Transatlantisches Bündnis

Jonathan Ward ist nicht nur an in der Autoszene an der amerikanischen Westküste bekannt wie ein bunter Hund. Seit Jahren verleiht er Offroad-Klassikern wie dem Ford Bronco oder einem Toyota Land Cruiser als puristische Restomods ihren ganz besonderen Charakter. Mit dem Icon Mercedes 300 SEL 6,2 Derelict zeigt er, dass er auch Luxus kann – natürlich historisch.
Auf den ersten Blick hat die silberne Mercedes S-Klasse der Baureihe W 109 schon bessere Zeiten gesehen. Sie stammt als 300 SEL aus dem Produktionsjahr 1971 und somit aus dem letzten Jahrgang, bevor die Schwaben sie von der Baureihe W 116 ablösten, die erstmals die offizielle Bezeichnung S-Klasse verliehen bekam. Der Metalliclack ist von der kalifornischen Sonne ausgeblichen und der elegante Viertürer liegt ungewöhnlich flach auf der Straße. Auf den zweiten Blick fallen die strahlenden 18- Zoll-Felgen auf, die stark an die originalen Radkappen der damaligen Zeit erinnern, sondern aufwendig konstruierte Sonderanfertigungen sind – mit Hochgeschwindigkeitsreifen: vorne 255 und hinten 285 Millimeter breit. Charakteristisch für ein US-Modell der S-Klasse aus den frühen 1970ern sind die wenig schicken Seitenleuchten vorne wie hinten sowie die vermeintlich gelben Nebelscheinwerfer, die auf der verchromten Frontstoßstange die Funktion der Blinker übernommen haben. Wer genau hinschaut sieht, dass in den originalen und aufwendig restaurierten Lichteinheiten moderne LED-Module verbaut sind.
Auf den Spuren von Bronco und Land Cruiser
Ein Blick in den Innenraum offenbart schwarze Lederstühle, die sich in einem deutlich besseren Zustand als der Lack präsentieren – kein Wunder. Sie wurden ebenso neu mit Leder bezogen wie auch das Edelholz und die Kunststoffteile, die zum Teil neu am 3D-Drucker entstanden sind. Lenkrad, Instrumente und neue Teppiche – alles sieht klasse aus und die historischen Mercedes-Instrumente sind ohnehin eine wahre Schau. Die Vordersitze wurden durch die Restauration beheizbar und eine moderne Klimaanlage sorgt dafür, dass die Insassen auch die heißen Temperaturen bestens aushalten können. Beim Gang um das Auto fällt nicht nur nochmals das tiefe Fahrwerk auf, sondern auch der ebenfalls verblichene Heckdeckel, auf dem in den USA zumeist die Modellbezeichnung 300 SEL prangt – ergänzt um die Hubraumbezeichnung. Die meisten Fahrzeuge glänzten hier mit einem 3.5 oder dem V8-Topper 4.5, der mit seinen knapp 200 PS in Europa nicht angeboten wurde und heute für viele eine interessante Alternative zum aufwendigen 300 SEL 6.3 darstellt, der vom 184 kW / 250 PS starken Pracht-Achtzylinder angetrieben wurde, der drei Jahrzehnte auch die 600er-Staatslimousine der W-100-Baureihe befeuerte.
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- Veröffentlicht: 11. Februar 2023