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Die Kraft der drei Herzen

Ford Mondeo 2.0 Hybrid (Foto: Ford)

Der neue Mondeo ist endlich auch in Europa angekommen. Und mit ihm der erste Ford Hybrid, der auch in der alten Welt gebaut wird.

Es ist eine Premiere mit Verspätungszuschlag: Mit dem Mondeo Hybrid bringt Ford jetzt seinen ersten in Europa gebauten Hybrid auf den Markt. Zusammen mit den konventionell motorisierten Mondeo läuft der Hybrid im spanischen Valencia vom Band. Ein "neues" Auto ist der Mondeo allerdings nicht - genauso wenig wie seine Hybridversion. Unter dem Modellnamen Fusion gibt es ihn in den USA bereits fast seit zwei Jahren. Und mit dem Fusion Hybrid ist Ford dort längst zum zweitgrößten Anbieter von Hybrid-Fahrzeugen aufgerückt.

Die Reichweite liegt bei fünf Kilometern

Der hybride Mondeo ist der einzige in der komplett überarbeiteten Modellreihe, der in Europa als klassische Stufenheck-Limousine angeboten wird - und zwar ausschließlich. Den normalen Mondeo dagegen gibt es in Europa nur als Fließheck- oder Kombiversion. Immerhin: Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Hybrid nicht sonderlich von der Serie. Allenfalls der entsprechende Schriftzug am Heck und hinter den vorderen Radkästen weist darauf hin. Deutlicher wird es beim Blick in den Kofferraum: In der Stufenheck-Limousine mit 429 Litern ohnehin schon nicht sonderlich üppig dimensioniert, schränkt das Akku-Pack den Laderaum beim Hybrid noch einmal zusätzlich ein. Für die US-Version gibt Ford gerade mal noch 390 Liter Stauraum an.


Verbaut im neuen Mondeo ist der von Ford selbst entwickelte Hybrid-Antriebsstrang, der mittlerweile in die dritte Generation geht. Gleich zwei Elektromotoren sorgen für den Vortrieb. Der eine sitzt gleich im Motorraum und unterstützt den Benziner bei seiner Arbeit. Der zweite E-Motor ist hinter der Rückbank versteckt. Seine Aufgabe ist eher die eines Generators: Er soll beim Rekuperieren - also beim Bremsen - die zurückgewonnene kinetische Energie in die Lithium-Ionen-Batterie einspeisen. Die Kapazität der Batterie: 1,4 kWh.

Fahren läßt sich mit dem Mondeo Hybrid ganz unspektakulär

Große rein elektrische Touren sind da nicht drin. Die Reichweite als Stromer liegt bei rund fünf Kilometern, die Höchstgeschwindigkeit bei 135 km/h. Theoretisch. Denn in der Praxis ist es nicht gerade einfach, den Mondeo zu fahren, ohne dass der Benzinmotor eingreift. Eine eigene EV-Taste, mit der man auf "Stromfahrt" umstellen kann, gibt es nicht. Die einzige Option ist der behutsame Umgang mit dem Gasfuß. Doch auch bei gefühlvoller Feinmotorik im rechten Fuß passiert es immer wieder, dass die Elektronik den Verbrenner dazu schaltet. Immerhin sorgt das elektrische Hochvolt-Bordnetz dafür, dass man auf so gut wie keine Bequemlichkeit verzichten muss, die man auch im herkömmlich angetriebenen Mondeo ordern kann - von der elektrischen Sitzverstellung bis zu den diversen Assistenzsystemen.

Ford Mondeo 2.0 Hybrid (Foto: Ford)
Dicht gepackt: Der Motorraum des Ford Mondeo 2.0 Hybrid (Foto: Ford)
Ford Mondeo 2.0 Hybrid (Foto: Ford)
(Foto: Ford)
(Foto: Ford)
(Foto: Ford)

Im Verbund des Elektromotors mit dem 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner kommt eine Gesamtleistung von 130 kW/187 PS zusammen. Das maximale Drehmoment von 300 Nm liegt ab 1.750 U/min. an. Das reicht für eine nicht gerade üppige Höchstgeschwindigkeit von 187 km/h und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 9,2 Sekunden. Im EG-Normzyklus kommt der Mondeo Hybrid auf einen Durchschnittsverbrauch von 4,2 Liter, was einem CO2-Ausstoß von 99 g/km entspricht. Damit läge das 4,9 Meter lange und beladen immerhin gut 2,5 Tonnen schwere Schiff fast schon auf Smart-Niveau. Typisch für einen Hybriden: Im städtischen Bereich mit viel Stopp-and-Go-Verkehr ist der Norm-Verbrauch mit 2,8 Litern auf 100 Kilometern extrem niedrig. Doch allenfalls als Taxi-Version, die fast ausschließlich in der Stadt unterwegs ist, könnte sich das ökonomisch lohnen. Als Diesel etwa gibt es beim Mondeo vier Motorisierungen, bei denen der Durchschnittsverbrauch zumindest nicht höher liegt als beim Hybrid.


Fahren lässt sich der Mondeo Hybrid ganz unspektakulär. Das Fahrwerk ist - wie bei Ford üblich - hervorragend und hat die richtige Mischung zwischen sportlich-dynamisch und komfortabel. Die serienmäßige stufenlose CVT-Automatik arbeitet feinfühlig und gut abgestimmt. Wenn das System von elektrisch auf Benzin umschaltet, vollzieht sich das ohne Ruckeln oder Einfluss auf den Vortrieb. Man hört mit einem Mal den Motor leise arbeiten und im Armaturenbrett melden die Anzeigen Vollzug.

(Foto: Ford)
(Foto: Ford)
(Foto: Ford)
(Foto: Ford)
(Foto: Ford)
 

Hybrid-Fahrer brauchen anscheinend ohnehin das große Kino. Kaum ein Geschehen am Antrieb und drum herum, das nicht durch Balkengrafiken, Funktionszeichnungen oder wild rotierende Balken illustriert wird. "Wir wollten die Anzeigen reduzieren", verrät ein Ford-Entwickler, "aber die Leute wollten das unbedingt so haben." Und des Kunden Wille ist bekanntlich sein Himmelreich. Im Vergleich zu den anderen Mondeo-Modellen ist der Hybrid dabei nicht einmal besonders teuer. Sein Basispreis liegt bei 34.950 Euro. Zugegeben: kein Schnäppchen. Aber der mit 180 PS fast genau so starke Mondeo 2.0 TDCi ist mit mindestens 36.450 noch einen Schlag teurer. Und den entsprechenden 2,0-Liter-Benziner mit 203 PS ruft Ford auch schon mit 34.150 Euro auf.

 

 

Autor: Jürgen Wolff, Malaga  Stand: 19.10.2014
Fotos: Ford