Warum trotz des Zusammenspiels der 325 Millimeter breiten und 21 Zoll großen Hinterräder mit der perfekt arbeitenden Traktionskontrolle dennoch der kalte Schweiß fließt? Eben wegen jener hohen Geschwindigkeiten. An Stellen, wo normal geartete Autofahrer bremsen, jagt der Drehzahlmesser beim 4,55 Meter langen GT3 RS gern nochmal kurz gen 9.000 Umdrehungen pro Minute. Wo normalerweise mit maximal 80 Kilometer pro Stunde in eine Kurve eingelenkt wird, donnert der 1.420 Kilogramm schwere Zweisitzer fast doppelt so schnell durch. Die Frage nach dem Warum kann und wird immer gleich beantwortet: Weil es die Gesetze der Physik zulassen. Die einzige Schwachstelle beim 1,29 Meter flachen Porsche 911 GT3 RS sitzt hinter dem schicken Alcantara-Lenkrad und heißt Mensch.
In 10,9 Sekunden bis Tempo 200
Um auch dort die Fehlerquote möglichst gering zu halten, darf der Fahrer während der kompletten Fahrt beide Hände am Lenkrad halten. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe PDK "schaltet genauso, wie es ein Rennfahrer machen würde" lobt Rennfahrer-Legende Walter Röhrl die Automatik. "Wir bei Porsche schalten natürlich gerne per Hand, aber noch lieber sind wir schneller", lautet die emotionslose Erklärung von Andreas Preuninger. Und auch die Lenkung könnte nicht präziser und genauer reagieren. Lässt selbst ein begnadeter Rennfahrer die Finger von der Traktionskontrolle, die Sport-Federung ist stets eine der ersten Einstellungen, die er beim Besteigen des Cockpits betätigt. Schon auf den ersten Meter wird die Wirkung dieses kleinen Fingerzeigs deutlich. Der Kontakt zur Fahrbahn könnte nur direkter sein, wenn der Hintern direkten Kontakt zum Asphalt hätte.
Das wiederum bietet sich bei Geschwindigkeiten von bis zu 310 Kilometern pro Stunde nur bedingt an. Viel imposanter als die Topspeed ist allerdings der Weg dorthin. Im Stand den linken Fuß auf der Bremse, den rechten Fuß voll auf dem Gaspedal positioniert, springt der Drehzahlmesser bis kurz vor die große Sieben und im Display erscheinen die magischen Worte "Launch Control aktiviert". Die sich auf sechs Brennkammern verteilenden vier Liter Hubraum füllen sich klangvoll mit Treibstoff. Mit dem Lösen der Bremse startet ein von den Ansauggeräuschen durch die gewaltigen Lufteinlasskanäle noch viel präsenter zu spürender Orkan. Nach 3,3 Sekunden fliegt die Tachonadel über die 100, nach weiteren 7,6 Sekunden ist die doppelte Geschwindigkeit erreicht. Zusammen mit der auf Wunsch knallharten Federung entsteht so eine der schnellsten Ganzkörpermassagen im Automobilsektor, die stets von einem zwanghaften Lachen, Schreien oder auch allem zusammen begleitet wird.
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 18. Mai 2015