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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 16. November 2015
Herz dieser Asphalt-Staub-und-Dreck-Luxus-Trutzburg ist der neu entwickelte W12-Motor. Das neue Aggregat ist nicht nur 30 Kilogramm leichter als der Vorgänger, sondern schafft mit einem Durchschnittsverbrauch von "nur" 13,1 Liter pro 100 Kilometern auch in dieser Disziplin eine deutliche Verbesserung. Das gelingt unter anderem durch Zylinderabschaltung und die Kombination von Direkt- und Saugrohr-Einspritzung. Unterm Strich macht das 48 Injektoren, die in dem neuen Triebwerk verbaut sind. Wichtig ist, dass die ganze Technik beim Fahrer ankommt. Der Motor reagiert mit einem sonoren Brüllen auf jede Gaspedalbewegung. Der Sound ist nicht zu aufdringlich, das könnte ja die exklusive Kundschaft stören.
Noch keine Keramik-Bremsen
Der Vortrieb passt sich dem souveränen Klangbild an: Fast mühelos schiebt das Sechs-Liter-Triebwerk den Koloss an. Überholvorgänge verschmelzen zu einer Rand-Episode der Fahrt. Auch um die Kurven schießt der Bentayga mit einer unglaublichen Präzision und Geschwindigkeit. Da erreicht er sogar das Niveau des leichteren Dynamik-Künstlers Porsche Cayenne. Der Kniff hinter dieser Pkw-artigen Leichtigkeit des Asphalt-Tangos ist die neue elektrische Wankstabilisierung, die mit Hilfe des fortschrittlichen 48-Volt-Bordnetzes mit einer Vielzahl von Sensoren kommuniziert und blitzschnell jede Bewegung der Karosserie ausgleicht. "Das klappt dreimal so schnell, wie bei hydraulischen Systemen", freut sich Rolf Frech. Das Wirbeln durch die Kurven macht immens viel Freude, immer wieder ertappt man sich beim Murmeln der einfachen und doch so schwer zu erreichenden Wertung "überragend".
Doch die Physik können solche feinen technischen Kniffe nur kaschieren, nie ganz überwinden. Das Gewicht von gut 2,4 Tonnen beansprucht die Stahlbremsen bei extrem sportlicher Spaßfahrt derart, dass die zu rauchen beginnen. Das haben auch die Entwickler erkannt und versprechen, dass bald Keramik-Bremsscheiben, die Verzögerung des Bentayga standfest machen werden. Dennoch müssen sich die Ingenieure die Frage gefallen lassen, warum dieses wichtige Detail bei einem derart teuren Luxus-Automobil, der Bentley kostet mindestens 208.500 Euro, mit Ausstattung wird an der 300.000-Grenze gekratzt, nicht von vorneherein zu haben ist. Schließlich sind solche Bremsen im VW-Konzern vorhanden und die Ingenieure haben sich fleißig im Technik-Regal der Schwester-Marken bedient, wie die vielen Assistenzsysteme und der Infotainment-Bildschirm, dessen Plastik-Tasten nicht in die Luxus-Umgebung passen, zeigen.