Lange Rede, kurzer Sinn

Die traditionelle VW Media Night am Vorabend der Auto China in Peking dauerte lang, bot aber nur wenig Neues.
Peking ist in den kommenden Tagen im Fokus der internationalen Autowelt. Die Auto China, wie die große Automobilausstellung in Peking genannt wird, hält Hof und mit ihr auch alle namhaften Hersteller. Traditionell präsentiert der Volkswagenkonzern seine Neuheiten; auch in unverändert schweren Zeiten nett verpackt in Marketing-Weisheiten und Durchhalteparolen. Mit An- und Abfahrt durch die überfüllten Straßen von Peking beansprucht so eine VW Media Night schnell ein paar Stunden. Hätte ein neutraler Betrachter in diesem Jahr die Dauer der tatsächlichen Neuheiten und spannender Informationen mitgestoppt, hätten wenige Minuten gereicht. Eigentlicher Höhepunkt des Abends: die Weltpremiere des Porsche 718 Cayman. Die schönste Nachricht des Abends wurde erst später bekannt: Deutschland hat sich mit seiner Männer-Turnmannschaft rund um Turnstar Marcel Nguyen für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro qualifiziert. Doch von vorn.
Echt der Hammer
Der erste große Auftritt des informationsarmen Abends erfolgte durch eine aufgezeichnete Nachricht des Konzern-Chefs Matthias Müller. Mit den Worten "Ich wünschte, ich könnte heute bei Ihnen in Peking sein", eröffnete der aktuell an andere Dinge als an eine Messe denkende Matthias Müller seine Rede. Gefolgt von den zu erwartenden Sätzen wie "China bedeutet sehr viel für uns - auch für mich persönlich", "Seit mehr als 30 Jahren…", "Wir müssen aus Fehlern lernen…". Stopp! Da war er, der erste Satz zur aktuellen Situation. Und weiter "Den Mutigen gehört die Zukunft". Ende. Na gut, wenn schon nicht der gestresste Konzern-Lenker die aktuellen Probleme darlegt, wird es doch bestimmt sein China-Chef Jochem Heizmann nachholen. "China bedeutet sehr viel für uns - auch für mich persönlich". Ja, die Sätze ähnelten sich, zurückhaltend ausgedrückt, ausgesprochen stark. Einzig am Ende seiner Rede, in der die zehn Millionen Social-Media-Fans der Marke VW gefeiert erwähnt wird, wird ein kleiner Nebensatz zum derzeit alles bewegenden Dieselproblem gesagt, in dem von einer technischen Lösung die Rede ist, welche aber erst noch von China abgesegnet werden müssen. Nicht mehr und nicht weniger.
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 24. April 2016