Für den CDU-Europaabgeordneten Dennis Radtke sind jetzt die Automobilhersteller gefordert, den Kurs gegenüber den Autohändlern und den Zulieferern zu korrigieren. Im Umgang mit diesen beiden Partnern würden "seit Jahren Risiken verlagert und die Marktmacht in einer Weise ausgenutzt, die ich für schäbig halte", klagt Radtke. Angeblich sei von einigen Händlern zu hören, dass die Verkaufsziele der Hersteller nicht korrigiert würden, obwohl der Markt zusammengebrochen sei. Eine Rabattschlacht würde weiteres Öl in das Feuer gießen. "Angesichts der ohnehin schon schmalen Margen im Handel und zusätzlich der krisenbedingten Atemnot der Betriebe wäre das Anzetteln von Rabattschlachten gerade jetzt kaufmännisch verantwortungslos und nähme für viele Betriebe ein schlimmes Ende", so Peckruhn.
Konzerne verlängern Haltedauer
Fragt man bei Autohändlern nach, stößt man auf eine Mauer der Verschwiegenheit und diese Trutzburgmentalität zieht sich durch alle Marken und Größen des Autohandels. "Wir machen da grundsätzlich keine Aussagen", heißt es unisono. Die ungewöhnliche Reserviertheit der Autohäuser zeigt, wie tief die Verunsicherung sitzt. Keiner will die Hand beißen, die ihn füttert. Selbst wenn die Stücke immer kleiner und die Schläge immer härter werden. Die Gefahren lauern überall. "Richtig bedrohlich werden können aber Rücknahmeverpflichtungen aus Flottengeschäften, wenn diese zu einem ungünstigen Zeitpunkt und in größeren Mengen erfolgen. Da hilft dann nur ein Gespräch mit dem Flottenkunden, um die Rücknahmen zum Beispiel über einen längeren Zeitraum zu strecken", weiß Arthur Kipferler von der Strategieberatung Berylls.
Bei VW versucht man alles, um diesen drohenden Blech-Tsunami zu verhindern, und fegt dabei erst einmal vor der eigenen Tür. Wie die "Automobilwoche" berichtet, hat der niedersächsische Autobauer die Haltedauer seiner rund 30.000 Dienstwagen von acht auf 15 Monate erhöht. Diese Regelung betrifft aber nur Modelle, die in der Gunst der Autofahrer nicht so weit oben rangieren. Anders schaut die Sache bei elektrifizierten Gebrauchtwagen aus, die heiß begehrt sind. Dazu zählen E-Up, E-Golf sowie die Hybride Golf GTE und Passat GTE. "Die Maßnahme ist unseres Erachtens eher beruhigend, als beunruhigend da der Druck so etwas vom Markt genommen wird. Außerdem führt die zeitlich angepasste Angebotssteuerung dazu, dass der Wiederverkauf - entsprechend den makroökonomischen Prognosen - unter deutlich günstigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stattfinden kann. Insgesamt ist die Maßnahme daher gut nachvollziehbar und aus Restwertüberlegungen sinnvoll", erklärt Maarten Baljet, der Geschäftsführer von BF Analytics.
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 06. Juni 2020