Der 4,86 Meter lange Urprungs-7er BMW vom Typ E23 hatte nur einen Konkurrenten: die Mercedes S-Klasse der Baureihe W116, die fünf Jahre früher auf den Markt kam. In ihr waren insbesondere in den großen Motorisierungen 350 SE / 450 SE Stars, Sternchen, Firmenchefs und Politiker bestens motorisiert unterwegs. Den 116er gab es als Normal- und Langversion, auf Wunsch sogar in schwerer Panzerung oder als spektakuläre Sportversion 450 SEL 6.9 mit imposanten 286 PS. Auf Basis des kleineren E12 entwickelt, sollte der E23 so fahrdynamisch sein wie man es von den sportlichen Bayern kannte und dabei bis dato unerreichten Komfort sowie Luxus vereinen. Ehe in späteren Jahren die Topversionen BMW 735i und oder aufgeladene 745i mit 252 PS kamen, war der BMW 733i das eingespritzte Topmodell. Der 3,2 Liter große Reihensechszylinder vom Typ M30 war auch in den 70er Jahren das Beste, das man mit sechs Brennkammern bewegen konnte. Die geplanten größeren Versionen mit V8- und V12-Motoren blieben aus Kostengründen und durch die angespannte Erdölsituation zunächst außen vor. Mit 145 kW / 197 PS, 280 Nm bei 4.300 U/min und 215 km/h Spitze wurde insbesondere der mindestens 38.600 D-Mark teure 733er Einspritzer der Schrecken der meisten Sportwagen. 1979 wurde der 733i vom 732i mit digitaler Motorelektronik und nahezu identischer Leistung ersetzt. Noch dynamischer wurde es mit dem turboaufgeladenen 745i, der als Executive oder Highline an der Spitze der Palette stand. Aus 3.210 ccm Hubraum holte der Reihensechszylinder 252 PS und verputzte mit seinen Fahrleistungen die meisten Sportwagen.
Franz-Josef Strauß
Im Gegensatz zu seinem einzigen Konkurrenten aus Schwaben gingen die Bayern nicht nur bei Antrieb und Fahrdynamik einen anderen Weg. Auch im Innenraum zeigte sich der 7er BMW so modern wie einst die Enterprise von Captain Kirk. Die großen Runduhren des Cockpits lieferten dabei nur einen Teil der Informationen. Die zum Fahrer geneigte Mittelkonsole bot nicht nur übersichtliche Bedienelemente und Drucktaster, sondern auch pfiffige Lösungen wie den Lüftungsregler um die Analoguhr herum. Links oberhalb des Fahrerknies gab es eine frühe Art von Bordcomputer. Der Fahrer konnte per Knopfdruck testen, ob die wichtigsten Fahrzeugfunktionen wie Licht, Motoröl oder Bremsflüssigkeit arbeiteten. Wer seinen BMW 733i mit allen nötigen Kreuzen in der Aufpreisliste versah, genoss den Luxus von elektrischen Fensterhebern, ein elektrisches Schiebe- / Ausstelldach, Scheinwerferwachanlage und eine manuelle Klimaanlage. Auf besonderen Wunsch wird die Ausstattung des 7ers noch mit einem Autotelefon, Klimaautomatik und elektrisch verstellbaren Einsitzen im Fond komplettiert. Anfang 1979 zog mit dem 732i das von Bosch und Daimler gemeinsam entwickelte Anti-Blockier-System ein. Ohne große Aufmerksamkeit blieben die 150 PS starken BMW 725i, die in Buchhalterausstattung nahezu ausschließlich an Behörden verkauft wurden.
Sich seines Ursprungs bewusster denn je, konnte es der ehemalige bayrische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß kaum erwarten, sein Panzerdoppel aus Mercedes 350 SEL und 450 SEL so schnell als möglich durch Produkte aus heimischen Landen zu ersetzen. Obwohl Strauß privat nur allzu gerne auf die Modelle mit dem Stern setzte, wurden Ende der 1977 zwei schwer gepanzerte BMW 733i aufgebaut, die dem Ministerpräsidenten fortan Schutz vor der Roten Armee Fraktion und anderen politischen Gegnern geben sollen. Ehemalige Personenschützer, dass das Fahrverhalten der nachträglich gepanzerten 7er-Versionen nicht nur im Grenzbereich alles andere als einfach war und die Fugen im schnellen Galopp so groß wurden, dass es zog. Das Gewicht der gepanzerten 733i war mit knapp drei Tonnen so hoch, dass die bayrische Staatslimousine fortan nur mit drei Personen besetzt werden konnte. Doch die Serienversionen des BMW 733i und seiner kleineren Brüder 728, 728i und 730 waren den Mercedes S-Klassen in Sachen Fahrdynamik überlegen. Lenkung, Bremsen, Fahrwerk und Antrieb waren der Konkurrenz weit voraus - zumindest, wenn man es etwas schneller bevorzugte. Was dem Siebener in den späten 70er und frühen 80er Jahren insbesondere fehlte, war der Stern auf dem Kühlergrill und das nötige Image, um in die obersten Schichten der Bevölkerung zu kommen. Ein Makel, dass der ewige Zweite bis heute nicht ablegen konnte. Luxuriöser als die europäischen Modelle war der BMW L7, der 1985 in den USA als Topversion, vergleichbar mit dem europäischen 735i Highline angeboten wurde. Zusätzlich zu elektrischen Sitzen und Büffellederausstattung gab es unter anderem Fahrerairbag, Schiebedach und Klimaautomatik. Der sportlichste 7er der Baureihe E23 war ausschließlich in den Vereinigten Staaten zu bekommen. Hier wurde der 745i nicht mit dem aufgeladen 3,2-Liter-Triebwerk, sondern mit einem auf 290 PS erstarkten M1-Vierventil-Saugmotor der Serie M88 nebst Fünfgang-Handschaltung oder Viergang-Automatik ausgeliefert. Die lokal produzierten knapp 200 Modelle waren seinerzeit sogar in Rennserien erfolgreich und sind heute begehrte Sammlerstücke.
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- Veröffentlicht: 14. Februar 2017