Pietro Frua wusste in wirtschaftlich schwierigen Zeiten um die große Herausforderung, im wachsenden BMW-Portfolio ein weiteres Serienmodell zu positionieren. So kam ihm die ebenso bezahlbare wie variationsfähige 02er-Plattform gerade recht. Und auch bei zahlreichen Details bediente sich Frua im Konzernregal um seinen sehenswerten 2+2-Sitzer zu einer Verlockung für die BMW-Verantwortlichen werden zu lassen. So gab es nicht nur Plattform und Motor vom 2002 ti, sondern auch eine Front mit Doppelscheinwerfern im schwarzen Lamellengrill mit silberner Doppelniere, eingerahmt von den Blinkern des 2800 CS. Das spektakuläre Coda-Tronca-Heck wurde von Alfa-1750-Rückleuchten verziert und im Innenraum glänzten Sitze und Armaturenbrett der 2500er-Limousine.
Kein Happy End
Die Zeit drängte, denn auf dem Pariser Automobilsalon im Herbst 1969 wollte Frua sein Sportcoupé erstmals der Öffentlichkeit präsentieren und so den Druck auf die BMW-Verantwortlichen bzgl. einer Serienfertigung erhöhen. Doch während sich das französische Messepublikum durchaus für das sehenswerte Einzelstück erwärmen konnte, warteten Pietro Frua und sein norditalienisches Team vergeblich auf Applaus aus der Münchner Konzernzentrale. Da neue Großaufträge fehlten, Frua aber an den Erfolg des bezahlbaren Mittelklassecoupés glaubte, steckte er weiteres Privatgeld und viel Hingabe in das Projekt und baute eine zweite, verbesserte Variante auf. Ein Jahr später sollte es wiederum auf dem Pariser Salon klappen. Kritikpunkte wie die wenigen filigranen Chromkuppeln auf der Motorhaube hatte er durch neue Stoßdämpfer ausgemerzt. Den Hofmeister-Knick ersetzte er für eine betont eigenständige Linie durch ein geradliniges Seitenfenster. Doch das Engagement war vergebens. Die Bayern hatten sich kurzfristig entschieden, als zusätzliches Derivat eine größere Kombilimousine umzusetzen. 1971 feierte die Eigenkreation des 2002 ti Touring ihre Premiere.
So endete die Geschichte zweier besonders spektakulärer Designstudien aus dem Hause BMW ohne Happy End. Während das Urmodell zunächst bei seinem italienischen Meister Pietro Frua verblieb und 1986 an den japanischen Sammler Kimio Doi verkauft wurde, erwarb der Schweizer Industrielle Jakob Bach das neuere 2002 GT4 Frua Coupé bei seinem dritten Messeauftritt auf dem Genfer Salon 1972.
Autor: Stefan Grundhoff Stand: 08.01.2015
Fotos: Gudrun Muschalla
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- Veröffentlicht: 08. Januar 2015