Auf sie mit Gebrüll!

Der Ford Mustang GT 5.0 begeistert mit PS-Power, einem scharfen Design und einem fairen Preis. Bei so einem Wildpferd werden auch die Europäer schwach.
Ein Kölner in München? Das geht ja nicht einmal zur Karnevalszeit gut, wenn sich die rheinische Frohnatur über das - seiner Meinung nach - hemdsärmlige närrische Treiben in der bayerischen Metropole amüsiert. Außerdem hat der FC Köln in der Allianz-Arena in den letzten beiden Jahren kaum Bäume ausgerissen, wie jeder leidgeprüfte "Effzeh"-Fan weiß. Und jetzt soll ein Ford Mustang mit dem "K" auf dem Nummernschild im Revier von BMW wildern? Das kann ja heiter werden. Doch beim Anblick des Amis in Good ol\' Bavaria verpuffen diese Missionszweifel augenblicklich. Rein in das Cockpit und in die bequemen Recaro-Leder-Sportsitze (1.800 Euro extra). Sofort fällt auf, dass man vergleichsweise hoch im Sattel sitzt. Ab einer Größe von 1,90 Metern wird es eng ums Haupt. Instinktiv greift die Hand nach rechts auf den runden Gangknüppel, der gut in der Hand liegt. Der Mustang ist noch einer von der alten Schule, einer der das Zusammenspiel zwischen Kupplung und Handschaltung perfektioniert haben will. Schon auf den ersten Metern durch den Münchener wird klar, das Pony-Car ist nichts für Weicheier und will hart angefasst werden.
Knackige Handschaltung
Die Kupplung malträtiert die Beinmuskeln nicht über Gebühr, aber das Sechsganggetriebe ist knackig bis knorpelig. Mit leichtem Flutschen ist da nichts. Dafür sorgt schon die mächtige Kardanwelle, die die Power des V8-Kraftwerks nach hinten transferiert. Bei jedem Gangwechsel ist ein Widerstand zu überwinden. Das ist puristisch, gut und passend zu einem Mustang, aber nur mäßig Spaß bringend im Stop-and-go-Verkehr. Der Motor vertreibt sich die Zeit mit wohltönenden achtstimmigen Arien, die den Fahrer noch mit einem sonoren kräftigen Brüllen verwöhnen, das auch auf die Dauer nicht nervt, aber so laut ist, dass der Bussi-Bussi-Gesellschaft in den Straßencafés die Tiramisu von der Gabel springt. Das gelungene Aussehen des Zweitürers, der die klassischen GT-Formen des traditionellen Musclecars zitiert, tut sein Übriges dazu, um Aufmerksamkeit zu heischen. Wer sich einen Mustang in die Garage stellt, darf kein verhuschter Geselle sein.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 20. November 2015