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Rettung wie in der Formel 1
Die Universitätsklinik in Heidelberg hat einen Notarztwagen wie keinen anderen in ganz Deutschland. Ähnlich wie in der Formel 1 hilft das Medical Intervention Car in Form eines speziell ausgestatteten Volvo V90 bei besonders schwierigen Fällen.

Rettung wie in der Formel 1

Volvo V90 Cross Country Medical Intervention Car (Foto: Dr. Schneider / Volvo)

Die Universitätsklinik in Heidelberg hat einen Notarztwagen wie keinen anderen in ganz Deutschland. Ähnlich wie in der Formel 1 hilft das Medical Intervention Car in Form eines speziell ausgestatteten Volvo V90 bei besonders schwierigen Fällen.

Dr. Niko Schneider ist ein ausgewiesener Motorsportfan. Er liebt Rallyes und ist seit Jahrzehnten in dieser Szene fest verwurzelt. Sein Alltag ist weniger entspannt, denn Schneider ist Notfallmediziner, der seine Leidenschaft zum Motorsport mittlerweile in seinen beruflichen Alltag einfließen ließ. Wenn Dr. Niko Schneider oder seine Kollegen zum Unfallort kommen, wird es besonders brenzlig - es geht um Leben und Tod. Die Lage vor Ort ist schwierig, ein Hubschrauber ist gerade nicht verfügbar und der Weg in die Spezialklinik ist zu weit. Genau dann steigt Schneider an der Uniklinik Heidelberg in seinen Volvo V90 Cross Country und düst zum Einsatz - mit Blaulicht und blitzenden LED-Flashern.

Schnelle Eingreiftruppe aus Heidelberg

Der kunterbunt beklebte Volvo V90 würde in seiner grellen Kriegsbemalung und mit dem Schriftzug "Medical Intervention Car" auch auf Nordschleife oder Hockenheimring niemanden überraschen. Im normalen Straßenverkehr, am Unfallort oder bei einem Notfall ist dieser jedoch ein Notarztwagen wie kein anderer im ganzen Land. Die schnelle Eingreiftruppe aus Heidelberg hat seit dem Herbst 2019 mit dem Volvo-Crossover ein Fahrzeug im Fuhrpark, mit dem nicht nur besonders schnell Blutbestandteile zum Ort des Geschehens gebracht werden können. Vielmehr ermöglicht die Ausstattung des Blaulicht-Fahrzeugs die lokale Durchführung erweiterter medizinischer Maßnahmen wie die sogenannte REBOA (Resuscitative Endovascular Balloon Occlusion of Aorta) oder die Öffnung des Brustkorbes bei traumatischem Kreislaufstillstand. Der Notarztwagen hat statt der zweiten Sitzreihe und des üppig dimensionierten Laderaums für Einkauf und Freizeit ein spezielles Atemwegsmanagement an Bord und kann selbst Säuglinge und Kinder mit ihren speziellen Erfordernissen versorgen.


"Medizin in ein Erfahrungssport", lächelt der erfahrene Notfallmediziner Dr. Niko Schneider, "wir bringen mit dem Auto einen Experten wie den Oberarzt direkt zum Unfallort. Einer der mehr Erfahrung und Expertise hat und wirklich helfen kann." Zudem hat der Arzt durch das MIC das technische Equipment dabei, das an den Notfallort gebracht wird, wenn der Patient nicht schnell genug in die geeignete Klinik gefahren werden kann. Immer an Bord: ein mechanisches Reanimationsgerät und eine Herz-Lungen-Maschine, um im Fall der Fälle das Herz vor Ort umgehen zu können, wenn dies nötig sein sollte. Die ungewöhnliche Rettungskombination aus Arzt und Volvo-Kombi ist ein Forschungsprojekt, um zu testen, was mit einem solchen sehr speziell ausgerüsteten Fahrzeug möglich ist. "Wir fahren raus, weil wir den Menschen vor Ort helfen wollen", sagt Dr. Niko Schneider, "doch auf uns soll nicht gewartet werden. Notfalls treffen wir uns irgendwo auf der Strecke mit den Notfallhelfern, die vor uns am Ort sind." Da es sich um ein Forschungsprojekt handelt, ist der Einsatz des Volvo V90 Medical Intervention Car aktuell unentgeltlich und findet nur im Großraum Heidelberg statt. Das ist auch der Grund, weshalb der Arzt selbst keinen Fahrer hat, sondern auf dem Weg zum Unglücksort selbst ins Steuer greift. Der maximale Aktionsradius: 50 Kilometer.

Standort des Rettungsmobils nebst Team ist die Garage der neuen Chirurgie in der Universitätsklinik Heidelberg. Dabei ist das Fahrzeug zwischen den Einsätzen unentwegt ans Stromnetz angeschlossen. Doch der Volvo kein Elektroauto, sondern ein Vierzylinderdiesel, denn die 600 Kilogramm Nutzlast der Spezialausrüstung würden aktuell jedes Elektroauto überfordern. Der Strom dient vielmehr der Versorgung des vorkonditionierten Blutkühlschranks im rund 1.500 Liter großen Laderaum, der aus allen Nähten platzt. In dem Kühlschrank befinden sich sechs Blutkonserven für den schnellen Einsatz vor Ort. So kann die Kühlkette für das Blut ohne Unterbrechung eingehalten werden. "Die Temperaturschwankungen liegen bei uns zwischen 0,05 und 0,1 Grad", erläutert Dr. Niko Schneider, "so niedrig wie bei keinem anderem Schrank in der Klinik. Das macht uns durchaus etwas stolz." Der Kühlschrank selbst verfügt über vier Thermometer, wovon eines zum Smartphone des Arztes und eines zur Klinikzentrale geht. Zudem ist der Laderaum bis auf den letzten Liter gefüllt mit Werkzeug wie der Herz-Lungen-Maschine oder dem so wichtigen Trauma-Rucksack, der die erweiterten Maßnahmen vor Ort ermöglicht. Anzunehmen, dass das Forschungsprojekt bald Nachahmer findet, denn ein paar Menschenleben konnten bereits gerettet werden - durch das Medical Intervention Car aus Heidelberg. Das ist auch den anderen großen Kliniken nicht verborgen geblieben.

Volvo V90 Cross Country Medical Intervention Car (Foto: Dr. Schneider / Volvo)
Volvo V90 Cross Country Medical Intervention Car (Foto: Dr. Schneider / Volvo)
Volvo V90 Cross Country Medical Intervention Car (Foto: Dr. Schneider / Volvo)
(Foto: Dr. Schneider / Volvo)
(Foto: Dr. Schneider / Volvo)
(Foto: Dr. Schneider / Volvo)

Autor: Stefan Grundhoff  Stand: 27.04.2021
Fotos: Dr. Schneider / Volvo  

(Foto: Dr. Schneider / Volvo)
(Foto: Dr. Schneider / Volvo)
(Foto: Dr. Schneider / Volvo)
(Foto: Dr. Schneider / Volvo)
(Foto: Dr. Schneider / Volvo)
(Foto: Dr. Schneider / Volvo)