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Ein großer Schritt

Armin Zick vor seiner Erfindung: ST-TOI. (Foto: Marcel Sommer)

Wie ein alter Campingfuchs dafür sorgt, dass jede Minute des mobilen Urlaubs mit allen Sinnen genossen werden kann.

Campingplatzbesitzer Armin Zick weiß, was Camper wollen. Nicht ohne Grund ist sein Campingplatz ein Aushängeschild in puncto Sauberkeit und Nachhaltigkeit. Nur wenige Freunde des mobilen Urlaubs werden nach einem Besuch auf dem Alpen-Caravanpark Tennsee in Mittenwald behaupten können, jemals zuvor einen ordentlicher geführten Platz gefunden zu haben. Die Toiletten- und Duschräume sehen auch nach Jahren der regelmäßigen Benutzung aus wie neu. Auf bezahltem Wunsch hin steht dem Luxuscamper sogar ein Extra-Bad mit eigenem WC für die Dauer seines Aufenthaltes zur Verfügung. "Wir haben hier noch nie eine Steckdosenklappe erneuern müssen. Ich lege Wert auf Qualität - auch, wenn diese etwas mehr kostet", erklärt Armin Zick stolz. Dass hinter all der Qualität mehr als zehn Millionen Euro Investitionskosten stecken interessiert niemanden der zufriedenen Gäste. Wer einmal einen genauen Blick ins Hauptgebäude der Rezeption mit samt dem Restaurant geworfen hat weiß, dass der gelernte Konditormeister nicht nur Wert auf saubere Klos legt.

Aus den Augen aus dem Sinn

In Anbetracht der großen Gesamtsumme fällt mit rund 10.000 Euro eine eigens von Armin Zick patentierte Installation auf den ersten Blick recht günstig aus: die ST-TOI. Der seltsame Name steht für Station Toilette. Genauer gesagt ist ST-TOI eine Entleerungsstation für transportable Camping-Kassetten-Toiletten. Die Entleerung selbst war und ist bislang ein Graus für viele Kinder und auch den einen oder anderen Erwachsenen. Nicht selten ist auf Campingplätzen die Drohung zu hören: "Wenn Du nicht sofort das machst was wir dir sagen, bringst Du als nächstes die Toilette weg!" Eine Drohung, die zum einen nahezu immer zieht und zum anderen aufzeigt, wie negativ diese Tätigkeit besetzt ist. Kein Wunder, wird auf den meisten Campingplätzen die Kassette ganz einfach in ein übergroßes Waschbecken gekippt und mit einem Schlauch nachgespült.


Zugegeben, seit es Toilettenzusätze wie Aqua Kem von Thetford oder ähnliches gibt, hat sich die Kloentleerung in der Campingwelt bereits stark verbessert. Konsistenz, Farbe und auch Geruch erinnern nur noch minimal an das, was es eigentlich ist. Doch bleibt immer noch eine eher unangenehme und im schlimmsten Falle spritzige Entleerung. Und genau an dieser Stelle kommt die Erfindung von Armin Zick ins Spiel, die ST-TOI. Mit Ihrer Hilfe werden gleich mehrerer Ekel-Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn die Entleerung der Kassettentoilette findet zwar noch manuell, jedoch blick- und geruchsfrei statt. Einzig der Verschluss muss noch mit der Hand aufgeschraubt werden.

Leider zu teuer

Armin Zick erklärt gern, wie genau die Anlage zu bedienen ist: "Verschluss abschrauben, Rohrverschluss der ST-TOI nach oben klappen und das Entleerungsrohr der Kassettentoilette hineinschieben. Dann die Toilette langsam zusammen mit dem Rohr in die Senkrechte heben und zugleich die Entlüftungstaste der Kassette drücken. Zurück in der Ausgangsstellung mit dem Wasserhahn nachspülen und das Ganze noch einmal wiederholen, spülen - fertig." Dass diese Aktion auch im Winter möglich ist, dafür hat Armin Zick als sympathischer Alpenrand-Campingplatzbesitzer natürlich auch gesorgt: "Die Anlage ist beheizt!" Wie geruchsarm die Installation ist, bestätigen die rund zwei Meter von ihr campierenden Gäste gern: "Wir kriegen davon überhaupt nichts mit. Nicht einmal, wenn der Wind ungünstig zu stehen scheint."

Der Alpen-Caravanpark Tennsee in Mittenwald mit Bergpanorama und der Zugspitze im Hintergrund. (Foto: Marcel Sommer)
Hier geht alles rein. (Foto: Marcel Sommer)
Verschluss ab, Klappe hoch... (Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)

So bemerkenswert die ganzjährige, geruchsfreie, umweltfreundliche und leicht zu bedienende Entsorgungs-Station für Toiletten-Kassetten auch ist. Ein Problem besteht, das auch eine nochmals dreijährige Entwicklungszeit nicht lösen wird: So eine Entsorgungsstation ist super, aber für einen ganz normalen Campingplatz nicht zu finanzieren. Nur zum Vergleich: Eine Nacht auf dem nicht zu den günstigsten Plätzen zählenden Tennsee für zwei Erwachsene und zwei Kinder im eigenen Wohnwagen kostet im Jahresdurchschnitt rund 40 Euro. Kleinere Plätze mit geringeren Übernachtungskosten haben da kaum eine Chance, die Kosten für ein ST-TOI wieder reinzubekommen. So wird der Alpen-Caravanpark Tennsee von Armin Zick für lange Zeit der einzige Anlaufpunkt für Camper mit feiner Nase und seichtem Magen bleiben - ihre Kinder wird es freuen.

(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)

 

Autor: Marcel Sommer  Stand: 25.08.2014
Fotos: Marcel Sommer