Optisch ist der Volvo XC40 T8 AWD abgesehen von dem kleinen Recharge-Schriftzug an der Dachkante der C-Säule nicht von seinen Verbrennerbrüdern zu unterscheiden. Gleiches gilt im Innenraum - einsteigen reicht, denn einen Starterknopf oder einen Schalter gibt es nicht mehr. Man tritt auf die Bremse und legt die Fahrstufe D ein - und schon geht es los. Dabei hängt der elektrische Allradschwede für einen familiär positionierten Mittelklasse-SUV bissig und spitz am Gas, dass es einem nur so die Sprache verschlägt. Vorsicht daher mit dem Gasfuß, denn ein kleiner Stoß und der 2,2 Tonnen schwere Allradler springt nach vorn - und schießt nach weniger als fünf Sekunden an der digitalen Tempo-100-Marke vorbei. So viel Enthusiasmus macht Laune und das hätte man dem XC40 kaum zugetraut. Doch nicht nur unten herum geht er munter ans Werk; auch auf der Landstraße oder Autobahn überrascht der SUV so mache sportliche Limousine oder ein kraftvoll motorisiertes Coupé. Die bekommen auf der Autobahn A8 von München nach Stuttgart jedoch schnell raus, dass es bei 180 km/h schnell Schluss ist mit lustig und ziehen nach den überraschten Zwischenspurts letztlich munter vorbei. Beim Langstreckentrip von München nach Köln steht kurz hinter Ulm der erste Ladestopp an. Vollgas zieht den Akku auch bei dem dynamischen Schweden leer, das einem Hören und Sehen vergeht.
Lange Ladepausen
Glücklicherweise klappt die Bedienung des Google-Bildschirmsystems mit Zielführung und vorgeschlagener Ladestopps sehr ordentlich und so gibt es unweit der normalen Tankstelle und Seite an Seite mit den Tesla-Jüngern, die ihre Fahrzeuge laden einen 42minütigen Ladestopp bei EnBW. Die Ladesäule liefert mit 51 kWh für 19,88 Euro ordentlich ab und lässt das Akkupaket mit maximaler Ladegeschwindigkeit von 150 kW wieder zu Kräften kommen. Ein kleines Gespräch mit den neuen Kunden eines Smart Forfour, die nebenan zum ersten Mal elektrisch tanken und von der geringen Reichweite des Elektrowinzlings auf der Autobahn überrascht sind. Und weiter. Immer noch flott, aber nicht mehr derart schnell wie bisher geht es an Stuttgart vorbei bis an die SAP-Zentrale in Walldorf. Die Ladestation an einem kaum bewohnten Hotel nahe der Autobahn bietet ebenfalls weder Charme noch Kaffee oder gar einen Shop. Diesmal ein Stopp von knapp 50 Minuten und es geht mit nachgetankten 58,8 kWh für 22,93 Euro weiter.
Auf längeren Strecken schnell von A nach B zu kommen, davon kann man sich auch mit so einem guten Elektroauto wie dem Volvo XC40 verabschieden. Denn auch bei guten Schnellladesäulen - und die sind an Autobahnen allemal vorhanden - dauert das Nachladen endlos und das nervt. Denn auch von Walldorf aus reicht es mit dem über 80 Prozent gefüllten Akkupaket nicht bis nach Köln, sondern in der Nähe von Limburg wird nochmals ein Zwischenstopp bei Ladesäulenbetreiber Fastned nötig. Wieder etwas mehr als 40 Minuten für 46 kWh (17,93 Euro) und immerhin in der Nähe von Schnellrestaurants ist es der letzte Tankstopp für heute, ehe man mit unter 40 Prozent Restladung in Köln einrollt. Elektroprofis wählen das One-Pedal-Feeling, bei dem sich der Volvo weitgehend ohne Bremse bewegen lässt. Die maximale Rekuperation erledigt den Rest.
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- Veröffentlicht: 12. April 2021