Wenn der Name nicht mehr reicht

Lexus war über viele Jahre der Vorreiter im Bereich der luxuriösen Hybridfahrzeuge. Doch der Hybrid-Pionier wird mittlerweile von der deutschen Konkurrenz links und rechts überholt.
Keine Frage, ein Lexus LS 600h war und ist der Inbegriff des komfortablen Reisens. Eine hervorragende Federung, ein satter Antrieb und die Lizenz zum rein elektrischen Schleichen sorgen auch heute noch für überraschte Gesichter und zufriedene Kunden. Ein laufruhiger V8-Benzinomotor gekoppelt mit einem Hybridsystem bietet nicht nur auf dem Papier eine fantastische Kombination. Zudem lässt der Innenraum der 5,21 Meter langen Luxuslimousine kaum Wünsche offen. Selbst ein Ottomane steht zur Wahl. Doch um einen Kunden oder gar einen echten Lexus in freier Wildbahn zu erwischen, dafür bedarf es seit nunmehr 25 Jahren schon etwas an Glück. Denn mit "weit über 1.000, aber deutlich unter 2.000 Neuzulassungen in Deutschland", wie es ein gewiefter Marketingexperte formulieren würde, kann der Luxusableger von Toyota hierzulande nicht ernst genommen werden. Verkaufen die Japaner in den USA über 300.000 Exemplare, waren es in Deutschland nur 1.328 - so viele Golfs beziehungsweise Jettas verkauft VW auf heimischen Grund alle 46 Stunden.
Die Konkurrenz ist vorbeigezogen
Dabei hat die Marke durchaus einen gewaltigen Vorteil, wie Lexus-Deutschland-Chef Ferry Franz weiß: "Mit einem Lexus können Sie überall vorfahren - auch als Berater. Unseren LS-Modellen ist, anders als bei einer Mercedes S-Klasse, ihr Preis von 80.000 oder sogar 120.000 Euro nicht auf den ersten Blick anzusehen." Das Problem bei der Sache ist, dass nur sehr wenige Kunden auf diesen Understatement-Zug aufspringen, sondern sich lieber für einen mittlerweile technisch viel weiterentwickelten und damit auch praktischeren Konkurrenten entscheiden. Denn was bringt mir ein Hybridantrieb, der die Gesamtleistung meines Fahrzeugs zwar auf satte 455 PS anhebt, mich aber nur gefühlte 400 Meter auf gerader Strecke und wenn möglich ohne Gaspedaleinsatz lautlos antreibt. Als reine Anfahr- oder Sprinthilfe funktioniert das System zwar tadellos. Doch die Zeiten ändern sich und mit ihnen auch die Zahl der Innovationen und des technischen Fortschritts.
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 30. April 2015