Eine Hybridisierung gibt es bei der BMW M GmbH nur unter bestimmten Voraussetzungen. "Der Elektroantrieb ist aktuell nicht so robust, dass ich ihm über lange Zeit die Hinterachse anvertrauen würde", erteilt BMW-M-Entwicklungschef Dirk Häcker dem Konzept eines Elektromotors an der Hinterachse eine klare Absage, der sich einige Konkurrenz-Fahrdynamiker anschließen. Für die Münchner soll die E-Maschine nicht nur als Antriebsquelle fungieren, sondern auch im Dienste der Fahrdynamik agieren, also auch beim Verteilen der Antriebskraft tätig sein. Klar ist aber, dass ein BMW M auch eine elektrische Mindestreichweite haben muss, die die Kunden befähigt auch zukünftig in alle Innenstädte einfahren zu dürfen. Diese Eigenschaft erwarten wohl die meisten Käufer der Sportwagen aus dem Süden Deutschlands.
Dreistellige Kilogrammzahl Mehrgewicht
Dirk Häcker beziffert den Gewichtszuwachs in Rahmen eine Hybridisierung inklusive eines Allradantriebs auf eine dreistellige Kilogrammzahl. Diesen Faktor gilt es zu reduzieren - und zwar merklich. Zusammen mit dem Mutterhaus entwickelt die M GmbH eine neue Plattform, die einen elektrifizierten Antriebsstrang unter der Prämisse der Fahrdynamik ermöglicht. Wichtige Parameter sind die Einbaulage der Energiespeicher und natürlich die Energiedichte. Mit diesem Anforderungsprofil werden sich die Münchner kaum von ihren Kollegen im westlich und nördlich der bayerischen Landeshauptstadt unterscheiden. Allerdings können die Sportler den Batteriekasten nach eigenem Gusto füllen. Das deckt sich mit den Plänen von AMG, die spezielle Akkuzellen entwickeln, die auf Sportlichkeit getrimmt sind. Deswegen werden rein elektrische Reichweiten von 100 Kilometern bei dynamischen Modellderivaten eher die Ausnahme sein. Das ist jedoch die Zielgröße bei den Mercedes-Standmodellen wie der kommenden Mercedes S-Klasse. Dazu kommt, dass leistungsfähige Batteriezellen in einem Sportmodell mehr Wärme abstrahlen und deswegen einer aufwendigeren Kühlung bedürfen. Das macht das System komplexer und bringt Gewicht ins Auto - ein Teufelskreis.
Grundsätzlich gilt, dass sich der Grad der Elektrifizierung nach Fahrzeugart und -Segment richtet. Superkondensatoren (engl. Super Caps) sind nur etwas für Sportwagen, die nicht als Erstfahrzeug genutzt werden. Außerdem passt eine sehr schwere Batterie nicht zu einem kleineren Fahrzeug, wie dem BMW M2, dem Mercedes AMG oder dem Audi RS 3. Die aktuell vorgestellten Modellversionen von BMW M3 / M4, Audi RS6 / RS7 oder Mercedes AMG werden wohl die Letzten ihrer Art ohne eine Ladebuchse sein. Für die kommende Generation gibt es zumindest Startergenerator samt 48-Volt-Bordnetz und im nächsten Schritt die Sportversionen mit Stecker wie dies bereits im BMW i8 gezeigt wurde. Der neue Mercedes AMG C63 soll nur noch mit vier Zylindern kommen und die Fans laufen bereits Sturm. Statt des sonoren V8-Brabbelns gibt es dann nur noch Vierzylinderwummern mit elektrischer Unterstützung. Dabei wird es nicht bleiben. Auch vom kommenden Mercedes SL ist zumindest mittelfristig ein Vierzylinder in Planung, der bei der später folgenden Basisversion ab 2022 / 2023 elektrisch unterstützt wird.
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- Veröffentlicht: 04. Juni 2020