Das Dilemma der Normalität

Nach jahrelanger Durststrecke schreibt Tesla endlich schwarze Zahlen. Unlängst ist das viermillionste Auto vom Band gerollt. Doch mit der Mutation zum traditionellen Autobauer verliert das US-Unternehmen seine disruptive Verve, die einen großen Teil des Sex-Appeals ausgemacht hat.
Was bei traditionellen Automobilbauern die Jahrespressekonferenzen sind, ist bei Tesla der „Day“. Allerdings gibt es von diesen Veranstaltungen mehrere, einen für Investoren, einen, der sich mit Batterien beschäftigt und einen, bei dem es sich um die künstliche Intelligenz dreht. Diese Ereignisse werden von den Jüngern der amerikanischen Elektromarke sehnsüchtig erwartet. Schließlich nutzt Elon Musk diese Gelegenheiten, Neuigkeiten mit großem Tamtam anzukündigen. Man denke nur an die Begeisterungsstürme beim Hyperloop oder dem Cybertruck (inklusive Glas-Panne bei der Vorstellung) zurück.
Selbstbeweihräucherung gehört dazu
Unlängst hatte Tesla zu einem „Investor Day“ nach Texas geladen. Die Erwartungen waren groß. Schließlich sollte der Masterplan 3 verkündet werden. Vollmundig garniert mit einem gehörigen Schuss muskscher Attitüde: „Eine Botschaft voller Hoffnung und Optimismus“ sollte es werden. Der Heiland spricht zu seinen Jüngern, die zurecht Antworten auf fast schon profane Autobauer-Fragen erwarteten. Wie sieht es aus mit neuen Modellen? Neuen Plattformen? Und so weiter und so fort. Schließlich sind das nicht ganz unerhebliche Aspekte, wenn es um die Zukunft einer automobilen Marke geht.
- Details
- Geschrieben von Wolfgang Gomoll
- Veröffentlicht: 20. März 2023