracht hat. "In Europa werden neue Ideen kritisiert. In Amerika sind uns Institute, wie das berühmte M.I.T ziemlich nah auf den Fersen", sagen die NanoFlowCell-Verantwortlichen. Nunzio La Vecchia will jetzt das Ei des Kolumbus gefunden haben. Die bahnbrechende Erfindung sei nicht die Flusszellen-Technologie, sondern die Zusammensetzung des Elektrolytes. Deswegen will man auch die Autos nicht aus der Schweiz lassen. "Dann könnte es sein, dass beim Zoll eine Probe genommen wird und die bei einem Wettbewerber landet", wollen die Schweizer kein Risiko eingehen. Zumal die Erfindung noch nicht patentiert ist. Auch die Überbleibsel des Bio-Sprits stellen kein Problem dar: Das Wasser wird in einem feinen Nebel versprüht und die Salz-Reste des Elektrolytes in einem Sieb gefangen, das man selbst wechseln kann. Auch der Verschleiß soll gering sein: Die Flusszellen-Batterie soll 10.000 Ladezyklen vertragen, ehe die Membran gewechselt werden muss. Bei einer Reichweite von rund 1.000 Kilometern pro Ladung, wären das traumhafte Werte.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 05. Oktober 2016