Bye bye Deutschland

Deutschland droht ein Exodus einer seiner Kernindustrien. Während die Automobilhersteller hierzulande mit höheren Kosten und einem Wust an Regularien zu kämpfen haben, empfangen die USA sie mit offenen Armen. Die Konsequenzen für die Volkswirtschaft sind verheerend, wie eine Analyse der Unternehmensberatung Berylls zeigt.
Für Volkswagen hatte der weltberühmte Slogan „Made in Germany“ stets eine besondere Bedeutung. Mit soliden und dennoch erschwinglichen Autos wie dem VW Golf entwickelte sich der niedersächsische Autobauer zu einem Weltkonzern. Die fast schon sprichwörtliche Qualitätsbesessenheit des ehemaligen Führungsduos Martin Winterkorn und dem Patriarchen Fugen-Ferdinand Piëch verstärkte den Mythos des teutonischen Autobaus nur noch. Von der Arbeit der Menschen in Wolfsburg, Stuttgart und München profitierte das ganze Land. Doch diese Symbiose könnte sich schon bald dem Ende zuneigen. Statt Made in Germany heißt es dann Made in USA, Made in Mexiko oder Made in China. BMW investiert ebenfalls in seine Werke in Mexiko und Ungarn und folgt damit dem VW-Beispiel. Auch in München können sie rechnen. Wenn die Lohn- und Energiekosten die Gewinnmarge auffressen, wird es düster in der markanten Vierzylinder-Konzernzentrale am Petuelring.
Verheerende Konsequenzen
„Wir werden keine neuen Elektrofabriken in Europa bauen, sondern die bestehenden transformieren“, sickerte eine Aussage von VW-Finanzvorstand Arno Antlitz aus dem firmeneigenen Intranet, bei der es um das Prestigeprojekt „Trinity“ ging. Gebaut wird woanders. Nämlich im Süden der USA. Denn da will der niedersächsische Autobauer eine Fabrik für die wiederbelebte Automarke Scout aus dem Boden stampfen. Geködert mit Subventionen der US-Regierung in Höhe in Milliardenhöhe. Eine Gigafabrik soll folgen. Diese strategische Entscheidung hat ganz simple: Konsequenzen. Jeder Job, der im Ausland geschaffen wird, fehlt in Deutschland. Wenn ein Unternehmen wie Volkswagen, bei dem das Land Niedersachsen und die Arbeitnehmerschaft eine wichtige Rolle spielen, solche wichtigen Investitionen außerhalb des Heimatmarktes plant, hat das eine verheerende Signalwirkung.
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- Geschrieben von Wolfgang Gomoll
- Veröffentlicht: 15. März 2023