So gigantisch der Vortrieb auch ist: die Fahrwerksabstimmung kann gerade bei ambitionierter Gangart nicht immer überzeugen. Egal in welchem Fahrmodus man unterwegs ist, die Karosserieneigung des GLE 63 S AMG Coupé bleibt deutlich zu hoch. Daran ändert auch die serienmäßige Wankstabilisierung nichts. Zudem wurde der Luftfeder gerade in den Modi Sport und Sport Plus eine ungesunde Härte verordnet, die das 2.350 Kilogramm schwere Luxuscoupé unkomfortabel werden lässt, wenn die Fahrbahn nicht eben wie eine Induktionsherdplatte vor einem liegt. Dann kommen nervöse Stöße ins Innere. Einen spürbaren Anteil am nervösen Vorderwagen hat der prachtvolle 22-Zoll-Radsatz, der mit seiner gigantischen 285er Breite vorn und 325er Pneus hinten nur das Auge erfreuen kann.
Diesel oder AMG?
Innen ist das Mercedes GLE 63 S AMG Coupé ganz seinem Klientel nach luxuriös und edel ausgestattet. Das Platzangebot ist auch in der zweiten Reihe sehr gut und selbst Personen bis an die 1,90 Meter können trotz stark abfallender Dachlinie bequem sitzen, wenn sie erst einmal in den Fond hineingeklettert sind. Das Be- und Entladen ist dagegen nichts für das schwache Geschlecht. Zwar gibt es eine elektrische Heckklappe, die auf Knopfdruck weit nach oben aufschwingt, doch die ohnehin hohe Ladekante wurde durch ein zusätzliches Karosserieblech über der Stoßstange nochmals schmerzhaft erhöht. Selbst kleinere Koffer müssen so anstrengend über eine mächtige Klippe gewuchtet werden, die auch ein Gartenzaun sein könnte. Dahinter gibt es üppig dimensionierte 650 bis 1.720 Liter Stauraum. Da hätte man durchaus noch ein paar Liter für den 93 Liter großen Kraftstofftank abzweigen können. Der neigt sich bei artgerechter Haltung des schnittigen GLE Coupés mit AMG-Herz schneller dem Ende, als es einem lieb sein kann.
Wer will: es gibt das bullige GLE Schrägheck unter anderem auch als 258 PS starker Dreiliter-Selbstzünder und der macht nicht nur Dank 6,9 Litern Dieseldurst allemal Laune. Und der tut sich auch mit seiner Fahrwerksabstimmung leichter als der leistungsstark bollernde Bruder. Der Mercedes GLE 350d ist dabei mit einem Basispreis von 66.699 Euro die günstigste Möglichkeit, das neu geborene GLE Coupé sein Eigen zu nennen. Das Mercedes GLE 63 S AMG Coupé kostet mit seinem 585 PS starken Kanonenschlag unter der Motorhaube und exquisiter Ausstattung gleich fast das Doppelte: 125.485 Euro. Dass in dieser Liga nicht einmal Selbstverständlichkeiten wie ein Navigationssystem oder das Komplettpaket an Fahrerassistenzpaket enthalten sind, raubt einem noch mehr den Atem, als der Vollgasspurt aus dem Stand.
Autor: Stefan Grundhoff, Kitzbühel Stand: 22.06.2015
Fotos: A. Lindlahr
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- Veröffentlicht: 22. Juni 2015