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Strom ohne Stecker
Honda bringt einen komplett neu entwickelten Jazz auf den Markt. Das hoch bauende Monobox-Design und die praktischen Fondsitze sind bei der Neuauflage geblieben. Zumindest in Europa gibt es den neuen Jazz, der auf den meisten Märkten als Honda Fit angeboten wird, jedoch nur noch als Hybridmodell.

Strom ohne Stecker

Honda Jazz 2020 (Foto: Thorsten Weigl)

Honda bringt einen komplett neu entwickelten Jazz auf den Markt. Das hoch bauende Monobox-Design und die praktischen Fondsitze sind bei der Neuauflage geblieben. Zumindest in Europa gibt es den neuen Jazz, der auf den meisten Märkten als Honda Fit angeboten wird, jedoch nur noch als Hybridmodell.

Dabei überrascht weniger, dass die neue Jazz-Generation allein als Hybridversion zum Kunden kommt, sondern dass er zumindest in den ersten beiden Jahren nicht als Plug-In-Version anrollt. Denn so gibt es gerade in der Innenstadt zwar einen sehr sparsamen Realverbrauch, doch die verschiedenen Vergünstigungen, die den elektrifizierten Autos mittlerweile eingeräumt werden, setzen eine externe Ladefunktion per Stecker voraus. Somit bleibt der neue Jazz dabei komplett außen vor. Allemal schade, denn technisch haben sich die Honda-Entwickler einiges einfallen lassen. Der Aufwand, den 4,04 Meter langen Kleinwagen so sparsam wie möglich zu machen, sind unter dem Blechkleid gigantisch. Ein 1,5 Liter großer Vierzylindermotor, der jedoch keinen Durchtrieb zum Frontantrieb und somit auch kein Getriebe hat, sondern nur Batterie, Generator und Elektromaschine antreibt, ist neu in dieser Klasse.

Hybrid ohne Stecker - erst einmal

Honda nennt sein Antriebskonzept beim Jazz e:HEV. Der 1,5 Liter große Saugmotor leistet 80 kW / 109 PS und beschleunigt den Japaner Dank 253 Nm maximales Drehmoment immerhin aus dem Stand in guten 9,4 Sekunden auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h dürfte die meisten Kunden weit weniger interessieren als der sparsame Verbrauch von 4,5 Litern Super auf 100 Kilometern. Für die maximale Effizienz sorgt das aufwendig orchestrierte Antriebskonzept aus zwei Elektromotoren, einem Benziner, einer Lithium-Ionen-Batterie und einem Kraftstofftank. Nutzt man diese Kombination bestmöglich aus, sind mehr 800 Kilometer Reichweite mit einer Tankfüllung drin. Bei Geschwindigkeiten bis Tempo 50 ist der Honda Jazz ohnehin zumeist im reinen Elektromodus unterwegs. Hierzu wird der Elektromotor aus der unter dem Kofferraum verbauten Lithium-Ionen-Batterie mit Energie versorgt.


Im Hybridmodus, der bei normaler Fahrt die größte Zeit arbeitet, wird der zweite Elektromotor vom 1,5 Liter großen Verbrenner mit Leistung versorgt, der als Generator arbeitet und die Leistung für den elektrischen Antriebsmotor produziert. Nur beim starken Beschleunigen oder Geschwindigkeiten von deutlich über 100 km/h ist der Benziner über eine sogenannte Überbrückungskupplung direkt mit den vorderen Antriebsrädern verbunden und beschleunigt den Asiaten so ebenso dynamisch wie lautstark. Heißt, der Motorklang hat nahezu nichts mit dem Tempo selbst zu tun. Ein lautes Aufheulen wie bei einem normalen CVT-Getriebe gibt es allein beim Zwischenspurt oder der Vollgasfahrt auf der Autobahn, wenn neben dem kräftig arbeitenden Verbrenner auch der Elektromotor boostet. Sonst ist der 1,3 Tonnen schwere Jazz ebenso wie der technisch identische, aber etwas rustikaler anmutende Jazz Crosstar, betont leise unterwegs und dabei deutlich besser als sein Vorgänger gedämmt. Keine großen Veränderungen gibt es beim Fahrwerk. Hier gibt es eine ausgewogene und komfortable, aber nicht zu weiche Abstimmung. Jedoch bleibt der hohe Schwerpunkt schon durch die im Vergleich zum Aufbau vergleichsweise kleinen Räder spürbar. Besser und direkter als zuvor: die variable Servounterstützung der Lenkung.

Viel Platz im Innern

Komplett neu präsentiert sich auch der Innenraum. Unverändert gibt es vorne wie hinten ein gutes Platzangebot; jedoch sind die vorderen Sitze deutlich bequemer und besser konturiert als bisher. Das freut nicht nur groß gewachsene Personen. Behalten haben Honda Jazz / Fit die fummelige Sitzverstellung und das Alleinstellungsmerkmal der Rücksitze, die sich nicht nur nach vorne umlegen lassen, sondern Dank des unter den Frontsitzen versteckten Tanks auch über eine nach oben klappbare Sitzfläche verfügen, was für große Gegenstände mehr als praktisch ist. Das Ladevolumen: 304 bis 1.205 Liter. Durch die Neukonstruktion des Vorderwagens werden die gewaltigen Kräfte bei einem etwaigen Frontaufprall nicht mehr über die A-Säule, sondern über die hintere Säule des kleinen Dreiecksfensters geleitet. Hört sich langweilig an, bringt aber eine nur halb so breite A-Säule und somit gerade für kleine Fahrer eine spürbar bessere Sicht nach vorn. Die Karosserie wurde durch hochfeste Stähle deutlich steifer und somit sicherer als beim Vorgänger

Honda Jazz 2020 (Foto: Thorsten Weigl)
Honda Jazz 2020 (Foto: Thorsten Weigl)
Honda Jazz 2020 (Foto: Thorsten Weigl)
(Foto: Thorsten Weigl)
(Foto: Thorsten Weigl)
(Foto: Thorsten Weigl)

Gewonnen haben zudem Verkleidungen und Applikationen, die nunmehr mit wertigeren Oberflächen und Textilelementen versehen sind. Allzu überladen wirkt dagegen die animierte 7-Zoll-Instrumenteneinheit hinter dem Zwei-Speichen-Lenkrad mit einer Vielzahl verschiedenster Informationen. Eine Fokussierung auf das wesentliche wäre hier mehr gewesen. So sind Funktionen der deutlich mehr Fahrerassistenzsysteme ähnlich groß im Blickfeld wie Tacho oder Warnhinweise und nicht alles lässt sich herauskonfigurieren. Mit bis zu neun Zoll etwas größer als nicht unbedingt übersichtlicher ist der zentrale Multifunktionsbildschirm in der Mitte der aufgeräumten Armaturentafel. Die einzelnen Kacheln erleichtern wie bei einem Smartphone die Bedienung während der Fahrt. Doch auch hier würde dem neuen System mehr Konturschärfe des Displays und Übersichtlichkeit guttun. Zudem ist der Bildschirm nicht zum Fahrer geneigt und spiegelt daher bei Sonneneinstrahlung störend.


Mächtig nachgelegt hat der Honda Jazz beim Thema Sicherheit. Ebenso wichtig wie Spurverlassenswarnung, Notbrems- und Totwinkelassistent sind dabei die zehn Airbags, wobei einer den Kniebereich des Fahrers und ein zweiter den Bereich zwischen den beiden Frontsitzen im Falle eines Unfalls absichert. Der Basispreis für den solide ausgestatteten Honda Jazz in der Ausstattungsvariante Komfort beginnt bei 22.000 Euro inkl. LED-Scheinwerfern und Klimaautomatik. Deutlich besser ist der mindestens 23.050 Euro teure Jazz Elegance, der unter anderem ankappbare Spiegel, Alufelgen, 9-Zoll-Display und Einparkhilfe vorne wie hinten bietet.

(Foto: Thorsten Weigl)
(Foto: Thorsten Weigl)
(Foto: Thorsten Weigl)
(Foto: Thorsten Weigl)
(Foto: Thorsten Weigl)
(Foto: Thorsten Weigl)

Autor: Stefan Grundhoff  Stand: 08.06.2020
Fotos: Thorsten Weigl