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Die letzten ihrer Art

Der Land Rover Defender wird eingestellt. (Foto: press-inform / Porsche)

Ab 2016 werden wieder einmal einige Fahrzeugmodelle aus den Ausstellungsräumen verschwinden. Besonders hart trifft es dieses Mal die Freunde von Saugmotoren.

Es ist jedes Jahr dasselbe: Neue Fahrzeugmodelle kommen, andere gehen. Wer sich noch einen letzten seiner Art schnappen möchte, muss schnell sein. Denn nicht selten steigen bei besonders beliebten Auslaufmodellen die Preise ab dem ersten Abwesenheitstag. Na gut, einem Skoda Roomster, Fiat Freemont, Seat Alteas oder Renault Koleos werden nicht viele Autofahrer nachweinen. Doch sieht es da bei dem einen oder anderen Vehikel schon ein wenig anders aus. Ein Land Rover Defender ist eines von ihnen. Der Kult-Kraxler wird nun endgültig in den Modell-Ruhestand geschickt. Dass er zu den Beliebten einer aussterbenden Hardcore-Allrad-Spezies gehört, zeigen schon jetzt die steigenden Gebrauchtwagenpreise. Und auch ein Peugeot RCZ, seines Zeichens ein bis zu 270 PS starker Sportler, wird das kommende Jahr nicht mehr erleben. Der optische Audi TT-Konkurrent ist den Franzosen schlicht zu teuer in seiner Produktion geworden.

Formel 1 macht vor - wie es nicht geht

Zu teuer in nahezu allem, was ihn betrifft, ist von Anfang an ein weiteres Auslaufmodell gewesen: der Porsche 918 Spyder. Von ihm noch ein Exemplar zu ergattern, scheitert ausnahmsweise mal nicht an seinem Preis von knapp einer dreiviertel Million Euro, sondern an seiner auf 918 Exemplare limitierten Stückzahl. Im Juni 2015 war Schluss. Sein Hersteller Porsche spielt im großen Auslaufmodell-Rundumschlag jedoch noch eine viel größere Rolle. Denn mit dem kommenden Jahr verschwindet auch die Mehrheit der 911er mit kernigem Saugmotor. Bis auf die limitierten GT3-Modelle werden ab sofort alle 911 mit aufgeladenen Turbomotoren bestückt. Ein großes Problem für viele Saugmotor-Freunde. Denn Turbos brauchen seit jeher einen gewissen Moment, bis der Befehl zum Beschleunigen auch in die Tat umgesetzt wird. Rallye-Weltmeister Walter Röhrl schwärmt nicht ohne Grund: "Beim Saugmotor trittst du einmal aufs Gas und die Power ist sofort da. Und dieser herrlich sägende Sound - das ist einfach nur wunderbar." Daher wundert es kaum, dass Millionen Euro und Dollar in die Bekämpfung des Turbolochs geflossen sind - mit zunehmendem Erfolg. Dass die Turbomotoren dank Registeraufladung und Twin- oder sogar Tri-Turbos zwar kleiner, aber dafür leistungsstärker und zugleich verbrauchsärmer geworden sind, wollen Sauger-Fans nicht hören.


Was sie hören wollen ist hingegen der satte, kernige Klang ihres Saugmotors. Das beste Beispiel, wie es nicht geht, zeigt die Königsklasse des Motorsports, die Formel 1. Seit dort Turbomotoren zum Einsatz kommen, reißen die Proteststürme und negativen Kommentare sogar von Formel 1-Fahrern nicht ab. "Es hört sich eher an, als würde der Staubsauger nebenher laufen und nicht, als würde ein Rennauto fahren", entfährt es Sebastian Vettel beim Gedanken daran. "Schön, dass man sich wegen der leiseren Motoren nun unterhalten kann." Und auch Niki Lauda meint, dass "einfach etwas fehlt." Die beiden ehemaligen und aktuellen Ferrari-Formel 1-Piloten brauchen aktuell jedoch gar nicht so lange suchen, bis sie weitere durch Turbomotoren ersetzte Fahrzeugmodelle finden. So wird der Nachfolger des Ferrari 458 Italia, der 488 GTB, von einem um 0,6 Liter auf 3,9 Liter geschrumpften V8-Biturbo mit 670 PS befeuert. Den Anfang bei den Italienern machte sogar ein Cabrio, der California T.

Die letzte Viper

Zu den aussterbenden Modellen deutscher Hersteller kommen auf Grund der weltweit verschärften Verbrauchs-Auflagen und dem damit einhergehenden Sauger-Sterben, auch die beliebten AMG 63er-Modelle. Ob nun eine E-Klasse, eine C-Klasse oder der SLS, mit einem 6,2 Liter großen M 156-Aggregat ging es stets flott und gern auch kernig klingend zur Sache. Die neueste Turbo-Generation, der Motor mit dem Namen M 178 DE 40 AL, arbeitet nun im GT und der C-Klasse von AMG. Der auf vier Liter reduzierte V8 leistet bis zu 510 PS. In größeren Limousinen wie der E-Klasse holt er aus 5,5 Litern Dank Doppelturbo 585 PS. Mit bis zu 600 PS rollt der aktuelle BMW M5 auf den heimischen Hof. Sein 4,4 Liter großer Achtzylinder verfügt natürlich auch über einen Biturbo. Die Zeiten des legendären V10-Triebwerks des E60 M5 sind seit 2010 lange vorüber. Doch ist er nie vergessen. Ok, ein Auto dessen Tankleuchte nach 150 Kilometern anspringt, ist vielleicht nicht mehr zeitgemäß. Sein Klang war und ist es aber immer noch. Der gern als Autobahnpolizei-M5 verspottete E60 war allerdings erst der Anfang. Aktuell hat BMW M keinen einzigen Saugmotor mehr im Angebot.

Saugmotoren wie der des Porsche 911 GTS gehören der Vergangenheit an. (Foto: press-inform / Porsche)
Er wurde nur 918 Mal gebaut: Porsche 918 Spyder. (Foto: press-inform / Porsche)
Der Ferrari 458 Italia wird durch einen Turbomotor-Ferrari ersetzt. (Foto: Ferrari)
(Foto: press-inform)
(Foto: press-inform)
(Foto: Marcel Sommer)

Ein echter, automobile Hingucker und Hinhörer ist die Dodge Viper. Wer sich noch einen V10-Supersportler sichern möchte, hat das ganze kommende Jahr noch Zeit. Denn im Jahr 2016 werden die letzten ihrer Art ausgeliefert. 8,4 Liter Hubraum und ein Preis von rund 100.000 US-Dollar wirken nicht nur auf den ersten Blick wie ein echtes Schnäppchen. Ein Schnäppchen, das pünktlich zu seinem 25. Geburtstag eingeschläfert wird. Schade.

 
(Foto: Peugeot)
(Foto: MERCEDES AMG PETRONAS)
 
 
 
 

 

Autor: Marcel Sommer  Stand: 09.12.2015
Fotos: press-inform / Porsche