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Welt-Stromer
Auf der IAA sorgte der ACM City One für Aufsehen. Das elektrische Stadtauto soll in zwei Jahren Elektromobilität für jedermann zu einem günstigen Preis realisieren.

Welt-Stromer

Der ACM City One kommt Ende 2023 auf den Markt (Foto: press-inform / ACM)

Auf der IAA sorgte der ACM City One für Aufsehen. Das elektrische Stadtauto soll in zwei Jahren Elektromobilität für jedermann zu einem günstigen Preis realisieren.

Paul Leibold hat die globale Elektromobilität im Blick. "Nicht überall auf der Welt gibt es genügend Schnellladesäulen", sagt der ACM-Chef und fügt dann einen weiteren Punkt dazu, der uns im gleichen Moment durch den Kopf schießt. "Und Platz auch nicht". Die Lösung für beide Probleme steht neben dem Mann, der schon für BMW als Manager tätig war, trägt den Namen ACM City One und sieht ein bisschen aus wie eine Mischung aus einem Honda e und einem Fiat Panda. Noch ist es ein Prototyp, das Serienmodell wird 3,60 Meter lang, 1,65 Meter breit sein und kommt hochstelzig daher. Die längeren Federwege sind ein Tribut an die oft schlechte Straßenqualität in Ländern, wie Indien.

Bis zu 110 km/h schnell

Der Namen ACM steht für "Adaptive City Mobility" und umreißt schon das Einsatzgebiet für den Stromer, der Ende 2023 auf den Markt kommen soll. Große Städte in aufstrebenden Ländern wie Indien und Asien. Und wer einmal in Städten wie Delhi unterwegs war, weiß, warum die Truppe im Leibold sich für ein eher kastenförmiges Design entschieden hat. Wir nehmen in das Gefährt unter die Lupe. Haben hinten wir vorne bequem Platz. Zwei Batteriepakete sind verbaut. Vorne ein festinstallierter Akku mit einer Kapazität von 16 Kilowattstunden und im Unterboden des Kofferraums befinden sich vier Wechselbatteriepakete, wie man sie von Elektrorollern kennt mit einer Kapazität von jeweils 2,5 Kilowattstunden.


Die austauschbaren Energiespeicher schauen ein bisschen aus wie Pilotenkoffer aus Aluminium, was vor allem in Asien gut ankommt. Gemeinsam mit dem festverbauten Akku soll das für eine Reichweite von bis zu 240 Kilometern reichen. Das Zusammenspiel zwischen den beiden Energiequellen ist den zukünftigen Einsatzgebieten angepasst. Der vordere Akku ist gekühlt, also werden zunächst die hinteren genutzt. "Zum Beispiel morgens in Mumbai, wenn es noch nicht so warm ist. Alternativ kann man auch einen zweiten 16 Kilowattstundenakku in das Heck packen, dann soll es mit einem Durchschnittsverbrauch von etwa 10 kWh/100 km bis zu 300 Kilometer weit gehen. Geladen wird überall: an einer Schukosteckdose in acht Stunden oder mit einer Geschwindigkeit von 11 kW. Dann sind die Energiespeicher nach rund 2,5 Stunden voll. Durch die Wechselakkus, die ruckzuck ausgetauscht sind, gibt es auch keine Reichweitenangst. Bei Bedarf speisen diese Pakete auch die festinstallierte Batterie. Die Akkus sollen rund 250.000 Kilometer halten und können danach als Energiespeicher weiterverwendet werden.

Robustheit und Praktikabilität sind Trumpf

Wir drehen eine Runde in dem Welt-Stromer. Noch werkelt eine E-Maschine aus dem Renault Twizzy, später werden es dann 25 kW / 34 PS sein bei einem Gewicht von lediglich 950 Kilogramm durchaus ausreichend. Bis zu 100 km/h wird der ACM City One schnell sein. Auf überfüllten Stadtautobahnen mehr als genug. Wir drehen eine entspannte Runde und kommen mit der Bedienung gut klar. Der Innenraum ist auf das Nötigste reduziert, aber schon der Prototyp macht keinen zusammengedengelten Eindruck. Der Automatik-Stummelhebel und das Display, alles ganz einfach zu verstehen und zu handhaben. Kein Wunder, schließlich hat sich ACM Magna ins Boot geholt. Noch ist nicht alles perfekt. "Der Fahrwerkskomfort wird beim Serienmodell besser sein"; sagt Paul Leibold. Bei der Sicherheit gibt es ebenfalls nichts zu befürchten, denn der ACM City One wird es sogar Seitenairbags geben und das Vehikel soll weltweit alle Crashtestsanforderungen für Fahrzeuge der Klasse M1 erfüllen.

Das Cockpit ist funktionell und übersichtlich (Foto: press-inform / ACM)
Im Heck befinden sich vier Wechselakkus (Foto: press-inform / ACM)
ACM City One (Foto: press-inform / ACM)
(Foto: press-inform / ACM)
(Foto: press-inform / ACM)
(Foto: press-inform / ACM)

Beim ACM City One sind Robustheit und Praktikabilität Trumpf. Denn der Elektro-Würfel soll als Taxi und als Transportfahrzeug möglichst rund um die Uhr im Einsatz sein. Das luftige Raumgefühl auf der Rückbank haben wir schon gelobt. Legt man die Lehne der Rückbank um, wächst das Volumen von 450 Liter auf 1.450 Liter. "Auf dem Hinweg kann man Passagiere transportieren und auf dem Rückweg eine Palette mit Gütern", erklärt Leibold. Damit die Betriebskosten möglichst gering bleiben, ist in der Heckklappe ein digitales 40 Zoll Display integriert, das als Werbefläche genutzt werden kann.


Der ACM City One soll in Asien gebaut werden, vermutlich bei einemMagna-Joint Venture und soll dort etwa 10.000 Euro kosten, in Europa sollen es etwa 5.000 Euro mehr sein. Zunächst ist der Stromer für Geschäftskunden geplant und später auch für Privatpersonen. Bisher liegen ACM schon über 230.000 Absichtserklärungen für den Kauf eines City One vor. Das Interesse sei vor allem in Asien sehr groß erzählt Paul Leibold und verweist auf eine Studie der zufolge der Markt der sogenannten "Ride Hailing" Fahrzeuge auf 30 Millionen anwachsen soll. Gut möglich, dass der Praktiker-Würfel auch in Europa seine Fans findet.

(Foto: press-inform / ACM)
(Foto: press-inform / ACM)
(Foto: press-inform / ACM)
(Foto: press-inform / ACM)
(Foto: press-inform / ACM)
(Foto: press-inform / ACM)

Autor: Wolfgang Gomoll, München  Stand: 23.10.2021
Fotos: press-inform / ACM