Das nackte Überleben

Die Nachfrage nach elektrischen Autos wird in großen Teilen der Welt immer größer und viele Marken steigen sukzessive aus der Verbrennertechnik komplett aus. Das hat nicht zuletzt große Auswirkungen auf den Motorsport, denn der kämpft in den kommenden zehn Jahren ums nackte Überleben.
Der Acura ARX-06 mit der Startnummer 60 donnert nach 24 spannenden Stunden durchs Ziel des Rennkurses von Daytona. Schlussfahrer Tom Blomquist hat beim Anblick der schwarz-weißen Zielflagge Tränen in den Augen als er zu Fans und in die Kameras winkt. Teamkameraden und Boxencrew können ihr Glück ebenfalls kaum fassen. Auch weil auf Platz zwei das Schwestermodell mit der Nummer 10 den Doppelsieg der Asiaten perfekt macht. Dahinter bei den traditionsreichen 24 Stunden von Daytona: drei Cadillac V-LMDh. BMW und Porsche – in Florida ebenfalls mit ihren neuen Hybridrennern der Prototypenklasse am Start – ohne Chance auf den Gesamtsieg. Was sich anhört wie der ganz normale Rennausgang der 24 Stunden von Daytona am letzten Januar-Wochenende ist so viel mehr als das. Selten war die Aufmerksamkeit auf das Saisonauftaktrennen in den USA größer, denn alle wollen wissen, wie sich die neue LMDh-Klasse schlägt, die hier an der Nordostküste Floridas die handlichere Bezeichnung GTP trägt.
Formel 1 zieht weltweit
Die Autohersteller sitzen in der Zwickmühle – nahezu alle. Seit Jahren lassen sie das Hohelied der Elektromobilität jubilierend erklingen, um die Autofahrer zum Umstieg auf Autos mit Stecker zu bewegen. Doch wie sieht es mit dem so wichtigen sportlichen Image und der perfekten Markenpositionierung aus? Weltweites Interesse in der breiten Öffentlichkeit hat an sich nur die Topliga der Formel 1 und deren Elektrifizierung der Formel-Boliden ist kaum mehr als ein Feigenblatt. Dann ist da noch die Formel E in ihrer mittlerweile neunten Saison. Den Durchbruch hat sie bisher nicht geschafft und gerade in Europa interessiert sich für die neuen Elektrorenner der dritten Generation – mittlerweile auf 350 kW / 476 PS erstarkt - trotz des abwechslungsreichen Rennkalenders in aller Welt und absoluter Topfahrer kaum jemand. Noch düsterer sieht in der anderen elektrischen Rennserie Extreme E aus, die trotz einiger imageträchtiger Namen weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Im Vergleich dazu ist die Formel E ein größeres Thema; auch wenn sich große Marken wie BMW, Mercedes oder Audi mittlerweile verabschiedet haben. Andere haben mehr Sitzfleisch und setzen selbstbewusst weiter auf den lahmenden Elektrozossen, der den Sprung zu einem Renntraber irgendwann schaffen soll. Aktuell sind in der Formel E Autohersteller wie Porsche, Cupra (Seat), Nio, DS (Stellantis), Maserati, Jaguar, Mahindra oder Nissan aktiv.
- Details
- Veröffentlicht: 14. Februar 2023