Die zweite Downsizing-Maßnahme betrifft die Antriebsvielfalt. Statt eines ganzen Potpourris an Motoren gibt es nur noch eine Version. Einen Dreizylinder-Benziner mit einem Hubraum von 1.199 Kubikzentimetern, was ja schon an sich Downsizing definiert. Auf sich alleine gestellt, generiert das Aggregat 96 kW / 131 PS, was für ein Großraum-SUV wie den Espace mit einem Gewicht von 1.694 Kilogramm (215 Kilogramm weniger als der Vorgänger) nicht besonders üppig ist. Also ergänzen die Techniker den Verbrennungsmotor mit dem Hybrid-Modul, das schon bei anderen Modellen wie etwa dem Arkana-zum Einsatz kommt. Allerdings mit zwei stärkeren Elektromotoren: Die Haupt-E-Maschine trägt 50 kW / 68 PS zum Vortrieb bei und der HSG-Generator 18 kW / 25 PS. Insgesamt ergibt das eine Systemleistung von 105 kW / 199 PS und ein maximales Drehmoment von 230 Newtonmetern. Rein elektrisch sind es 205 Nm.
Viele Assistenzsysteme
Das Antriebs-Trio nutzt ein Prinzip, das dem des Formel-Motors gleicht. Die zentrale Schnittstelle des Antriebsstrangs ist das DogBox-Getriebe ((im Renault Jargon "Multi Mode"), das in der Charakteristik einer CVT-Automatik ähnelt. Der verhältnismäßige starke Starter-Generator ist für die ideale Drehzahl verantwortlich, um die fehlende Synchronisation auszugleichen. Das Getriebe ermöglicht laut Renault 15 Fahrstufenkombinationen inklusive Leerlauf und soll so immer die richtige Antwort auf die jeweilige Fahrsituation parat haben. Da die Batterie lediglich eine Kapazität von zwei Kilowattstunden (1,7 kWh netto) kein Energiespeichermonster ist, geht es nicht darum, möglichst weit rein elektrisch zu fahren, sondern möglichst oft. Darauf zielen auch die andauernden Verbesserungen des Antriebsstrangs ab und beim Autobahnrollen mit 120 km/h verabschiedet sich der Verbrenner immer wieder von der Veranstaltung. Aber auch auf kurvigen Landstraßen schlägt sich der Renault gut und nervt den Fahrer nicht mit einer CVT- Gummibandcharakteristik inklusive aufheulendem Motor.
Die Spreizung der Fahrprogramme Eco, Comfort, Sport und Personal (individuell) ist nicht besonders ausgeprägt. Wobei bei Sport der Antriebsstrang fast schon übereifrig auf die Bewegungen des Gaspedals reagiert. Wir haben uns die meiste Zeit mit dem Comfort-Modus begnügt und sind im wahrsten Sinne des Wortes gut damit gefahren. Allerdings stellen wir bei geringen Geschwindigkeiten eine Antrittsschwäche fest, eher es ab 70 km/h vorangeht. Den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h absolviert der Espace in 8,8 Sekunden und bei 174 km/h wirft die Elektronik den Anker. Renault gibt einen Durchschnittsverbrauch von 4,9 l/100 km an. Wir kamen bei der Testfahrt, die uns durch Städte, über Autobahnen und auf Landstraßen mit Beschleunigungsetappen führte, auf 7,4 l/100 km. Die 4Control Advanced Hinterachslenkung schlägt die Räder bis zu fünf Grad ein, was den Wendekreis um 1,2 Meter auf 10,4 Meter verringert und beim Rangieren und in Kurven die Agilität verbessert. Allerdings kann das auf Komfort getrimmte Fahrwerk nicht ganz mithalten, da es unharmonisch agiert, die Karosserie nachwippt oder Querfugen an die Passagiere weitergereicht werden.
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- Geschrieben von Wolfgang Gomoll
- Veröffentlicht: 23. Mai 2023