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Schweizer Armeemesser

Dacia Jogger TCe 110 Siebensitzer (Foto: press-inform / Renault)

Dacia ersetzt den Lodgy und dem MCV durch den Jogger und macht sehr viel richtig. Viel mehr Auto für überschaubares Geld geht nicht.

Einer für zwei. So könnte das Motto für den Dacia Jogger lauten. Denn der Crossover der Renault-Tochter ersetzt mit dem Lodgy und dem MCV ein etabliertes Duo. Die Verschlankung der Modellpalette ergibt aus wirtschaftlicher Sicht durchaus Sinn, da mit dieser Maßnahme Kosten eingespart werden. Zumal der Jogger nur als Autogas-Version mit 74 K / 101 PS und mit einem Dreizylinder-Benziner mit 81 kW / 110 PS erhältlich ist. Eine Automatik sucht man vergebens, das Sechsganggetriebe wird mit der Hand bedient. Eine Automatik sucht man vergebens in der Ausstattungsliste.

Sogar hinten ist Platz

Was liegt bei dem anhaltenden SUV- und Crossover-Hype näher, als dem Jogger eine rustikale Off-Road-Optik zu geben. Das passt auch zu dem freizeitdynamischen Namen des Neuen. Die beiden Pfunde, mit denen der Dacia Jogger wuchert, sind der Platz und der Preis.Wer mit fünf Sitzen zufrieden ist, zahlt mindestens 14.490 Euro, die Autogas-Version kostet 500 Euro weniger. Dank bivalenten Antriebs mit einem 40 Liter Autogas-Tank und 50 Liter Benzin kommt dieses Modell laut Produktmanagerin Andrea Guinea bis zu 1.000 Kilometer weit. Wer partout den Siebensitzer will, muss mindestens 15.290 Euro (81 kW / 110 PS Benziner) beziehungsweise 14.790 Euro (Autogas-Version) hinlegen. Auf einen Hybrid (HEV) müssen die Jogger-Fans noch bis nächstes Jahr warten. Auch eine PHEV-Version ist machbar und wird kommen, schließlich teilt sich der Jogger mit dem Sandero und dem Renault Clio die CFM-B-Plattform. "Der Plug-in Hybrid kommt erst dann, wenn er unbedingt nötig ist und der Markt es erfordert. Unsere Kunden zahlen dafür nicht extra", erklärt der globale Produktmanager Xavier Martinet mit erfrischender Offenheit.


Der Crossover bietet aber auch so eine ganze Menge. "Mit dem Jogger erfindet Dacia das siebensitzige Familienfahrzeug neu", erklärt Dacia-Chef Denis Le Vot. Eine gewagte Aussage, die nur dann Substanz erhält, wenn die beiden Extra-Stühle mehr sind als nur Notsitze. Da der Dacia mit 4,55 Metern Länge vergleichsweise kurz ist, dürfen die Interieur-Designer keinen Zentimeter Platz im Innenraum verschwenden. Die Sitzprobe gibt dem Dacia-Chef recht. In der dritten Reihe finden auch Erwachsene mit 1,85 Metern Körpergröße Platz. Eine Fahrt von Garmisch nach Flensburg ist zwar nicht unbedingt ein Vergnügen, aber Kurzstrecken sind allemal drin.

Parktische Kleinigkeiten

Dazu kommt, dass das Gepäckabteil noch ziemlich variabel ist. Bei Vollbestuhlung schrumpft der Kofferraum auf überschaubare 160 Liter, bei fünf Sitzen sind es dann schon ordentliche 565 Liter. Um eine ebene Ladefläche zu bekommen, muss man die Sitzkissen senkrecht nach oben klappen oder die letzte Reihe komplett ausbauen. Das lässt sich leicht bewerkstelligen, da ein Stuhl weniger als zehn Kilogramm wiegt. Ist man nur zu zweit unterwegs, wächst das Fassungsvermögen auf immerhin 1.807 Liter (Fünfsitzer 1.819 Liter). Die beiden hinteren Reihen verschwunden, ist die Ladefläche zwei Meter lang und einen Meter breit. Damit kann das oft zitierte Regal im Jogger verstaut werden. Wenn das nicht reicht, oder mit der Familie in den Urlaub fährt, lässt sich die Dachreling mit ein paar Handgriffen in einen Dachgepäckträger mit 80 Kilogramm Traglast verwandeln. Klingt irgendwie nach Simply Clever, ist es auch. "Der Jogger ist das Schweizer Armeemesser unter den Automobilen", freut sich Andrea Guinea.

Dacia Jogger TCe 110 Siebensitzer (Foto: press-inform / Renault)
Dacia Jogger TCe 110 Siebensitzer (Foto: press-inform / Renault)
Dacia Jogger TCe 110 Siebensitzer (Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)

Im Innenraum kann der Jogger seine Herkunft nicht leugnen. Der neue Dacia teilt sich die CMF-B -Plattform mit dem Sandero und daher auch die Instrumententafel inklusive eines Touchscreens mit einer Größe von bis zu acht Zoll. Die Bedienung des Infotainmentsystems gibt keine ganz großen Rätsel auf und bei Bedarf kann man sein Smartphone mit Apple CarPlay und Android Auto einbinden. Der Innenraum ist nicht unbedingt eine Lederoase, eher dominiert Hartplastik, aber Stoffapplikationen lockern dieses Ambiente auf. Kleinigkeiten wie ein Haken für die Tasche auf der Beifahrerseite und eine Smartphonehalterung samt USB-A-Anschluss neben dem Monitor fallen positiv auf.


Dazu kommen einige Ablagen im Innenraum, die ein Volumen von insgesamt 23 Litern haben, dazu zählt ein abschließbares Handschuhfach, das sieben Liter fasst. Neben dem Infotainment bietet der Jogger ein LED-Abblendlicht, auf Wunsch unter anderem eine Klimaautomatik, eine Sitzheizung, einen Toter-Winkel-Warner, eine Rückfahrkamera samt Parksensoren vorne und hinten oder eine Keyless-Go Funktion. Die sind bei der Top-Ausstattung Extreme+ serienmäßig. Klar könnten die Sitze mehr Seitenhalt bieten, die Beinauflage länger sein und die Polster eine Idee dicker, aber für weniger als 19.000 Euro bekommt man jede Menge Auto und wir haben gut 200 Kilometer absolviert, ohne Rückenschmerzen zu bekommen.

(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)

Der Jogger ist der erste Dacia mit dem neu entwickelten TCe 110 Vollaluminium-Aggregat. Der Einliter-Dreizylinder verfügt über reibungsarme Beschichtungen der Laufbuchsen und zentral in den Brennräumen platzierte Einspritzdüsen. Dazu kommen noch der teilweise Zylinderkopf integrierte Auspuffkrümmer, eine variable Verstellung der Einlassnockenwelle und die bedarfsgeregelte Ölpumpe. Der Dreizylindermotor ist kein Leisetreter, kommt aber mit dem lediglich 1.280 Kilogramm schweren Crossover gut zurecht. Allerdings waren wir alleine unterwegs, bei Vollbesetzung dürfte sich das Aggregat etwas schwerer tun. Wer gerne zur Sechsganghandschaltung greift, erleichtert dem Jogger das Vorankommen aufgrund des maximalen Drehmoments von 290 Newtonmetern, das bei 2.900 U/min bereitsteht. Nach 11,2 Sekunden erreicht der Jogger Landstraßentempo und ist maximal 183 km/h schnell. Allerdings ist der sechste Gang recht lang übersetzt und eignet sich am besten für ebene Strecken. Dacia gibt als Durchschnittsverbrauch 5,7 Liter pro 100 Kilometer an. Wir benötigten auf unserer ersten Testfahrt nur 0,6 Liter mehr. Wer jetzt Lust auf das große Familienabenteuer hat, kann sich ab März beim Dacia-Händler umschauen.

 

 

Autor: Wolfgang Gomoll, Nizza  Stand: 24.01.2022
Fotos: press-inform / Renault