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Da geht noch mehr
Der Land Rover Defender erhält viel Beifall und auch im Tagesgeschäft überzeugt der Geländewagen mit Komfort und durchzugkräftigen Motor. Dabei leistet er sich nur wenige Schwächen.

Da geht noch mehr

Der Land Rover Defender 110 ragt aus der Masse der rundgelutschten SUVs und Crossover heraus (Foto: press-inform / Land Rover)

Der Land Rover Defender erhält viel Beifall und auch im Tagesgeschäft überzeugt der Geländewagen mit Komfort und durchzugkräftigen Motor. Dabei leistet er sich nur wenige Schwächen.

Der neue Defender fällt auf. Vielen gefällt das kantige Design, das aus dem Einerlei der rundgelutschten, massentauglichen SUVs und Crossover heraussticht. Beim langen 110er Defender kommt noch eine beeindruckende Präsenz hinzu. Samt Ersatzreifen ist der Geländewagen stattliche 5,02 Meter lang und übertrifft damit die Version ohne Rad an der Hintertür um 26 Zentimeter. Warum wir das erwähnen? Bei der Parkplatzsuche in einer Stadt wie München kann dieser Unterschied den Unterschied zwischen Weiterkreiseln und Abstellen machen. Dazu kommt noch die Tatsache, dass die Hecktür seitlich angeschlagen ist und wenn man den großen Kofferraum beladen will, noch Raum für die aufschwingende Pforte bleiben sollte.

Praktischer Innenraum

Apropos Volumen. Im Defender 110 P400 kommen auch klaustrophobe Zeitgenossen ziemlich gut klar. Vorne hat man ohnehin genug Raum, auch im Fond herrscht alles andere als eine bedrückende Enge und der Kofferraum ist mit einem Fassungsvermögen von 972 Litern schon in der Basiskonfiguration groß genug. Da man die Sitzkissen der Fondbestuhlung aufstellen kann, ist der Ladeboden eben und dann wächst das Volumen auf 2.277 Liter. Aufgrund des kastenförmigen Aufbaus lässt sich das Gepäckabteil auch problemlos vollpacken, allerdings ist die Ladekante bei einem solchen Geländewagen ziemlich hoch, kann aber dank der Luftfederung um 50 Millimeter abgesenkt werden.


Der Innenraum spielt mit seiner geometrischen Strenge, den kerzengeraden Linie sowie den freiliegenden Schrauben die traditionsbewusste Geländewagenkarte und bedient mit den USB C- und USB A-Anschlüssen und den vielen Ablagen gleichzeitig moderne Bedürfnisse. Auf Wunsch gibt es für das Fach unter der vorderen Mittelarmlehne ein Kühlfach sowie für den Fond auch eine Kühlbox. Das sorgt bei einem langen Familienausflug für Entspannung bei der Raubtierfütterung. Zwei weitere USB-Anschlüsse und zwei zwölf Volt-Anschlüsse für die zweite Sitzreihe garantieren, dass die Passagiere hinten die Smartphones und die Tablets parallel nutzen und laden können.

Potenter Reihensechszylinder

Durch die Kombination von selbsttragender Karosserie mit der Luftfederung gelingt dem Land Rover Defender die Lösung der Gleichung, bestehend aus Geländewagen und Limousine. Auch lange Autobahn- und Landstraßenetappen mutieren in dem kantigen Briten nicht zur Strapaze. Das Fahrwerk lässt sich durch Unebenheiten und schlechten Asphalt genauso wenig aus der Ruhe bringen wie von Kurven oder Hochgeschwindigkeitssprints. Der Defender bleibt stabil, berechenbar und verursacht keinen Stress beim Fahrer. Kurz: Das Fahrverhalten ist absolut SUV-tauglich und macht den Defender 110 P400 zu einem veritablen Konkurrenten der Mercedes G-Klasse. Die Sitze des Land Rover Defenders sind bequem, nur die könnten die Wangen am Rumpf des Fahrers etwas mehr Unterstützung geben.

Das Gewicht von 2.361 Kilogramm ist nicht zu verachten (Foto: press-inform / Land Rover)
Das Cockpit spielt mit der geometrischen Strenge die Geländewagen-Karte (Foto: press-inform / Land Rover)
Die Rechengeschwindigkeit des Infotainments ist merklich schneller (Foto: press-inform / Land Rover)
(Foto: press-inform / Land Rover)
(Foto: press-inform / Land Rover)
(Foto: press-inform / Land Rover)

Dank des potenten Reihensechszylinders mit 294 kW / 400 PS hat man nie auch nur im Ansatz das Gefühl, untermotorisiert zu sein. Ganz im Gegenteil: Aufgrund der montierten Ganzjahresreifen regelte aber die Elektronik den Vortrieb bei 191 km/h ab. Das führte bisweilen zu Schaltruckeln, weil sich die Achtgangautomatik kurz sortieren musste. Mit Sommerreifen auf 22 Zoll Felgen schalten die Briten 209 km/h frei. Land Rover gibt einen Durchschnittsverbrauch von 9,9 Liter pro 100 km/h, wir kamen auf 13,1 l/100 km.


Die Höchstgeschwindigkeit ist bei einem Auto wie dem Defender nachrangig, aber beim Anfahren reichen dem Offroad-Spezialisten 6,1 Sekunden. So schwimmt der Defender trotz der 2.361 Kilogramm Lebendgewicht locker in jeder Verkehrssituation mit. In der Stadt ist das weniger relevant als die erwähnte Länge von 5,02 Metern und der Wendekreis von 12,84 Metern. Zum Vergleich: Die Mercedes G-Klasse braucht knapp 80 Zentimeter mehr Platz. Das spielt beim Rangieren im Blechdschungel durchaus eine Rolle. Außerdem hilft es, dass der Defender ein ganzes Arsenal an Kameras montiert hat, die für Durchblick sorgen. Eine 360 Grad Rundumsicht gehört bei einem Auto, das aktuell insgesamt 84.089,98 Euro kostet, zum guten Ton und hilft beim Bewegen ohne Fremdkontakt immens. Doch unser Defender bietet außerdem solche hilfreichen Extras wie den Innenrückspiegel mit "ClearSight Smart View Technologie", was nichts anderes bedeutet, dass die Kamera auf dem Dach für klare Sicht nach hinten sorgt, und das ist beim Hineinquetschen in enge Parklücken ungemein nützlich. Da der Defender ohnehin kein Übersichtswunder ist, hilft es auch, dass die Technik auch die Motorhaube durchsichtig machen kann.

(Foto: press-inform / Land Rover)
(Foto: press-inform / Land Rover)
(Foto: press-inform / Land Rover)
(Foto: press-inform / Land Rover)
(Foto: press-inform / Land Rover)
(Foto: press-inform / Land Rover)

Verbessert ist das "Pivi Pro" Infotainmentsystem. Vor allem die Rechengeschwindigkeit hat sich gegenüber dem Vorgänger merklich gesteigert und beim Hochfahren vergeht keine halbe Ewigkeit mehr, bis das Navigationssystem bereit ist. Die Grafik und die Anmutung der Menüs sind gelungen und das Infotainment entschlackt. Wie beim Smartphone kann man sich oft genutzte Apps auf den Home-Bildschirm des zehn Zoll Touchscreens legen, während sich andere Funktionen eine Ebene darunter befinden. Allerdings muss man nach manchen Befehlen noch etwas suchen, also kann Land Rover beim nächsten Update die Menüstruktur etwas straffen, um die intuitive Bedienung zu erleichtern. Hilfreich die Tatsache, dass man mit einem Knopfdruck im Lenkradkranz auf die Cockpit-Menüs oder die des Touchscreens zugreifen kann.

Autor: Wolfgang Gomoll, München  Stand: 21.12.2020
Fotos: press-inform / Land Rover