Problematisch dabei: es wären allein in Europa nicht nur 16 Millionen Fahrzeuge mit reinem Verbrennungsmotor betroffen, sondern vielmehr ist die Effektivität der Aussperrungen bislang keinesfalls erwiesen. Im ersten bundesweiten Lockdown im Frühjahr 2020 gingen die Feinstaub- und Stickoxid-Emissionen nicht in dem Maß zurück, wie dies beim fast zum Stillstand gekommenen Individualverkehr zu erwarten gewesen wäre. Viele Fahrbeschränkungen sind nicht zuletzt politische Maßnahmen, denn durch die Sperrung von einzelnen Straßenzügen oder Bereichen in deutschen Städten wie Hamburg, Stuttgart oder München verringern sich die Emissionen auf den ersten Blick im Bereich der Messstellen. Jedoch müssen Autofahrer Umwege in Kauf nehmen, wodurch die Abgasbelastung an anderer Stelle sogar erhöhen wird.
Autohersteller - Chance und Risiko
"Die Sperrung von ganzen Städten oder Stadtbezirken für Autos mit älteren Abgaseinstufungen, ist zudem aus sozialer Sicht problematisch. Viele Bewohner der betroffenen Städte, aber auch viele Pendler können nicht von heute auf morgen ein neues Auto anschaffen, das von den Beschränkungen ausgenommen ist. Häufig bieten aber der ÖPNV, Taxen oder Sharing-Angebote keine Alternativen, um die Mobilität zu gewährleisten", erläutert Andreas Radics, "ein Fahrverbot für Autos in Städten, ohne die anderen Verkehrsträger zu ertüchtigen, ist für viele Stadtbewohner und Pendler ein teures Problem, auf das weder Politik noch Kommunen bisher ausreichend reagieren. Fahrverbote mögen als symbolpolitische Maßnahmen Wirkung zeigen, dass sie die Luftverschmutzung reduzieren oder dem Klima dienlich sind, lässt sich dagegen bislang nicht hinreichend belegen."
Die Autohersteller sehen das Ganze mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn nachdem vor Jahren so bereits Inhaber von älteren Benzinern und Euro-4- / Euro-5-Dieseln so indirekt zum Kauf eines neuen Autos gedrängt worden sind, könnte eine drohende Aussperrung den Kauf von elektrisierten Fahrzeugen weiter anheizen. Mit reinen Elektroautos oder Plug-In-Hybriden ist es nach den aktuellen Plänen uneingeschränkt möglich, in die gesperrten Bereiche einzufahren.
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- Veröffentlicht: 26. Dezember 2020