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Die schwarze Gefahr

Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)

Wer meint, der Mercedes AMG E 63 wäre ein scharfes Teil, der ist den Brabus 900 noch nicht gefahren und hat ihn wohl auch noch nicht vorbeirauschen sehen. Die Bottroper haben ihr V8-Vorzeigeaggregat in die dezente Oberklasselimousine eingebaut und überlassen es dem Kunden, was er von dieser spektakulären Implantation hält. Hinter dem Steuer ist der 900er ein wahrer Gigant.

Natürlich sieht man der schwarzen Mercedes E-Klasse an, dass sie mehr zu bieten hat als ein zahmer E 220d oder auch ein vergleichsweise dynamischer E 400er. Der düster-schwarze Look könnte fraglos jedoch auch von einer nachgeschärften Sportversion aus Affalterbach stammen. Doch allein die drei Zusatzbuchstaben AMG wären deutlich zu wenig, um auszudrücken, zu was der Brabus 900 auf der Straße im Stande ist. Noch unspektakulärer sieht es im Innern aus, denn hier trägt Darth Vader aus dem Ruhrgebiet weitgehend seinen normalen Seriendress und glänzt nicht mit mächtigen 21-Zoll-Walzen und Spoilerrat rundum. Mehr Dampf in einer Mercedes E-Klasse ist derzeit unter normalen Umständen nicht zu bekommen, denn der Brabus 900 wird von dem gleichen V8-Doppelturbo angetrieben, der schon Raketen wie die 900er G-Klasse oder den GT-Rocket donnern lässt.

Abtrieb muss sein

Möglich macht die 662 kW / 900 PS und das gigantische Drehmoment von spektakulären 1.250 U/min nicht zuletzt die Hubraumerweiterung von 4,0 auf 4,5 Liter. Mit Rücksicht auf Reifen und Getriebe wurde das maximale Drehmoment von den Brabus-Technikern auf 1.050 Nm reduziert – schade drum. Merken wird das allerdings keiner. Denn der bullig brabbelnde Auspuff verheißt schnell, dass der Brabus 900 in Sachen Antrieb nur wenig mit einem normalen AMG-E-Modell oder gar einer E-Klasse von der Stange gemein hat. Bereits bei gemächlichem Tempo in der City oder auf der Landstraße blubbert und brabbelt der düstere Viertürer munter und willig vor sich hin. Auf Knopfdruck oder je nach Fahrmodus öffnet sich die Auspuffklappe und es donnert nicht nur akustisch ein Sturm los. Der Gegensatz zu den immer mehr aufkommenden Elektromodellen mit dem Sternenlogo und dem EQ-Label könnte größer nicht sein, denn die zwei Tonnen schwere Allradlimousine macht aus ihren Ambitionen um die Herrschaft auf der linken Spur keinerlei Hehl. Der wild von hinten auffahrende 3er BMW hatte auf der Autobahn wohl bereits geahnt, was auf ihn zukommen könnte. Ein munteres Durchbeschleunigen im Darth Vader und der Innenspiegel bräuchte einen digitalen Vertreter nebst Teleobjektiv, um Kühlergrill und Kennzeichen des gebürtigen Dreier-Bayern auf der A31 überhaupt noch erkennen zu können.


Der Schub ist nicht mächtig, er ist schamlos, brachial und dabei noch filigran genug, dass er zu einer E-Klasse mit doppeltem Nachschlag passt. Geht es über Tempo 230, 250 und mehr wünscht man sich am Steuer etwas mehr Rückmeldung von der Fahrbahn und insbesondere mehr Abtrieb auf der Vorderachse. Um die 330 km/h Spitzentempo zu schaffen, ist der Spoiler nicht scharf genug eingestellt, dass mehr Rückmeldung von der Fahrbahn möglich wäre. Und längst hat sich auch geklärt, wieso die kleine Spoilerlippe auf dem Heckdeckel alles andere als eine Bottroper Optikspielerei ist. In der Liga der schnellsten Boliden freut sich der Fahrer mehr denn je, wenn das automobile Objekt der Begierde auch bei schnellsten Geschwindigkeiten die nötige Sicherheit vermittelt. Gerade das macht einen wie den Brabus 900 als E-Klasse der Superlative so begehrenswert.

Denn er ist nicht obligatorisch zum Rasen geboren, sondern kann auch ganz normal den lässigen Luxuscruiser mimen und im Verkehr mitschwimmen. Der Normverbrauch ist mit rund 11 Litern Super auf 100 Kilometern dabei beinahe so spektakulär wie die Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h oder der unbändige Imagespurt von 0 auf Tempo 100 in 2,8 Sekunden. Nicht, dass das in der Realität irgendjemanden interessieren würde, doch wenn man abends mit seinen Jungs beim Abendessen sitzt, sind das Zahlen, die auch bei Bier und Wein allemal beeindrucken. 330 km/h Spitze, 2,8 Sekunden, 900 PS und 1.250 Nm – zugegeben, mit den 11 Litern Normverbrauch macht man die eigene Geschichte damit nur schlechter. Insbesondere, wenn man an den stattlichen Preis denkt, denn der imposante Leistungsnachschlag von 612 auf 900 PS inkl. der entsprechenden Staffage macht den Brabus 900 als E-Klasse mindestens 327.873 Euro teuer. Zum Vergleich: der Serien AMG E 63 4matic S kostet rund 130.000 Euro. Damit gehört der Brabus 900 nicht nur zu den schnellsten und exklusivsten, sondern auch den teuersten Oberklasselimousinen auf der Welt. Aber wohl auch zu den allerbesten.

Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)
(Foto: press-inform / Brabus)
Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)
Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)
Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)
Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)

 

Autor: Stefan Grundhoff, Bottrop  Stand: 01.01.1970
Fotos: press-inform / Brabus  

 

Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)
Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)
Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)
Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)
Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)
Brabus 900 E-Klasse (Foto: press-inform / Brabus)