Das Entscheidende war der Motor. Der musste quer eingebaut werden. Aufgrund des begrenzten Bauraums der PQ35-Plattform samt Quereinbau-Konzept war ein Sechszylinder keine Option und die zwei Liter TFSIs hatten nicht die Leistung, die sich die Quattro-Macher wünschten. Es mussten auf alle Fälle deutlich mehr als 300 PS sein. Die Lösung für diese Probleme fand man in Südamerika. Denn VW hatte für einen Jetta in Südamerika den Fünfzylinder reanimiert. Das Aggregat war ein 170 PS MPI-Sauger, mit zweieinhalb Litern Hubraum und einem massiven Graugussblock.
Winterkorn gibt sein Placet
"Für uns war das eine super Basis, um da einen anderen Zylinderkopf drauf zu machen. Hub und Bohrung haben genau zu unseren Fertigungseinrichtungen gepasst und ein Fünfzylinder ist für uns ein halber V10, also hatten wir auch die passenden Köpfe", erinnert sich Stephan Reil. Die Umsetzung war dann keine Raketenwissenschaft mehr. Die Techniker packten einen TFSI-Kopf auf den Motor, dazu die passenden Lader und Auspuffkrümmer inklusive Rohre sowie Schläuche. "Als der zum ersten Mal losgefeuert ist, ist älteren Kollegen, die noch den Sound des Rallye S1 kannten, das Herz aufgegangen", erzählt Stephan Reil. Beim Motor, der letztendlich im Audi TT RS debütierte, haben die Techniker das Kurbelgehäuse und die -Konstruktion des Ursprungsmotors übernommen. Lediglich der Block wurde mit dem Material der TDI-Motoren gegossen, weil dieses von der Festigkeit besser war
Um das Projekt, das mittlerweile eine Herzensangelegenheit der Audi-Dynamiker geworden war, voranzutreiben, brauchte es den Segen von ganz oben. Das bedeute damals vom VW-Chef Martin Winterkorn. Ein Placet des Konzernobersten würde sämtliche Türen öffnen. Im Mai 2006 weilte "WiKo" in Ingolstadt und die Truppe um Stephan Reil wollte die Chance nutzen und den Boss mit einem Prototypen überzeugen. Das Test-Auto sah von außen aus wie ein ganz normaler TT und der allmächtige VW-Chef wollte erst gar nicht einsteigen. "Kenne ich doch schon". Daraufhin bat ihn Stephan Reil doch mal die Motorhaube zu öffnen und die Kerzenstecker zu zählen. Eins, zwei, drei, vier…. fünf. Das war für den Vollblutingenieur Grund genug, sich hinter das Lenkrad zu schwingen. Nach der Testfahrt mit dem 350-PS-Prototypen war der Konzernchef begeistert und hat das Projekt unterstützt. Mehr brauchte es nicht, um den Audi TT RS Realität werden zu lassen. Ein Doppelkupplungsgetriebe kam für den ersten TT RS zunächst aufgrund des Drehmoments nicht infrage. Also holten sich die Entwickler das Sechsgang-Handschaltgetriebe aus dem VW Bus T5, genauso wie später das Doppelkupplungsgetriebe.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 15. November 2021