Auf den zweiten Blick sieht es dann schon bekannter aus, denn viele Elemente kennt man bereits aus der aktuellen Mercedes S-Klasse der Baureihe W 223. Trotzdem wirkt das Cockpit der S-Klasse gegenüber de EQS von vorgestern; insbesondere wegen des kleinen Displays hinter dem Steuer. Das Beifahrerdisplay ist in der Mercedes S-Klasse aktuell gar nicht zu bekommen. Damit der Fahrer von der Unterhaltung auf dem Beifahrerdisplay nicht abgelegt wird, schaltet sich dies bei zu häufigem Augenkontakt des Fahrers einfach ab. Überhaupt ist im EQS-Prototypen alles etwas größer. Der S-Klasse-Konkurrent ist nur mit einem Radstand zu bekommen und die Abmessungen sind im Innern beinahe so großzügig wie die der langen S-Klasse. Das gilt mehr denn je für das Gepäckabteil, denn die Fließhecklimousine hat einen mächtigen Laderaum von 600 Litern, das sich durch Umlegen der Rücksitze auf bis zu 1.700 Liter erweitern lässt. Da wundert es umso mehr, dass der Mercedes EQS nicht nur über einen Radstand verfügt, sondern auch nicht mit einer elektrischen Einzelsitzanlage im Fond geordert werden kann. Das dürfte gerade in Asien ein paar Kunden kosten.
Bei 210 km/h ist Schluss
Die Basisversion des Mercedes EQS 450 wird mit seinem 90-kWh-Akku 245 kW / 333 PS / 568 Nm leisten und etwas überraschend allein über die Hinterachse angetrieben. Die meisten Modelle werden jedoch über Allradantrieb, den großen Akku mit 107,8 kWh und stattliche 385 kW / 520 PS / 855 Nm verfügen wie das Topmodell EQS 580 4matic bis im Herbst die AMG-Variante folgt. Wie von einem Elektromodell zu erwarten, startet der EQS geräuschlos und rollt ebenso die ersten Meter Richtung Straße. Die scharfe Kurve am Tor schafft das neue Topmodell mit Stecker ohne Probleme. Serienmäßig ist der EQS immer mit einer Hinterachslenkung ausgestattet. Wie bei der S-Klasse gibt es diese in zwei Varianten - in Abhängigkeit von Radsatz und Kundenwunsch. In die kleine Lücke im fliegenden Verkehr südlich von Stuttgart kommt der rund 2,5 Tonnen schwere Allradler ohne Anstrengung - das maximale Drehmoment von über 800 Nm liegt vom Start weg an und die Gewichtsverteilung ist ideal - dabei ist der EQS gefühlt eine Spur straffer und etwas dynamischer als die S-Klasse in ihren verschiedenen Motorvarianten.
Die Motorleistung des Elektro-580ers ist üppig, der Antritt ohne Vorwarnung beinahe brutal und doch wird der Mercedes EQS kaum jemanden bei schneller Fahrt auf der linken Spur wirklich beeindrucken können. Zwar erlaubt sich der Elektrokoloss aus Sindelfingen nicht die Blöße des Erstlingswerks EQC mit seinen allzu früh abgeregelten 180 km/h, doch mit 210 km/h ist der EQS auch keine Rakete im elektrischen wie nicht-elektrischen Wettbewerbsumfeld. Auf schnellen Autobahnpassagen fährt man der Konkurrenz deutlich hinterher - erst die AMG-Variante wird 250 km/h schnell surren. Der Verbrauch war den Daimler-Entwicklern wichtiger als das gewohnte Verbrennertempo. Die Version mit Hinterradantrieb und großem Akkupaket (zwölf Zellmodulen) soll bis zu 770 Kilometer mit einer Batterieladung kommen. Die maximale Rekuperationsleistung liegt je nach Fahrmodus, die über die Schaltpedale angesteuert werden können, bei maximal 290 kW. Anders als Porsche Taycan oder Audi E-Tron kann der EQS jedoch nur mit maximal 200 Kilowatt Gleichstrom laden. Das würde bei idealen Bedingungen jedoch immerhin 300 weitere Kilometer in 15 Minuten bedeuten. Wie bei der Konkurrenz soll es auch hier bequemer werden. Das Einstecken des Ladekabel reicht - Ladesteuerung und Abrechnung erfolgen automatisch - wenn die Ladesäule mitspielt.
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- Veröffentlicht: 03. April 2021