Nicht ohne Grund holen sich die Niederländer bei der deutschen Polizei aus Nordrhein-Westfalen Tipps, wie sie ihrer 500 Autobahn-Kilometer Herr werden können. Im Jahr 1960 fährt der erste, 17.610 Gulden, umgerechnet knapp 8.000 Euro teure Test-Porsche ohne Wissen des Justizministeriums in den Niederlanden Test-Streife. Es wurden auch andere Fahrzeuge wie ein Fiat 124 Abarth Spider, ein Alfa Romeo 2.0 Spider oder auch ein Triumph TR6 und ein Citroen DS Chapron Cabriolet unter die Lupe genommen, doch der Porsche überzeugte. Dem Test folgt die nun auch von höchster Stelle genehmigte Bestellung des ersten flotten Dutzends. "Die damals eingesetzten Alfa Romeo überhitzten regelmäßig beim Rückwärtsfahren auf der Autobahn. Der luftgekühlte Heckmotor des Porsche hatte damit keine Probleme", erzählt der 84-jährige Hans Blonk, der zusammen mit elf Vertretern der niederländischen Polizei die dienstbereit ausgestatteten Vierzylinder aus Deutschland abholte. Ein spezieller Kabelbaum für die Ansteuerung der Sirene, des Blitzlichtes und der Kontrollleuchten sowie ein neues Armaturenbrett werden im Werk montiert. Zudem wird das Handschuhfach vergrößert, um für den Polizeifunk Platz zu schaffen. Am Heck des Porsche wird ein Stop-Schild und an einer speziellen Targa-Halterung das Blaulicht installiert.
Die größte Porsche-Flotte der Welt
Bevor die weiß-orangen deutschen Sportwagen im Dienste der niederländischen Polizei auf die Autobahn gelassen werden, muss aber erst noch eine Elitetruppe geformt werden. Die Voraussetzungen, um Teil dieser Spezialeinheit zu werden, sind nicht ohne. Dass gute Fahrkünste und Verkehrserfahrungen vorhanden sein müssen, ist klar. Zudem müssen die Anwärter über eine sehr gute körperliche Verfassung verfügen und mindestens 25 Jahre alt sein. Das war aber noch nicht alles. Sie müssen zudem verheiratet sein und sollten vorzugsweise Kinder haben, da dies eine verantwortungsbewusste Fahrweise fördern und eine unnötige Risikobereitschaft ausschließen soll. Was nicht heißt, dass sie zwangsläufig einer Verfolgungsjagd abgeneigt sind. 1984 sorgt Formel 1-Pilot Jan Lammers in seinem Alpine Renault A 310 zumindest für die Bekannteste von ihnen. Erst von einem Lkw gestoppt gelingt es der Polizei ihn zu stellen. Der Führerschein war weg. Allerdings gewinnt der Raser noch im selben Jahr sein erstes großes Rennen in der Gruppe C. Und nein, nicht mit einem Renault, sondern mit einem Porsche.
Das versteigerte Fahrzeug mit dem Rufzeichen Alex 2707 wird am 21. März 1962 von Pons Automobielhandel ausgeliefert und während seiner vierjährigen Dienstzeit von den beiden Elite-Polizisten Van Rijn und De Steen geführt. Ihre mit Alex beginnenden Rufzeichen verdanken die Fahrzeuge im Übrigen der Alexander-Kaserne in Den Haag. Während seiner vier Dienstjahre auf den Autobahnen 2, 26, 4 und 4a legt Alex 2707 fast 200.000 Kilometer zurück und bekommt zwischendurch einen neuen Motor verpasst. Am Ende seiner Einsatzwagen-Laufbahn werden ihm sein Blaulicht, sein nach hinten ausgerichteter Lautsprecher, zwei Innenrückspiegel, ein großes Stop-Signal, Funk und weitere Polizei-Ausrüstungsgegenstände entfernt und er wird als normaler Porsche 356 verkauft. Laut Aufzeichnungen wird davon ausgegangen, dass er nie die Niederlande verlassen hat.
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 06. September 2016