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Die Zeit drängt
Mit seiner Ikone SL hat es Mercedes in den vergangenen Jahren nicht allzu gut gemeint. Der offene Beau, einst imageträchtiges Aushängeschild der Schwaben, parkte nur noch am Rande des prall gefüllten Modellportfolios. Endlich gibt es eine Neuauflage - zunächst ohne Elektropower. Doch ein Plug-In-Hybride soll bald folgen.

Die Zeit drängt

Mercedes AMG SL 2022 (Foto: Mercedes)

Mit seiner Ikone SL hat es Mercedes in den vergangenen Jahren nicht allzu gut gemeint. Der offene Beau, einst imageträchtiges Aushängeschild der Schwaben, parkte nur noch am Rande des prall gefüllten Modellportfolios. Endlich gibt es eine Neuauflage - zunächst ohne Elektropower. Doch ein Plug-In-Hybride soll bald folgen.

Erstmals wurde die Entwicklung eines Mercedes SL in die Hände von AMG gelegt. Das hat seinen Grund weniger in übertriebener Sportlichkeit, sondern liegt daran, dass der Mercedes AMG SL mittelfristig den obsolet gewordenen AMG GT Roadster ersetzen soll. Der war vor Jahren beinahe zum Todesstoß für die einstige Legende namens Mercedes SL geworden, der in vergangenen Jahrzehnten die Schönen und Reichen diese Welt ebenso kommod wie sportlich über die Boulevards dieser Welt transportierte. Die vergangene SL-Generation wurde immer wieder verschoben, kam deutlich zu spät und war weder in Sachen Design noch Technologie ein Führungsspieler.

Achtzylinder statt Elektropower

Das soll mit dem neuen Mercedes SL anders werden. Der orientiert sich optisch stark am aktuellen AMG GT Roadster mit markigem Vertikalkühlergrill und Leuchten im CLS-Design. Dabei wird Daimler nicht müde zu unterstreichen, dass der Wagen mit dem aktuellem AMG GT ebenso wenig gemein hat wie mit dem bisherigen SL, denn er basiert auf einer komplett neu entwickelten Fahrzeugarchitektur. Das in Verbundaluminium-Struktur konstruierte Chassis besteht aus einem Aluminium-Spaceframe mit einer selbsttragenden Struktur. Hatte der ein oder andere Kunde erwartet, dass der neue Mercedes SL mit seiner Länge von 4,71 Metern nur noch rein elektrisch kommen würde, gab es bereits vor mehr als zwei Jahren Entwarnung. Nach wie so setzt der SL auf Benzinerpower. Wieso ein imagestarker V12 jedoch im Modellportfolio fehlt, der nach wie vor die Topmodelle von Maybach oder den gepanzerten Mercedes S 680 Guard antreibt, dürfte ein Geheimnis bleiben. Zumindest kann man aufatmen, weil einem ein hoch aufgeladener Vierzylinder mit Elektrounterstützung erspart bleibt.


Das Triebwerk aus dem kommenden Mercedes AMG C63 hätte durchaus in den langen Vorderwagen des SL gepasst, hätte bei den finanzstarken SL-Fans, die ohnehin schwere Jahre hinter sich haben, jedoch wohl einen Sturm der Bestürzung ausgelöst. Doch 2023 dürfte eine Plug-In-Variante den aktuellen Doppelpack ergänzen. "Der neue SL vereint die sportlichen Gene des Ur-SL mit der AMG-typischen Driving Performance. Gleichzeitig bietet er Luxus und Komfort auf absolutem Topniveau. Diese Kombination ist einzigartig im Sportwagen- Segment und spiegelt sich auch im Innenraum wider - hier treffen höchster Komfort und Qualität auf die richtige Portion Sportlichkeit", so AMG-CEO Philipp Schiemer.

Zwei Tonnen schwer mit Stoffdach

Zum Marktstart rollt der Mercedes AMG SL zunächst in zwei V8-Motorisierungen an den Start. Basismodell ist der bekannte Vierliter-V8-Doppelturbo als SL 55 4matic mit 350 kW / 476 PS / 700 Nm, der den offenen 2+0-Sitzer in aus dem Stand in 3,9 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und eine Höchstgeschwindigkeit von 295 km/h erreicht. Die stärkere Version des SL 63 4matic leistet mit dem ähnlichen V8 430 kW / 585 PS / 800 Nm und erreicht maximal 315 km/h. Der Normverbrauch der beiden obligatorischen Allrad-Roadster liegt bei 11,8 Litern Super auf 100 Kilometern. Serienmäßig sind nicht nur Hinterradlenkung, sechs Fahrprogramme, Allradantrieb und Neungangautomatik, sondern erstmals auch wieder ein elektrisches Stoffdach. Das lässt sich in 15 Sekunden bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h öffnen und schließen. Der kleine V8 ist mit einem Stahlfederfahrwerk mit Aluminium-Stoßdämpfern und Leichtbau-Schraubenfedern ausgestattet. Vorne wie hinten arbeitet eine Fünflenkerachse. Der SL 63 ist dagegen eine hydraulische Wankstabilisierung verbaut, bei der aktive Hydraulikelemente die mechanischen Querstabilisatoren ersetzen und die Karosseriebewegungen ausgleichen. Wahlweise rollt der offene SL mit Stern auf 19-, 20-, oder 21-Zöllern. Die Fahrerassistenzsysteme sind auf dem Niveau von S- und E-Klasse.

Mercedes AMG SL 2022 (Foto: Mercedes)
Mercedes AMG SL 2022 (Foto: Mercedes)
Mercedes AMG SL 2022 (Foto: Mercedes)
(Foto: Mercedes)
(Foto: Mercedes)
(Foto: Mercedes)

Wenig Überraschungen bietet der knapp 2.000 Kilogramm schwere Mercedes AMG SL im Innern. Obschon er offiziell als 2+2-Sitzer angeboten wird, dürften die Sitzplätze ebenso leer bleiben wie beim Porsche 911 und dienen daher nur als zusätzliche Gepäckablage. Der Innenraum des offenen Mercedes bietet ansonsten wenig Überraschungen. Es gibt bequeme klimatisierte Ledersitze, die sich vielfältig verstellen lassen, animierte Instrumente, Head-Up-Display und einen zentralen Multimediabildschirm, dessen Neigung sich elektrisch zwischen 12 und 32 Grad verstellen lässt. Der Laderaum fasst zwischen 213 und 240 Liter.

Autor: Stefan Grundhoff  Stand: 28.10.2021
Fotos: Mercedes  

 

(Foto: Mercedes)
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(Foto: Mercedes)
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