Für den Kunden von morgen

Audi hat 70 seiner Manager zu echten Testkunden gemacht. In deren Geschäftswagen wird dezidiert aufgezeichnet, welche Schalter im Auto gedrückt oder welche Radiosender gehört werden. Die Ergebnisse überraschen selbst die Techniker.
Seit über einem Jahr ist eine Flotte von 70 Testwagen unterwegs; täglich bewegt vom Audi-Management. Die haben sich bereit erklärt, anonymisiert der gläserne Kunde von morgen zu werden. Die Ergebnisse ihrer Nutzungen fließen als Feldversuch in die Entwicklung neuer Fahrzeuge ein. Egal ob der Trip in den Urlaub nach Holland, ein Absteche ins Tiroler Wochenende, die morgendliche Fahrt ins Büro oder doch zu einem Termin nach Frankfurt? Auf jeder Fahrt werden zahllose Schalter gedrückt, Temperaturen eingestellt, telefoniert oder Fahrprofile geändert. "Das, was hierbei herausgekommen ist, hat uns in vielen Bereichen überrascht", erklärt Dr. Florian Netter, der zuständige Projektleiter von Audi, "wir können im Fahrzeug das meiste messen. Das Auto ist ein fahrender Datenpool."
Radiovorlieben und Querbeschleunigungen
Auch wenn die Ergebnisse der 70 Audi-Dienstwagenpiloten nicht repräsentativ sind, lassen sich daraus klare Trends ablesen. Mit Schlagern, Informationsradio und lokalem Hörfunk haben es die Audi Manager nicht. Die Ergebnisse belegen, dass gerade einmal zwei Prozent den lokalen Sender Radio Ingolstadt hören. Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sieht es nicht viel besser aus. Der Radiosender Bayern 1 führt mit jeweils zwei Prozent Hörern analog und im Digitalradio beim mittleren Management ebenso ein Schattendasein, wie die Beiträge auf Bayern 2. Doch nicht nur beim Hörvergnügen im Auto gab es Überraschungen. Die mittlere Bedienleiste im Cockpit, wo unter anderem über den Drive-Select-Schalter die Fahrprogramme angewählt werden, führt ein Schattendasein und gehört zu den am wenigsten genutzten Tastern im Auto. Laut und leise wird die Musik übrigens meistens nicht über die Lenkradtasten bedient, sondern über den Drehschalter am breiten Mitteltunnel.
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- Veröffentlicht: 30. August 2016