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Auf den Strom gekommen
Toyota, lange Jahre allein der Hybridtechnik verschrieben, schwenkt mehr denn je auch auf den Elektroantrieb um. Bis zum Jahre 2030 will der größte Autobauer der Welt 13,5 Milliarden für die Entwicklung von Batterietechnologien ausgeben.

Auf den Strom gekommen

Neue Elektroplattform Toyota (Foto: Toyota)

Toyota, lange Jahre allein der Hybridtechnik verschrieben, schwenkt mehr denn je auch auf den Elektroantrieb um. Bis zum Jahre 2030 will der größte Autobauer der Welt 13,5 Milliarden für die Entwicklung von Batterietechnologien ausgeben.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich Toyota in erster Linie durch den Hybridantrieb einen Namen gemacht. Erst spät öffnete man sich für die Plug-In-Hybriden und schließlich auch für Elektromodelle. Das soll sich in den nächsten Jahren deutlich ausweiten. "Toyota, nach Absatzzahlen der weltweit größte Automobilhersteller, war seit der Markteinführung des Prius der ersten Generation im Jahr 1997 ein Vorreiter beim Übergang zu Hybridfahrzeugen. Die jüngsten Pläne des Automobilherstellers deuten darauf hin, dass er einen ähnlichen Erfolg wie bei den Hybriden auch bei den batterieelektrischen Fahrzeugen anstrebt, indem er die Führung in der Batterietechnologie und -versorgung übernimmt", sagt Bakar Sadik Agwan, Senior Automotive Consulting Analyst bei Global Data, "Toyota investiert in die Entwicklung und Herstellung einer kompletten Palette von Batterien, um die Massenproduktion von Elektrofahrzeugen voranzutreiben und sein Ziel zu erreichen, bis 2030 acht Millionen Elektrofahrzeuge zu verkaufen und bis 2050 kohlenstoffneutral zu sein. Das Unternehmen plant, bis 2025 15 BEVs auf den Weltmarkt zu bringen."

Brennstoffzelle bleibt ein Thema

Erst jüngst sind Suzuki und Daihatsu dem Commercial Japan Partnership (CJP) beigetreten, um mithilfe moderner Technologien und Dienstleistungen die Nachhaltigkeit ihrer Kleinstfahrzeuge zu verbessern. Hierfür erwarben Suzuki und Daihatsu jeweils zehn Prozent von der Toyota Motor Corporation am CJP-Joint Venture "Commercial Japan Partnership Technologies". Auf die Kei Cars genannten Kleinstfahrzeuge entfallen in Japan rund 31 Millionen der insgesamt 78 Millionen Fahrzeuge in Japan. Mit vernetzter, autonomer, sicherer und elektrifizierter Technik sollen die Kleinstfahrzeuge einen Beitrag zur CO2-neutralen Gesellschaft leisten. In einem ersten Schritt erhielten die Nutzfahrzeughersteller Isuzu und Hino Motors Zugang zu den Toyota-Technologien, um die Herausforderungen in der Transport- und Logistikbranche anzugehen. Jetzt erfolgt die Ausweitung auf Minifahrzeuge. Gleichzeitig halten moderne Sicherheitstechnologien und eine zunehmende Elektrifizierung Einzug in die kleinen Fahrzeuge.


Toyota will die durchschnittlichen CO2-Emissionen seiner Neuwagen-Flotte bis zum Jahr 2050 um 90 Prozent senken - verglichen mit den Werten von 2010. Anders als bei den meisten Wettbewerbern spielen dabei Brennstoffzellenfahrzeuge eine nennenswerte Rolle. Der weltweite Absatz der alternativ angetriebenen Autos soll zukünftig mehr als 30.000 Einheiten pro Jahr ausmachen. In seinem Heimatland Japan will das Unternehmen jeden Monat mindestens 1.000 FCV verkaufen.

Festkörperbatterien

"Zu den Plänen des Unternehmens für die nächsten zehn Jahre gehören die Verbesserung der derzeitigen Lithium-Ionen-Batterietechnologie, um Risiken wie Brände zu verringern und die Lebensdauer zu erhöhen, sowie die Einführung einer neuen fortschrittlichen Lithium-Ionen-Batterie bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2020", so Bakar Sadik Agwan, "außerdem soll an Materialien und Strukturen gearbeitet werden, um die Kosten der Batterien um 30 Prozent zu senken und schließlich die Kosten der Batterie pro Fahrzeug um 50 Prozent zu reduzieren. Toyota plant auch die Kommerzialisierung von Festkörperbatterien der nächsten Generation." Toyota ist zusammen mit seinem technischen Partner Panasonic eines der führenden Unternehmen in der Entwicklung von Festkörperbatterien.

Neue Elektroplattform Toyota (Foto: Toyota)
Neue Elektroplattform Toyota (Foto: Toyota)
Toyota Nachhaltigkeit (Foto: Toyota)
(Foto: Toyota)
(Foto: Toyota)
(Foto: Toyota)

Groß sind die Erwartungen an einen neuen Mittelklasse-Crossover mit Elektroantrieb, der in verschiedenen Versionen nahezu weltweit ausgerollt werden soll. Das mittelgroße Fahrzeug basiert auf der neuen e-TNGA-Plattform für Elektrofahrzeuge, die sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Produkttypen anpassen lässt. Die neue Architektur kombiniert variable mit nicht veränderlichen Schlüsselkomponenten und bietet dadurch beispielsweise eine hohe Flexibilität bei Fahrzeugbreite, Länge, Radstand und Höhe. Das gilt auch für die Antriebsarten: Sowohl Vorderrad- als auch Hinterrad- und Allradantrieb sind möglich. Mit dem breiten Leistungsspektrum bei Batterien und Elektromotoren lassen sich zudem unterschiedliche Fahrzeugtypen und Nutzungsprofile abdecken. Die Flexibilität der Plattform soll es erlauben, Entwicklungszeiten für unterschiedliche Modellvarianten zu reduzieren und individuelle Modelle parallel zu entwickeln. Das erste Modell auf e-TNGA Basis ist fertig und wird aktuell für die Produktion vorbereitet. Die Fertigung erfolgt im Zero-Emission-Vehicle-Werk für Elektroautos in Japan. "Toyota scheint in seinen Batterieplänen sehr ganzheitlich zu sein und wird die wichtigsten Probleme im Zusammenhang mit Batterien und Elektrofahrzeugen lösen, nämlich höhere Fahrzeugkosten, Reichweitenangst, Bedenken hinsichtlich der Lebensdauer, Batteriequalität, Leistung und Brandgefahr", sagt Analyst Bakar Sadik Agwan.

Autor: Patrick Solberg  Stand: 09.09.2021
Fotos: Toyota