Drucken

Krieg der Welten

Das Mercedes AMG C 63 S Coupé hat 510 PS (Foto: press-inform / Porsche)

Mercedes AMG dreht gewaltig an der PS-Schraube. In der S-Version ballert das AMG C 63 Coupé mit 510 Pferdestärken über den Asphalt. Nur zur Erinnerung: Der Porsche 911 Turbo der Baureihe 997 hatte vor fünf Jahren 500 PS.

Eigentlich sind Schwaben keine Auf-den-Putz-Hauer. Leise Töne und bescheidene Zurückhaltung zeichnen den süddeutschen Menschenschlag aus. Aber das Mercedes AMG C 63 S Coupé ist aus einem anderen Holz geschnitzt. Hat man die Taste mit dem Auspuff-Symbol in der Mittelkonsole aktiviert, setzt jede Bewegung des rechten Fußes die akustische Hölle frei. Die Performance Abgasanlage macht ihren Namen akustisch alle Ehre und brüllt mit einer Vehemenz los, dass Passanten vor Schreck fast den Kaffeebecher fallen lassen. Auf Wunsch entwickelt die Klappenauspuffanlage einen Verbrennungsorkan bestehend aus einem tiefen Röcheln, einem metallischen Brüllen, bollernden Zwischengas und dem heißen Sirren der beiden Turbolader, die das Klang-Orchester namens V8-Motor zwangsbeatmen.

Extrovertierte Optik

Mercedes Kennern wird dieser Aufbau bekannt vorkommen. Denn das Biturbo-Aggregat hat eine enge Verwandtschaft mit dem Triebwerk des AMG GTs und kommt schon in den AMG C 63 Versionen der Limousine und des T-Modells zum Einsatz. "Dieser Motor wird die Basis für die AMG-Versionen der kommenden E-Klasse bilden", öffnet AMG-Chef Tobias Moers die Tür in die Zukunft der Mercedes-Tochter einen Spalt weit. Aktuell muss sich das Kraftwerk bestehend aus acht Töpfen und zwei Turboladern, die innen angebracht sind, mit 350 kW / 476 PS beziehungsweise 375 kW / 510 PS begnügen. Der Preisunterschied zwischen beiden Varianten beträgt 8.270,50 Euro (77.826 Euro für den AMG C 63 zu 86.096,50 Euro für den AMG C 63 S). Eine Menge Holz. Mit 510 PS stößt der M4 Konkurrent in neue Kraftmeier-Sphären vor. Vor fünf Jahren hatte ein Porsche 911 Turbo zehn PS weniger. Bügelt der Mercedes den 997er Turbo auch auf der Straße?


Der AMG C 63 S strotzt vor Kraft, zeigt diese Potenz auch. Große Nüstern vorne, die den Sauerstoff förmlich von der Straße saugen, brutal breite Kotflügel, die jeweils gut drei Zentimeter weiter herausragen, als beim nicht gerade hohlwangigen "normalen" C-Klasse Coupé. Die Brems-Entlüftungshutzen verleihen dem Coupé noch einen extra Schuss Machismo. Die optisch breitere Brust tut dem Mercedes gut. Beim Porsche Turbo brauchen wir uns mit einer möglichen Backfisch-Optik gar nicht zu beschäftigen, da ist visuelles Überholprestige Programm. Auf dem Asphalt und bei der Technik sind allerdings durchaus Unterschiede erkennbar.

Kompromisslosigkeit fehlt

Interessanterweise verfügt das C 63 S Coupé über keinen Allradantrieb. "Wir haben uns bei diesem Auto richtig Gedanken gemacht"; berichtet AMG-Chef Tobias Moers stolz und fügt zu Beweis den Fakt an, dass die Affalterbacher Kanonenkugel auf der Nordschleife eine Zeit von unter 7:50 Minuten in den Asphalt brennt. "Auf Standardreifen", wie Moers betont. "Das ist nicht einfach die Technik der AMG C 63 Limousine mit einem Hut, das ist ein völlig neues Auto", sagt Tobias Moers. Lediglich die Türen, das Dach und der Kofferraumdeckel stammen vom Serien-Coupé. Der Rest wurde von der AMG-Truppe massiv auf Performance getrimmt: Ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse, ein komplett neues Fahrwerk mit Uniball-Lagern geben dem AMG eine Präzision, die jede Kurve zum Erlebnis macht. Beim Einlenken hilft das Gewicht des kompakten Achtzylinders und bei der Kurvendurch- und - Ausfahrt die mitteilsame Hinterachse, die den Lenker nie im Unklaren über die Absichten des Hecks lässt.

Der AMG-Kraftmeier hat zehn PS mehr als der Porsche Turbo (997) Baujahr 2010 (Foto: press-inform / Porsche)
Das Heck des Mercedes AMG C 63 S Coupé ist beeindruckend (Foto: press-inform / Mercedes)
Auch der Porsche Turbo hat einen "breiten Hintern" (Foto: press-inform / Porsche)
(Foto: press-inform / Mercedes)
(Foto: press-inform / Porsche)
(Foto: press-inform / Mercedes)

Doch bei aller grandiosen Agilität gepaart mit einer erstaunlichen Portion Komfort, fehlt dem AMG die Kompromisslosigkeit des Porsche Turbos, der mit seinem Hang-on-Allradantrieb das Lastwechsel-Kombinationsspiel mit schnellen Kraftverteilungs-Doppelpässen zwischen der Vorder- und Hinterachse schon 2010 ziemlich perfekt beherrschte. Aus seinem 3,8 Liter großen Sechszylinder-Boxer presst der 911er mit dem optionalen Chrono-Paket ebenso, wie der Mercedes AMG C 63 S, 700 Nm Drehmoment heraus. Von null auf 100 km/h in 3,4 Sekunden ist noch beeindruckender als eine Höchstgeschwindigkeit, die zumindest nach Tacho jenseits der 325 km/h liegt. Da sieht sogar das AMG C 63 S Coupé blass aus.

 
(Foto: press-inform / Porsche)
(Foto: press-inform / Mercedes)
(Foto: press-inform / Mercedes)
(Foto: press-inform / Mercedes)
(Foto: press-inform / Mercedes)
(Foto: press-inform / Mercedes)
Autor: Wolfgang Gomoll, Malaga  Stand: 10.11.2015
Fotos: press-inform / Porsche