Beim Luxus-SUV vom Typ Touareg kommen zu den 48 LED des Abblendlichts weitere 27 LED für das Fernlicht sowie weitere Leuchtmodule für Positions-, Tagfahr- und Blinklicht - insgesamt 128 LED pro Scheinwerfer. "Für uns ist der Scheinwerfer längst zu einem Fahrerassistenzsystem geworden", erklärt Mathias Thamm, Leiter Innovationen und Technologien bei VW, "wir greifen bei der Ausleuchtung dabei auf Informationen aus GPS-Daten, Frontkamera, Radar, Lenkeinschlag und Tempo zu, um den Scheinwerfer perfekt anpassen zu können." Je nach Tempo, Straßenführung und vorausfahrendem Fahrzeug passt sich der Lichtkegel variabel an und leuchtet die Fahrbahn dabei gleißend hell aus. Das eingeschaltete Fernlicht des neuen LED-Frontscheinwerfers bringt zudem ein Reichweitenplus von rund 100 auf knapp 550 Meter. Bei einem SUV wie dem VW Touareg gibt es neben Funktionen wie Stadt- und Landstraßenlicht, Begegnungsausleuchtung oder Autobahnfernlicht sogar ein statisches und besonders breites Offroadlicht, um den Bereich vor dem Fahrzeug in einem Winkel von 90 Grad sicher ausleuchten zu können - alles automatisch. Einzig das Nebellicht muss vom Fahrer einzeln geschaltet werden. "Es gibt aktuell kaum Sensoren, die messen können, ob es sich um Nebel handelt, es vielleicht nur eine Schneereflektion oder etwas anderes ist", sagt Mathias Thamm.
Ein Entwicklungsfahrzeug von Volkswagen geht noch einen Schritt weiter. Was erscheint wie der normale LED-Basisscheinwerfer, ist ein Leuchtkörper, der wohl noch zwei bis drei Jahre auf sich warten lassen dürfte. Statt der 128 LED pro Scheinwerfer im aktuellen Modell schießt der Erprobungsträger seine Helligkeit aus 30.000 Leuchtpunkten. "Damit können wir nicht nur den Verkehr vor uns sehr genau aus dem Leuchtkegel nehmen", so Mathias Thamm, "sondern auch Sonderfunktionen wie Fahrstreifen projizieren." Das sorgt gerade bei fehlender Fahrbahnmarkierung oder dem Durchfahren einer engen Baustelle für zusätzliche Sicherheit beim Fahrer. Bereits bei langsamer Fahrt sieht man, wie schnell sich die beiden Lichtkegel in einem Winkel von jeweils 29 Grad der Umgebung vor dem Fahrzeug anpassen. "Wir stellen hier auch das Kurvenlicht über ein gezieltes Ansteuern der 30.000 LED vollvariable dar", erläutert VW-Entwickler Dr. Nils Pfullmann, Abteilung Licht und Sicht bei Volkswagen. Die Technik, die für das verarbeiten der gesamten Informationen benötigt wird, schluckt derzeit fast die Hälfte des üppig dimensionierten Touareg-Kofferraums. Die Lüfter des Computers sind bis in den Innenraum herein zu hören und die verschiedenen Lichtinszenierungen schaltet Dr. Nils Pfullmann über eine Mittelkonsole mit fast 50 Schaltern.
Doch nicht nur die teuren Fahrzeuge profitieren von der neuen Lichttechnik. Auch Klein- und Kompaktwagen wie der Dacia Sandero oder ein Opel Corsa sind mit LED-Technik unterwegs. Der Corsa jedoch nur gegen Aufpreis. Dafür bietet der Rüsselsheimer in seiner sechsten Auflage als eines der ersten Fahrzeuge im Kleinwagensegment Matrix-LED. Allerdings spielt bei den Kleinwagen der Preis eine große Rolle. Damit die ambitionierte Preispolitik klappt, werden die Scheinwerfer dem Segment angepasst. Statt jeweils 16 LEDs, wie beim Insignia und Astra, werden beim Corsa nur vier helle Dioden ihren Dienst verrichten. Die Funktionalität soll dennoch komplett erhalten bleiben. "Wir werden die klassenbeste Lichtperformance bieten"; freut sich Opels Licht-Chef Ingolf Schneider. Die lichtstarken LED haben einen angenehmen Nebeneffekt: gegenüber einem konventionellen Halogenscheinwerfer verbrauchen diese Dioden rund 76 Prozent weniger Energie, was sich auch in einem geringeren Spritverbrauch und damit einer CO2-Reduktion um 0,7 g/km bemerkbar macht. Das klingt nach nicht viel, aber die Autohersteller kämpfen um jedes Gramm.
Fotos: Audi
- Details
- Veröffentlicht: 29. Dezember 2020