Die neue Normalität

Elektro wird die neue Normalität im Straßenverkehr – das hat nicht nur tiefgreifende Auswirkungen auf die Modellportfolios der traditionellen Autohersteller, sondern speziell auch auf die Nomenklatur. Die in den vergangenen knapp zehn Jahren teuer erkauften Submarken dürften in den meisten Fällen komplett wieder verschwinden.
Mit einem Marketingaufwand von zahllosen Millionen Euro und Dollar wurde versucht, die Submarken in den vergangenen Jahren in ein recht grünes Automobillicht zu setzen. Mercedes gab seinen Elektromodellen beispielsweise ein blaues EQ-Label, Audi griff beim Stecker zu der Bezeichnung E-Tron, Hyundai nannte die Elektromodelle eher schrittweise Ioniq und auch Renault spendierte den Modellen immer wieder neue Namen - zuletzt E-Tech. So recht durchgesetzt hat sich der Namenszusatz bei keinem Hersteller und auch ein vereinfachter Namensannex wie BMW i, Opel e, Skoda iV oder VW mit seiner ID-Familie stockt vielen Kunden im Kopf. Selbst viele Autoverkäufer schüttelten über die Namenskreationen der Firmenzentralen nur irritiert den Kopf, wenn es in den Verkaufsnahkampf mit dem Interessenten geht, der bei den verschiedenen Antriebsarten oftmals ohnehin kaum noch durchblickt.
ID3 statt Golf hat einen Sinn
Doch die mitunter ebenso kreativen wie technischen Bezeichnungen dürften in den meisten Fällen in den kommenden Jahren noch schneller verschwinden als diese eingeführt worden sind. Der Grund liegt auf der Hand, denn die meisten Verbrenner werden bis 2030 schrittweise reduziert und dann ganz verschwinden. Daher gibt es keinen Grund, seine elektrische S-Klasse wie aktuell als Mercedes EQS zu bezeichnen. In der nächsten Generation dürfte es sich eben wieder um die S-Klasse handeln und die elektrisch oder in einzelnen Versionen noch als Verbrenner mit Hybridzusatz zu bekommen ist. Anzunehmen, dass Mercedes 2024 mit der Mercedes G-Klasse oder spätestens mit der neuen Frontantriebsplattform von CLA den EQ-Annex streichen wird. Wenn der Elektroantrieb der vermeintliche Normalfall wird, dann muss man ihn eben auch nicht mehr besonders als solchen deklarieren. Am einfachsten könnte das noch für einen traditionellen Hersteller wie BMW laufen, der bei den Elektroversionen wie i7 / 7er oder i5 / 5er einfach ein kleines „i“ vor die eigentliche Modellbezeichnung setzt, die erst einmal bestehen bleiben kann, so lange Verbrenner und Elektromodell Seite an Seite im Verkaufsraum stehen. Bei Porsche heißen die Elektromodelle aktuell anders als die vergleichbaren Verbrenner – Taycan / Panamera. Problematisch wird es bald, wenn Macan und Cayenne elektrische Nachfolger bekommen, bei denen sich die Produktzyklen überschneiden. Da man keine neue Bezeichnung einführen will, dürfte hier wohl schlicht ein „E“ zum Einsatz kommen – nach Vorbild des Panamera E.-Hybrid.
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- Veröffentlicht: 20. Januar 2023