Aus Fehlern gelernt
Renault wagt mit dem Talisman einen neuen Anlauf im D-Segment. Mit viel Platz, einer gehörigen Portion Komfort und zahlreichen Assistenzsystemen hat die Attacke gegen Ford Mondeo und VW Passat durchaus Chancen auf Erfolg.
Renault im Mittelklasse-Segment, das war in den letzten Jahren nicht immer eine Ehe im Himmel. Das auf dem deutschen Markt glücklose Duo Laguna und Latitude bekamen meistens einen verbalen Schulterklopfer und ein "netter Versuch" zugeraunt, aber beide waren alles andere Verkaufserfolge. Das weiß auch Renault und schlägt mit dem Talisman ein komplett neues Kapitel im D-Segment auf. Der Schachzug sich der alten Modellnamen zu entledigen, ist ein gelungener, jetzt fehlt zum Neuanfang nur noch ein entsprechendes Auto. Die Optik gefällt schon einmal. Schnittig und breitschultrig steht er da, der Renault Talisman und bei der Kreation des französischen Blech-Menüs war Schmalhans nicht Küchenmeister. Mit einer Länge von 4,85 Metern übertrifft der Talisman den VW Passat um acht Zentimeter, lediglich der Ford Mondeo spielt mit 4,87 Metern in der gleichen Liga. Diese Ausmaße kommen auch im Wohnraum an. Vorne und hinten lässt es sich fürstlich reisen. Auch nebeneinander ist die Gefahr des Schulterkuschelns nicht existent, was den Komfortfaktor deutlich erhöht. Der Kofferraum des Talisman kann mit einem Volumen von 608 bis 1.022 Litern sowohl mit dem Gepäckabteil des Passat (586 bis 1152 Liter) als auch mit dem des Ford Mondeo (550 Liter) mithalten.
Bequeme Sitze
Der Innenraum des Renault Talisman lädt zum Verweilen ein. Schickes Leder und sehr bequeme Sitze mit Massagefunktion. Das Bemühen, einen wertigen Eindruck zu hinterlassen ist überall erkennbar. Im Detail gibt es allerdings noch die eine oder andere Schwäche, die es auszumerzen gilt: Das zentrale Display ist nicht perfekt eingepasst, die Verkleidung des Kofferraumhebemechanismus ist nicht sauber entgratet und die Hutablage ist unten nicht verkleidet, so dass das blanke Blech zu sehen ist. Ansonsten ist das Cockpit ziemlich entschlackt und gleicht mit dem Tablet-ähnlichen bis zu 8,7-Zoll großen Touchscreen sehr dem des Renault Espace. Die Bedienung geht im Großen und Ganzen leicht von der Hand und ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber den Renault-Sünden der vergangenen Jahre. Das eine oder andere Mal hakt es ein bisschen und man muss sich durch einige Menüs hangeln, aber mit etwas Übung findet man sich zurecht. Das Lenkrad hat viele Bedienelemente an den Speichen, aber die Lautstärke wird noch über die bekannten Renault-Satellitenhebel reguliert. Das Head-Up-Display mit Klappbildschirm erfüllt seinen Zweck, auch wenn die Anzeigen deutlich kleiner sind, als bei den teureren Varianten, die die Grafik direkt auf die Windschutzscheibe projizieren.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 12. November 2015