Die deutsche Automobil-Industrie versucht ebenfalls alles, sich eine ökologische Weste überzustreifen. Herbert Diess ist da mit seinen Tweets ganz weit vorne dabei, aber auch die Konkurrenz aus München und Stuttgart-Untertürkheim lässt kaum eine Woche verstreichen, ohne dass es nicht eine Meldung gibt, welche Nachhaltigkeitsprojekte man anstößt. Manches wirkt fast wie vorauseilender Gehorsam, mit dem man den vermeintlich vorherrschenden Zeitgeist erfüllen will. Ideen wie Mercedes Sustaineer, der beim Fahren die Luft reinigt und Feinstaubpartikel einsammelt, sind aktuell nicht viel mehr als technologische Fingerübungen, die aber deutlich signalisieren sollen: "Seht her, wir sind am ökologischen Ball."
Grüner Stahl
Die guten Absichten von VW; BMW & Co. sind unbestreitbar. Doch wie schaut es mit der Umsetzung aus? Im Artikel "Nachhaltigkeit in der deutschen Automobilindustrie. Wie reagieren OEMs und Zulieferer 2021 auf den Megatrend Sustainability?" kommen die Experten der Unternehmensberatung Deloitte zu dem Schluss, dass noch viel zu tun ist, bis das klimaneutrale Schlaraffenland Realität wird: "Etwa bei der Dekarbonisierung, beim Aufbau ganzheitlicher Strategien und im Bereich Finanzierung." Ein Thema, bei dem Nachbesserung nötig ist, ist die gesamte Wertschöpfungskette. "Lediglich 51 Prozent der Befragten nehmen bei ihren Sustainability-Initiativen neben dem eigenen Unternehmen auch Lieferanten in den Blick. Und nur 40 Prozent können einen umfassenden End-to-End-Ansatz vorweisen, der neben der vorgelagerten auch die nachgelagerte Lieferkette einschließt, also zum Beispiel den Aspekt Recycling", heißt es in der Studie weiter.
Batterierecycling steht schon aus purem Überlebenswillen weit oben auf der Agenda der OEMs. Chinas Hunger nach seltenen Erden und anderen Rohstoffen wird in den nächsten Jahren nicht geringer werden. Das andere große Thema ist die Reduktion von Kohlendioxid bei der Produktion von Autos. Die Stahlproduktion gilt aufgrund ihrer besonders energieintensiven Herstellung als einer der Hauptverursacher der weltweiten CO2-Emissionen. "Wir setzen bei den CO2-intensiven Produktionsschritten den Hebel an"; verspricht Volvos Nachhaltigkeitsbeauftragter Stuart Templar. Damit diesen Worten auch Taten folgen, haben die Schweden mit SSAB den größten skandinavischen Stahlproduzenten mit uns Boot geholt, um das Metall fossilfrei herzustellen.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 02. November 2021