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Perfekt verlinkt

Lynk & Co 03 Concept - Weltpremiere auf der Auto Shanghai 2017 (Foto: press-inform / Lynk & Co)

Im Oktober präsentierte sich Lynk & Co als neuer Autohersteller. Auf der Shanghai Autoshow haben die Chinesen, die so gerne Europa entdecken wollen, ihren ersten großen Aufschlag.

Der nächste Chinese will es auf dem europäischen Markt riskieren. Nachdem sich Landwind, Qoros und Brilliance in Europa bereits die Finger brannten, versucht es mit Lynk & Co jetzt der nächste Autohersteller aus China. Dabei geht es um mehr als neue Autos. Die Modelle von Lynk & Co sind Smartphones auf Rädern, die man sich nicht unbedingt kaufen muss. Wer will, nutzt sie wie ein Airbnb nur höchst temporär. Bis die Shanghai Autoshow ihre Pforten offiziell öffnet, wollte Lynk & Co mit den guten Nachrichten dann doch nicht warten. So gab es bereits drei Tage vor der Messe einen Vorabevent mit mehr als 800 geladenen Gästen. Auf Messe selbst gibt es nicht nur das Serienmodell des Lynk & Co 01, sondern auch die Konzeptstudie des 03 zu sehen. "Nun mit zwei Modellen in der Lynk & Co Familie haben wir nur fünf Monate nach Firmengründung bewiesen, dass wir unsere Versprechungen in Bezug auf Reichweite, Qualität, Technologie und Konnektivität als Standard ebenso einhalten wie unsere Markenidentität", sagt Alain Visser, Senior Vice President von LYNK & CO.

Schwedisches Kuscheln

Auch wenn viele chinesische Autohersteller die alte Welt Europa in den vergangenen Jahren im Sturm erobern wollten; bislang scheiterte jeder kläglich - manche wie Qoros sogar vor dem eigentlichen Marktstart. Lynk & Co will als Ableger des chinesischen Geely-Konzerns die bisweilen 100 Jahre alten Konventionen und Ertragsmodelle der Automobilgeschichte revolutionieren - wie fast jeder derzeit in der Branche, die nicht weiß, wo ihr der Kopf steht. Als Neuling im Reigen der großen Toyota, Mercedes, Volkswagen oder BMW tut man sich da ein bisschen leichter, da verkrustete Strukturen fehlen und Fehler bisweilen verziehen werden. Bei der Namensgebung gab sich das derzeit noch überschaubar dimensionierte Lynk & Co Team rund um Marketing- und Vertriebschef Alain Visser (ehemals Manager bei Volvo, Ford und GM) immerhin Mühe einen Markennamen mit digitalem Hintergrund zu kreieren. Lynk kommt vom Grundgedanken "link to the future" und den Namensannex "& Co" holte man sich aus den Lifestylegedanken, deren englischsprachige Begriffe wie connection, cool oder community allzu oft mit den Buchstaben "co" beginnen.


Lynk & Co gibt sich alle Mühe, in erster Linie den Europäern zu gefallen und keine allzu großen chinesischen Animositäten aufkommen zu lassen. Immer wieder wird die Nähe zur Volvo unterstrichen. Die chinesische Marke selbst sei in ebenso in Schweden entworfen worden, wie das allemal ansehnliche Design, mit dem Modelle wie der SUV Lynk & Co 01 entsprechend elektrisiert bald von Kunden bewegt werden sollen. Produziert werden die Fahrzeuge 01 und 03 in China und von hieraus in die verschiedensten Regionen der Welt verteilt. Alle Fahrzeuge werden mit einem Elektromodul ausgestattet; sind jedoch nicht nur mit Elektroantrieb verfügbar. Wenn es in den nächsten Monaten zunächst auf dem chinesischen Heimatmarkt losgeht, sind neben einem reinen Benzinermodell des 01 auch Elektro-, Hybrid- und Plug-In-Hybridvarianten geplant. In Europa gelten Diesel zudem als gesetzt.

03 folgt auf 01

Das erste Modell, der 01, ist ein unspektakulärer, aber durchaus gefälliger SUV mit leicht verschrobener Front aus der Feder von Chefdesigner Andreas Nielsson, der auf der CMA-Plattform unterwegs, die auch den kommenden Volvo XC40 trägt. Die Proportionen des rund 4,50 Meter langen SUV sind eher klassisch. Motorhaube und Seitenlinie haben Charakterelemente, die auch von einem Porsche Cayenne stammen könnten. Die Überhänge sind kurz, die Schulterlinie ist kraftvoll ausgeformt. Das Dach läuft weich nach hinten in ein markantes, aber zerklüftetes Heck aus. Der Lynk & Co 01 basiert der Compact Modular Architecture (CMA), die man sich mit Plattformgeber Volvo teilt, der hierauf ab kommendem Herbst seinen XC40 losschickt, um gegen BMW X1 oder Audi Q3 zu bestehen. Der Lynk & Co 01 startet zunächst mit aufgeladenen Drei- und Vierzylindermotoren in einem Leistungsspektrum von 150 bis knapp 200 PS und ist wahlweise mit Front- oder Allradantrieb sowie mit Sechsgang-Handschaltung oder Siebengang-Doppelkupplung zu bekommen. Topmodell dürfte ein Plug-In-Hybride sein, dessen 180 PS starker Benzinmotor von einem 70 PS starken Elektromotor unterstützt wird und bis zu 210 km/h schnell ist. Sein Normverbrauch soll 1,5 Litern auf 100 Kilometern liegen. Die normalen Versionen verbrauchen zwischen knapp fünf und sechs Litern Kraftstoff. Die Plattform kann nicht nur konventionelle Antriebe und hybriden aufnehmen, sondern auch reine Elektroversionen mit entsprechenden Batteriepaketen, die in einer zweiten Welle folgen sollen.

Lynk & Co 01 - er ist das erste Modell (Foto: press-inform / Lynk & Co)
Lynk & Co 03 Concept - gerade für China eine Hoffnungsträger (Foto: press-inform / Lynk & Co)
Lynk & Co 01 - kommt in diesem Jahr in China auf den Markt (Foto: press-inform / Lynk & Co)
(Foto: press-inform / Lynk & Co)
(Foto: press-inform / Lynk & Co)
(Foto: press-inform / Lynk & Co)

In Shanghai gibt es neben dem Lynk & Co 01 auch die kompakte Mittelklasselimousine 03 zu bestaunen. Die Front ist ebenso zerklüftet wie die des 01. Auffällig sind die auf dem vorderen Kotflügel aufgesetzten Tagfahrleuchten, die stark konturierte Flanke und eine Charakterleiste, die sich vom Seitenspiegel über den Türrahmen bis hin zum Auslauf der Heckscheibe zieht. Besonderen Wert wird beim Lynk & Co 03 ebenso wie bei allen anderen Modellen der noch jungen Marke auf die Konnektivität gelegt. Die Fahrzeuge werden immer und überall mit der digitalen Welt verbunden sein. Jeder Fahrer - egal ob alleinigen Eigentümer oder Kurzzeitnutzer - bedient sich für zentrale Fahrzeugfunktionen seiner ganz eigenen Cloud. So wird das Fahrzeug per Smartphone geöffnet und gestartet; die wichtigsten Einstellungen übernehmen Fahrzeuge wie der Lynk & Co 01 dabei vollautomatisch mit dem Einsteigen. Sitze fahren in die gewünschten Positionen, Radiosender, Lieblingsmusik und Klimafunktionen werden ebenso wie Navigationsdaten aus den persönlichen Präferenzen übernommen.


Die chinesische Geely-Submarke Lynk & Co will seine potenziellen Kunden auf verschiedenste Arten locken. So kann man seinen 01 nur online oder bei kleinen Markenshops kaufen; echte Händler soll es nicht geben. Ein Land wie Deutschland könnte so mit 50 und 100 Shops abgedeckt werden, wo nicht nur die Fahrzeuge selbst, sondern in erster Linie die mobilen Dienste drum herum angeboten werden. Für die Wartung sind spezielle Servicepunkte ebenso denkbar wie ein Teil des Volvo-Händlernetzes. Jedoch versprechen sich die Chinesen nicht nur in ihrem Heimatland einen signifikant ertragreiches Kuchenstück von Teilzeit-Nutzern, die ihr Auto nach der Fahrt am Straßenrand abstellen und ähnlich wie bei Mietmodellen von car2go oder drive now anderen Nutzern zur Verfügung stellen. Eine zentrale Lynk & Co App wird daher Dreh- und Angelpunkt bei der neuen Chinamarke. Wer sein eigenes Fahrzeug auch anderen nach dem Prinzip der Wohnraum-Vermietplattform Airbnb zur Verfügung stellen will, kann dies mit einem Share-Button einfach tun. Die interessierten Nutzer stellen dann eine Anfrage und der Eigentümer kann sie per Smartphone für eine Fahrt oder eine bestimmte Nutzungsdauer freischalten lassen. Die Abrechnung geschieht danach ebenfalls über die App von Lynk & Co.

Bei Kauf oder Miete ist ein Komplettangebot in Sachen Service inbegriffen. Fünf Jahre Garantie oder 150.000 km sollen beim potenziellen Interessenten ebenso für Sicherheit sorgen wie vermeintliche Bestwerte in den jeweils Crashversuchen. Bei aller Sicherheit will Link & Co will seine Kosten reduzieren, in dem die Möglichkeiten der Individualisierung minimiert werden. So wird es nur zwei - allerdings vergleichsweise gut ausgestattete - Modellvarianten geben, die nach Volvo-Vorbild mehr als einen Hauch Premiumcharme vermitteln sollen. Mit genauen Informationen zu Preisen hält sich Lynk & Co erst einmal zurück. "Ein komplett ausgestattetes Premiumfahrzeug zum Preis eines Volumenmodells", fabuliert Alain Visser. Heißt, ein Mittelklasse-SUV dürfte bei unter 30.000 Euro starten; falls man den eigenen Lynk überhaupt kaufen oder mieten / leasen will.  Autor: Stefan Grundhoff, Shanghai  Stand: 18.04.2017
Fotos: press-inform / Lynk & Co  

(Foto: press-inform / Lynk & Co)
(Foto: press-inform / Lynk & Co)
(Foto: press-inform / Lynk & Co)
(Foto: press-inform / Lynk & Co)
(Foto: press-inform / Lynk & Co)