Damit die auch stets zur jeweiligen Tagesform des Fahrers perfekt passende Getriebe-, Gasannahme- und Lenkungskonfiguration anliegt, stehen ihm sechs Modi zur Verfügung: Normal, Sport, Nässe, Matsch, Geröll und Baja. Letztere deutet darauf hin, wofür der neue Raptor ursprünglich erdacht wurde: Mit irrem Tempo durch die Wüste ballern. Freunde des Querfahrens und Reifenverschleißens werden neben den standardmäßigen sechs Modifikationen ganz von selbst eine Siebte erstellen. Wie? Antriebsdrehschalter auf 2H stellen für den reinen Hinterradantrieb, Traktionskontrolle ausschalten, manuell auf den ersten Gang per Schaltwippen schalten, einlenken und Vollgas. Der fast 5,60 Meter lange und mit Spiegeln 2,46 Meter breite Koloss lässt dank seiner durchdrehenden und weiß qualmenden Walzen so spielend leicht gewaltige Streifen auf dem Asphalt, dass die Drift-Brüder Focus RS und Mustang GT gar nicht erst aus der Garage kommen wollen.
Vorn groß, hinten klein
Von dem durch solche Manöver knapp verpassten Normverbrauch in Höhe von 14,7 Litern Benzin auf 100 Kilometern darf natürlich auch im defensiven Umgang mit dem breiten Gaspedal nur geträumt werden. Mit einem Durchschnittsverbrauch von rund 16 Litern nach 5.000 gefahrenen Kilometern liegt dieser aber deutlich näher am Normverbrauch, als so mancher Kleinwagen. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass der zwar zehn Liter weniger schluckende Stadtflitzer genau dort aufhört, wo die hohe Sitzposition des Raptor-Fahrers beginnt. An Ampeln wirkt dies anfangs nicht nur auf den gefühlt einen Meter tiefer sitzenden Kleinwagenpiloten verstörend. Geradezu verzweifeln wird ein Ford F-150 Raptor-Fahrer hingegen, wenn der Stadtfloh längst in einer Winz-Parklücke verschwunden ist und er selbst zum x-ten Mal den Block umrundet. Die 360-Grad- und auch die Rückfahrkamera schaffen es einfach nicht, über die gigantischen Ausmaße hinwegzutrösten.
Was wiederum, nach erfolgreichem Parkplatzmanöver und dem anschließenden netten Abendessen, all die verstörenden und oft auch missgünstigen Blicke der übrigen Verkehrsteilnehmer verschwinden lässt, ist das Lichterspiel, mit dem der Ford F-150 Raptor seinen Herr und Meister bei Dunkelheit begrüßt. Und als wenn dies nicht genug wäre, kann der Fahrer selbst noch die sehr lichtstarken LED-Leuchten, die seitlich und auch unterhalb der iPad-großen Seitenspiegel montiert liegen, einzeln ansteuern. Wäre der moderne Dinosaurier vor über einem halben Jahrhundert schon auf die Straßen gelassen worden, so wäre er wahrscheinlich heute noch in Filmen unter der Regie von Alfred Hitchcock in so manch Kultur-Kino als das stählerne Nebel-Monster zu sehen. Dass in dem Monster bis zu fünf Personen auf belederten Sitzen, die in der ersten Reihe sogar belüft- und beheizbar sind, Platz finden, würde dabei aber wahrscheinlich weniger eine Rolle spielen. Dabei ist jedoch anzumerken, dass die drei Hinterbänkler über recht schmale Hüften und kurze Extremitäten verfügen sollten. Denn so gewaltig, wie er von außen und auch in der ersten Reihe noch anmutet, so kompakt geht es zwischen Fahrer und Ladefläche zu.
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 16. August 2017