Gewagtes Unternehmen

Nissans GT-R LM Nismo ist das extravaganteste Auto beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Das Batmobil setzt entgegen jeder Motorsportweisheit auf Frontantrieb. Hinter dem vermeintlichen Anachronismus steckt ein Kalkül, das auch den Serienfahrzeugen zugutekommen soll.
Der Audi Manager besteht darauf, anonym zu bleiben. Als ihm das Siegel der Verschwiegenheit garantiert wird, schmunzelt er: "Was Nissan in Le Mans macht, ist ein gewagtes Unternehmen." Das ist noch höflich ausgedrückt. Andere Experten lästern über "Frontkratzer, die als rollende Schikanen" dem Feld hinterherhecheln. Gemeint ist das Batmobil, der Nissan GT-R LM Nismo, das coolste Auto bei den 24 Stunden von Le Mans, aber sicher nicht das schnellste. Im Qualifying hinkte der schnellste Nissan 20 Sekunden hinter dem Poleposition-Porsche her. Selbst Teams wie Rebellion und Bykolles zeigten den Japanern die Hinterräder.
Aerodynamische Vorteile
Die Kritiker sehen sich angesichts dieser Fakten bestätigt: Frontantrieb mag in der seriennahen WTCC-Serie funktionieren, aber nicht bei den Hightech-Boliden der LMP1. Nissan selbst ist sich der Lage durchaus bewusst: "Wir stehen am Anfang des Programms und sind hier, um Erfahrungen zu sammeln", sagt der technische Direktor Ben Bowlby und beharrt darauf, dass Nissan einen Plan hat, egal, was alle anderen denken. Die Idee dahinter ist zumindest nachvollziehbar: "Wir haben das Prinzip der anderen Autos auf den Kopf gestellt", erklärt Bowlby. Bei den Autos der LMP1 spielt die Aerodynamik eine große Rolle. Audi hat für das Rennen in Le Mans ein spezielles Aerodynamik-Paket konzipiert, dass rund 30 km/h mehr Top-Speed bringt.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 12. Juni 2015