Gefahr für die Wirtschaft

Während im Monatsrhythmus neue Automarken in China kreiert werden und sich auch die US-Industrie zunehmend auf Elektrofahrzeuge umstellt, wird der Standort Europa und speziell Deutschland immer unattraktiver für die Autohersteller.
Neben den hohen Energiekosten schlagen insbesondere die immensen Lohnkosten zu Buche. Nicht nur der Verband der deutschen Automobilindustrie sieht eine Abwanderung ins Ausland. Pandemie, Ukrainekrieg und weltwirtschaftliche Gesamtsituation sind noch immer nicht nur Ruhe gekommen – im Gegenteil. Die Lieferketten sind nach wie vor gestört, wichtige Produktionsvolumina fehlen und statt der einst proklamierten Vision eines weltweiten Freihandels treten immer mehr Protektionismus-Mauern. Nicht zuletzt eine Nation wie Deutschland ist auf eine große Nachfrage im Ausland angewiesen, um die eigenen Produkte erfolg- und ertragreich exportieren zu können. Asien-Gigant China befindet sich in einer vergleichbaren Lage. Auch wenn das Reich der Mitte langfristig eine größtmögliche Autarkie vom Weltmarkt anstrebt, gilt nach wie vor die Prämisse „von China für die Welt“. Die Frage ist, wie Deutschland sich im anstehenden globalen Wettstreit schlagen wird.
Vier- bis fünffache Stundenlöhne
Hauptprobleme sind Lohn- und Energiekosten, die in Deutschland seit Jahren aus dem Ruder gelaufen sind und den Standort immer unattraktiver machen. „In unseren Zahlen gehen wir von vier- bis fünffachen Stundenlöhnen in Deutschland gegenüber einem gemittelten Wert für China aus. Das ist in meinen Augen eine konservative Einschätzung. Üblicherweise werden Bruttomonatslöhne verglichen, allerdings ist zu beachten, dass die Arbeitszeiten je Monat unterschiedlich sind. Für unsere Betrachtung legen wir 40 Arbeitsstunden pro Woche in der Produktion zugrunde. Chinesische Arbeiter haben aber wesentlich weniger Urlaubstage im Jahr als die deutschen Angestellten. Offiziell sind es fünf bis zehn Tage pro Jahr, vertragliche Einzelregelungen können davon allerdings erheblich abweichen“, verdeutlicht Heiko Weber von der Unternehmensberatung Berylls. Die Strategieberatung – umfangreich in der Autobranche tätig – sieht noch andere Gefahren, wenn es um die Fertigung von Fahrzeugen geht. Laut Berylls lag der Energiekostenanteil pro Fahrzeug in Europa im Jahr 2022 bei etwa 800 Euro. Auch wenn sich die Lage auf dem Energiesektor aktuell etwas entspannt, bleibt das Niveau dieses Kostenfaktors hoch und erhöht damit den Standortnachteil der deutschen Autobauer.
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- Geschrieben von Wolfgang Gomoll
- Veröffentlicht: 18. Februar 2023