Bei Mercedes hat der Klassikbereich einen besonders hohen Stellenwert. Kein anderer Autobauer hat einen derartigen Klassikfundus wie die Stuttgarter. Kein Wunder, dass im 3D-Verfahren auch besonders rare Ersatzteile für Oldtimer produziert werden. Nach jahrelangen Tests werden mittlerweile Kleinteile wie der Innenspiegelfuß des legendären Mercedes 300 SL Flügeltürer oder dessen Zündkerzenhalter im 3D-Druck gefertigt. Der Spiegelfuß besteht ebenso wie das Original aus einer Aluminiumlegierung und erhält nach dem Druckprozess eine Oberflächenverchromung. Hier gibt es sogar Raum für Verbesserungen. Da der neu entstandene Spiegel eine bessere Sicht nach hinten bietet soll, ist der Fuß minimal erhöht. Nicht ganz so exklusiv und doch schwer auf dem Gebrauchtteilemarkt zu bekommen sind zum Beispiel die Schiebedach-Gleiter für historische Baureihen wie den spektakulären Mercedes 600er Pullman oder die historischen E- und S-Klassen der Baureihen W 110, 111 / 112 oder den begehrten W 123er. Auch das komplexe Tachogehäuse für den Mercedes SL/SLC der Baureihe R 107 / C 107 war lange Jahre nicht mehr zu bekommen -schon gar nicht in Neuwagenqualität.
Doch auch Daimler nutzt seine überdimensionalen Laserdrucker nicht nur der Klassikbereich. "Für Kleinstserien von Neufahrzeugen eignet sich Additive Manufacturing ebenfalls. Durch gezielte Entwicklung der Teile speziell für den 3D-Druck können die Produktionskosten weiter gesenkt und die Qualität optimiert werden", so Jasmin Eichler, Leiterin Future Technologies bei Daimler, "besonders sinnvoll ist der 3D-Druck auch bei der Vorentwicklung von Fahrzeugen. Die benötigten kleinen Stückzahlen können mit Additive Manufacturing oft günstiger und schneller hergestellt werden, als mit herkömmlichen Produktionsverfahren."
Porsche zeigt bei den Entwicklungen im Bereich des 3D-Drucks insbesondere seine Herkunft aus dem Motorsport. Im Rahmen einer Konzeptstudie präsentierte das Unternehmen jüngst einen Vollschalensitz, der im Laserprinter entstanden ist. Die Mittelbahn des Sitzes stammt dabei zum Teil aus einem 3D-Drucker. Kunden können zukünftig bei der Komfortschicht zwischen drei Härten wählen - fast wie im Rennsport. Der Sitz ist die Schnittstelle zwischen Mensch und Fahrzeug und entsprechend wichtig für ein präzises, sportliches Handling. Schon lange sind in Rennfahrzeugen daher individuelle, auf den jeweiligen Fahrer ausgelegte Sitzschalen üblich", so Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei Porsche, "mit dem 3D-Druck Bodyform Vollschalensitz machen wir einmal mehr Technologie aus dem Motorsport für Serienkunden erlebbar." Neben der motorsportähnlichen Ergonomie zeichnet sich der 3D-Stuhl durch weniger Gewicht, verbesserten Komfort und eine passive Klimatisierung aus. Die Möglichkeiten durch 3D-Druck scheinen kaum Grenzen zu kennen. Nicht nur die Klassikfans wird das freuen.
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- Veröffentlicht: 22. April 2020