"Medizin in ein Erfahrungssport", lächelt der erfahrene Notfallmediziner Dr. Niko Schneider, "wir bringen mit dem Auto einen Experten wie den Oberarzt direkt zum Unfallort. Einer der mehr Erfahrung und Expertise hat und wirklich helfen kann." Zudem hat der Arzt durch das MIC das technische Equipment dabei, das an den Notfallort gebracht wird, wenn der Patient nicht schnell genug in die geeignete Klinik gefahren werden kann. Immer an Bord: ein mechanisches Reanimationsgerät und eine Herz-Lungen-Maschine, um im Fall der Fälle das Herz vor Ort umgehen zu können, wenn dies nötig sein sollte. Die ungewöhnliche Rettungskombination aus Arzt und Volvo-Kombi ist ein Forschungsprojekt, um zu testen, was mit einem solchen sehr speziell ausgerüsteten Fahrzeug möglich ist. "Wir fahren raus, weil wir den Menschen vor Ort helfen wollen", sagt Dr. Niko Schneider, "doch auf uns soll nicht gewartet werden. Notfalls treffen wir uns irgendwo auf der Strecke mit den Notfallhelfern, die vor uns am Ort sind." Da es sich um ein Forschungsprojekt handelt, ist der Einsatz des Volvo V90 Medical Intervention Car aktuell unentgeltlich und findet nur im Großraum Heidelberg statt. Das ist auch der Grund, weshalb der Arzt selbst keinen Fahrer hat, sondern auf dem Weg zum Unglücksort selbst ins Steuer greift. Der maximale Aktionsradius: 50 Kilometer.
Standort des Rettungsmobils nebst Team ist die Garage der neuen Chirurgie in der Universitätsklinik Heidelberg. Dabei ist das Fahrzeug zwischen den Einsätzen unentwegt ans Stromnetz angeschlossen. Doch der Volvo kein Elektroauto, sondern ein Vierzylinderdiesel, denn die 600 Kilogramm Nutzlast der Spezialausrüstung würden aktuell jedes Elektroauto überfordern. Der Strom dient vielmehr der Versorgung des vorkonditionierten Blutkühlschranks im rund 1.500 Liter großen Laderaum, der aus allen Nähten platzt. In dem Kühlschrank befinden sich sechs Blutkonserven für den schnellen Einsatz vor Ort. So kann die Kühlkette für das Blut ohne Unterbrechung eingehalten werden. "Die Temperaturschwankungen liegen bei uns zwischen 0,05 und 0,1 Grad", erläutert Dr. Niko Schneider, "so niedrig wie bei keinem anderem Schrank in der Klinik. Das macht uns durchaus etwas stolz." Der Kühlschrank selbst verfügt über vier Thermometer, wovon eines zum Smartphone des Arztes und eines zur Klinikzentrale geht. Zudem ist der Laderaum bis auf den letzten Liter gefüllt mit Werkzeug wie der Herz-Lungen-Maschine oder dem so wichtigen Trauma-Rucksack, der die erweiterten Maßnahmen vor Ort ermöglicht. Anzunehmen, dass das Forschungsprojekt bald Nachahmer findet, denn ein paar Menschenleben konnten bereits gerettet werden - durch das Medical Intervention Car aus Heidelberg. Das ist auch den anderen großen Kliniken nicht verborgen geblieben.
Fotos: Dr. Schneider / Volvo
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- Veröffentlicht: 27. April 2021