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Thors Hammer

Volvo XC90 2015 (Foto: Wolff)

Seit der Markteinführung vor zwölf Jahren sind die Verkäufe des Volvo XC90 sehr deutlich zurückgegangen. Vor allem in den USA. Nun soll die neue Version des Schweden-SUV verlorenes Terrain wieder gutmachen.

Rund zwölf Jahre ist es her, dass Volvo mit dem XC90 erfolgreich in den Markt der Edel-SUV eingestiegen ist. Audi Q7, BMW X5, Mercedes-Benz M-Klasse, VW Touareg & Co. sind die Konkurrenten. Doch außer einer eher zaghaften Modellkosmetik im Jahre 2006 haben die Schweden seither nicht viel getan, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das soll sich jetzt ändern: In der Nähe von Stockholm zeigte Volvo jetzt zum ersten Mal den neuen XC90.

Innen komfortabel und hochwertig

Der neue XC90 ist das erste Modell, das von der 87 Jahre alten schwedischen Traditionsmarke unter der Ägide des chinesischen Autokonzerns Geely entstanden ist. Vor vier Jahren haben die Chinesen Volvo von Ford gekauft und seitdem mehr als zehn Milliarden US-Dollar investiert. Nicht nur Geelys Chairman Li Shufu setzt hohe Erwartungen in den SUV: "Wird das Auto ein Erfolg, werde ich stolz darauf sein - falls nicht, ist es für mich sehr schmerzhaft." Wohl mehr als nur das. Mit dem XC90 soll Volvo außer in Europa vor allem in Asien und den USA verlorenen Boden gut machen. "Neue Spielregeln" will Produktmanager Lars Lagström mit dem XC90 im Segment der Luxus-SUV einführen.


Der XC90 wird auf der skalierbaren neuen SPA-Plattform gebaut, die er sich künftig mit mehreren Fahrzeugen aus dem Konzern teilt. Und er zeigt bereits die künftige Designsprache. Dazu gehören auch das überarbeitete Markenlogo. Oder die neuen, T-förmigen Tagfahrleuchten, deren Optik Volvo in Anlehnung an das Werkzeug des nordischen Donnergottes wenig prosaisch "Thors Hammer" getauft hat. Die Motorhaube fällt nun etwas länger aus als beim Vorgänger. Erhalten bleibt der markentypische Knick der Rückleuchten, mit dem auch die Gürtellinie und die Schulter des XC90 betont werden sollen. Insgesamt wirkt der gegenüber dem Vorgänger um 125 Kilogramm abgespeckte neue Schweden-SUV jetzt etwas wuchtiger und kantiger.

Nur vier Zylinder

An Assistenzsystemen findet sich reichlich im Bestellkatalog. Neu sind vor allem die Run off Road Protection und ein Kreuzungsbremsassistent. Die Run off Road Protektion erkennt, wenn der Wagen von der Straße abkommt und strafft automatisch die vorderen Sicherheitsgurte, um die Passagiere besser auf ihren Sitzen zu halten. Ein energieschluckender Bereich zwischen Sitz und Sitzrahmen soll zudem vor Wirbelsäulenverletzungen schützen. Die Hälfte aller Verkehrstoten in den USA lasse sich auf solche Unfälle zurückführen, in Schweden ein Drittel, sagt Peter Mertens, bei Volvo für Forschung und Entwicklung verantwortlich. Das Notbremssystem für Kreuzungen dagegen bremst das SUV automatisch ab, wenn der Fahrer beim Abbiegen in den Gegenverkehr zu lenken droht. Eine neue Funktion sorgt zudem dafür, dass der XC90 im Stop-and-Go-Verkehr dem vorausfahrenden Fahrzeug von selbst folgt: Gaspedal, Bremse und Lenkung werden automatisch gesteuert. Der weiterentwickelte Einpark-Assistent ermöglicht nun nicht nur das Einparken parallel zur Fahrbahn, sondern steuert den Volvo auch rückwärts in Parkbuchten. Vier Kameras mit Froschaugenlinsen sorgen dafür, dass eine 360-Grad-Rundumsicht um das Fahrzeug aus der Vogelperspektive auf dem Bildschirm dargestellt wird. Das erklärte ehrgeizige Ziel der Schweden bis 2020: "Unsere Autos werden keine Unfälle mehr haben."

Ein bisschen was von Rock-Konzert: Die Präsentation des neuen Volvo XC90 in der Nähe von Stockholm (Foto: Wolff)
Volvo XC90 2015 (Foto: Wolff)
Volvo XC90 2015 (Foto: Wolff)
(Foto: Wolff)
(Foto: Wolff)
(Foto: Wolff)

Innen und außen könnte die Rechnung von Volvo durchaus aufgehen. Die eigentlichen Problemzone liegt unter der Motorhaube. Den V8-Motor haben die Schweden schon 2010 aus dem Angebot gestrichen. Und auch mit den aktuellen Fünf- und Sechszylindern ist nach dem Modellwechsel Schluss - sie lassen sich nicht mehr passend zu den immer schärfer werdenden Emissionsvorgaben weiterentwickeln. Was übrig bleibt, sind Vierzylinder - größere Motoren hat Geely nirgends im Regal. Vier Motoren sind zunächst vorgesehen: Zwei Benziner mit 320 und 190 PS sowie zwei BiTurbo-Diesel mit 225 und 190 PS. Die Aggregate der Drive-E Familie schöpfen ihre Leistung jeweils aus zwei Litern Hubraum.


Mag sein, dass sich die angepeilte Zielgruppe in Europa bei den Luxus-SUV noch mit ökologisch korrekten vier Brennkammern zufrieden gibt. Die verwöhnte Kundschaft in Asien und erst recht den USA allerdings dürfte da wählerischer sein. Unter sechs Zylindern braucht man ihr in dieser Klasse gar nicht erst kommen - acht Töpfe sind eigentlich Standard. Da hilft es dem Image auch nur bedingt, dass der stärkste XC90 auf 400 PS geblasen wird. Der "Twin-Engine-Strang" kombiniert den dank Turbo- und Kompressoraufladung 320 PS starken Benziner mit einem Elektromotor, der auch noch einmal 80 PS liefert. Trotz der Systemleistung von 294 kW/400 PS schickt die Plug-In-Hybrid-Version laut Volvo gerade mal 60 Gramm CO2 pro Kilometer durch den Auspuff. Im reinen Elektromodus hat der Plug-In-Hybrid laut Volvo über 40 Kilometer Reichweite. Über die Preise für den XC90, den es sowohl mit reinem Frontantrieb wie auch als Allradler geben wird, schweigt sich Volvo zwar noch aus - die Bandbreite dürfte aber zwischen 65.000 und 135.000 Dollar kosten.

(Foto: Wolff)
(Foto: Wolff)
(Foto: Wolff)
(Foto: Wolff)
(Foto: Wolff)
(Foto: Wolff)

 

 

 

Autor: Jürgen Wolff, Artipelag  Stand: 27.08.2014
Fotos: Wolff