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Übergangsmodell
Volvo will elektrisch werden und ist auf dem besten Wege dazu. Die lange Jahre so erfolgreichen Dieselmodelle werden dabei sukzessive durch Plug-In-Hybriden ersetzt. Das trifft nicht zuletzt einen Businesskombi wie den Volvo V90.

Übergangsmodell

Volvo V90 Recharge T6 AWD (Foto: press-inform / Volvo)

Volvo will elektrisch werden und ist auf dem besten Wege dazu. Die lange Jahre so erfolgreichen Dieselmodelle werden dabei sukzessive durch Plug-In-Hybriden ersetzt. Das trifft nicht zuletzt einen Businesskombi wie den Volvo V90.

Es gibt sie noch die Dieselmodelle und auch der Konkurrent von Audi A6, BMW 5er oder Mercedes E-Klasse ist nach wie vor noch als Diesel im Programm. Etwas verwirrend tragen die Selbstzünder mittlerweile auch die Bezeichnungen B4 / B5 und leisten 197 beziehungsweise 235 PS. Deutlich wichtiger werden für die Schweden jedoch die Plug-In-Hybriden, die wie den meisten anderen Herstellern auch eine Übergangslösung sind, bis man das Modellportfolio komplett elektrifiziert hat. Hier ist für die Geschäftskunden insbesondere der Volvo V90 Recharge T6 interessant, dessen zwei Liter große Vierzylinder-Benziner mit 186 kW / 253 PS / 350 Nm von einem Elektromotor unterstützt wird, der weitere 65 kW / 87 PS / 240 Nm beisteuert, sodass die Gesamtleistung bei 250 kW / 340 PS und 590 Nm maximalem Drehmoment liegt und den Volvo zum Teilzeitallradler macht. Aktuell noch ausreichend ist die rein elektrische Reichweite von 57 Kilometern, die ab 2022 jedoch Probleme bereitet, denn ab 1. Januar gibt es den vollen Hybridzuschuss nur dann, wenn das Fahrzeug rein elektrisch mehr als 60 Kilometer ohne Nachladung zurücklegen kann. 2024 wird der Wert auf eine Mindestdistanz von 80 Kilometern erhöht. Hierfür reicht das aktuelle 11,6-kWh-Akkupaket jedoch nicht aus. Der Normverbrauch: 2,2 Liter oder 14,8 kWh pro 100 Kilometer.

Bei Tempo 180 ist Schluss

Verbrenner und Elektromotor sorgen im gemischten Doppel jedoch dafür, dass man mit dem 2,1 Tonnen schweren Oberklassekombi gut motorisiert ist. Je nach angewähltem Fahrprogramm geht es in der Innenstadt rein elektrisch los, um bei flotterem Tempo in den Hybridmodus zu wechseln. Im Teillastbetrieb weiter elektrisch, fährt der 4,94 Meter lange Allradler bei flotter Gangart mit dem Vierzylinder-Verbrenner und lässt sich bei starkem Beschleunigen elektrisch unterstützen. Dabei hält sich der Zweiliter-Turbo akustisch im Hintergrund, um bei starkem Beschleunigen leicht angestrengt zu klingen. Hier fährt ein Fünf- oder gar Sechszylinder schon akustisch in einer anderen Liga. Zudem fehlt der bullige Durchzug eines drehmomentstarken Diesels mit entsprechendem Stakkato. Ändert aber nichts daran, dass das Zusammenspiel aus Verbrenner und Elektromotor über das Automatikgetriebe sehr gut funktioniert und die Fahrleistungen abgesehen von schneller Fahrt nur wenig vermissen lassen. Das gilt leider nicht für die abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h, denn das sind im Konkurrenzumfeld deutlich weniger als alle Konkurrenten fahren können, die zumeist erst bei 250 km/h eingebremst werden. Wie viele der potenziellen Volvo-Kunden das stört, bleibt ein Geheimnis. Wirklich viele werden es kaum sein, denn die Fans der schwedischen Traditionsmarke, lange Jahre zum chinesischen Geely-Konzern gehörig, gelten kaum als echte Schnellfahrer.


Zum eingebremsten Schaum der Höchstgeschwindigkeit passt die Fahrwerksabstimmung, denn der Familienkombi V90 Recharge T6 AWD hat abgesehen von den allemal sehenswerten 19-Zöllern mit 255er Reifen kaum etwas Sportliches. Hier steht der Komfort im Vordergrund und da kann man dem V90 keine Vorwürfe machen. Abgesehen vom leicht strammen Anfedern an der Vorderachse, insbesondere bedingt durch die 19-Zöller und das erhöhte Batteriegewicht, ist man lässig und kommod unterwegs. Vorne gibt es eine Doppelquerlenker-Aufhängung, hinten eine Integral-Achse mit Querblattfeder aus Verbundwerkstoff. Eine gute Wahl ist die optionale Luftfederung für die Hinterachse mit entsprechender Verstelldämpfung. Im Fahrmodus AWD oder bei entsprechendem Schlupf vorne wird der Volvo V90 zum Allradler, weil die elektrische Hinterachse dauerhaft angetrieben wird und den Schweden so zum Allradler macht. Die Lenkung könnte etwas mehr Rückmeldung von der Fahrbahnoberfläche geben und die Rückstellkräfte sind geringer als bei manchem Wettbewerber. Doch man ist eben in einem Familienkombi mit Businessambitionen unterwegs und so passt das Paket ebenso wie die gute Geräuschdämmung.

Exzellent ist und bleibt der Innenraum des mindestens 69.400 Euro teuren Volvo V90, denn auch wenn die neu gestalteten Digitalinstrumente etwas blass sind, gefällt das aufgeräumte Paket im Innern und die gute Verarbeitung. Die vollelektrischen Ledersitze lassen sich vorbildlich verstellen und das Platzangebot ist vorne ebenso gut wie im Fond. Die Bedienung über das aus dem Polestar 2 bekannte Google-System klappt gut, auch wenn es bei der Zielsuche bei der ein oder anderen Sonderlokalität einmal hapert. Der Hochkant-Touchscreen ist dabei ebenso puristisch wie der Rest des Innenraums. Die Google-Bedienung lässt ein paar Apps vermissen, die es bei dem ein oder anderen Konkurrenten gibt. Hier sollte es mit zunehmender Zeit jedoch Besserung geben. Der Weg, nicht alles selbst entwickeln zu wollen und sich eines Datenprofis wie Google zu bedienen, erscheint auch für einen Premiumhersteller wie Volvo gerade der rechte Weg.

Volvo V90 Recharge T6 AWD (Foto: press-inform / Volvo)
Volvo V90 Recharge T6 AWD (Foto: press-inform / Volvo)
Volvo V90 Recharge T6 AWD (Foto: press-inform / Volvo)
(Foto: press-inform / Volvo)
(Foto: press-inform / Volvo)
(Foto: press-inform / Volvo)

Autor: Stefan Grundhoff, Düsseldorf  Stand: 10.09.2021
Fotos: press-inform / Volvo  

(Foto: press-inform / Volvo)
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(Foto: press-inform / Volvo)
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