Ein Blick hinter diese Antworten offenbart das Dilemma der Ladeinfrastruktur: Es klemmt sowohl beim Normalladen als auch beim Schnellladen. Die Reichweitenangst ist entgegen den blumigen Marketingsprüchen der Automobilbauer und der Politiker noch existent. "Ein wenig größer ist der Schmerz bei Thema Schnellladen, weil Schnelllader die Voraussetzung für lange Strecken sind. Abgesehen von Tesla ist das Netz hier noch viel zu dünn", erklärt Axel Sprenger.
Laden wann immer es möglich ist
Was ist also zu tun? Die Wünsche und Erfahrungen der E-Auto-Nutzer geben eine eindeutige Indikation. Auf der Autobahn nennt gut jeder Zweite neben Standort und Verfügbarkeit die Ladegeschwindigkeit als ein wichtigstes Kriterium für die Wahl der Ladesäule. In der Innenstadt ist die Ladegeschwindigkeit nur für jeden Vierten wichtig und in Wohngebieten betont nur noch einer von 30 diese Eigenschaft. Daraus folgt, dass das bloße Installieren von möglichst vielen Schnellladern nicht nötig ist.
Wie muss also die Lade-Infrastruktur der Zukunft aussehen? Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze: Der eine will das Laden der Elektroautos möglichst nahe an das klassische Tankstellenerlebnis bringen, also so kurz wie möglich. Das bedeutet aber, dass viele leistungsfähige und daher teure Schnelllader bereitstehen müssen. Gerade in Ballungsgebieten wären große Ladeparks mit vielen Stationen die Konsequenz. Die Frage ist, ob das Stromnetz für solche "Hotspots" ausgelegt ist. Außerdem müssen auch die Batterien der Automobile in der Lage sein, das Highspeed-Befüllen der Energiespeicher zu verkraften. Schnellladen stresst die Batterie und beschleunigt den Alterungsprozess. Dazu kommt, dass das Laden langsamer wird, je voller die Akkus werden. Vor allem zwischen 80 und 100 Prozent wird das Stromtanken zur Geduldsprobe. Dazu kommt, dass die E-Automobile nur selten die angegebene Spitzenladegeschwindigkeit erreichen.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 09. April 2021